Todesvoting. Karin Szivatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karin Szivatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754173541
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notierte ein paar Stichworte und fragte, ohne den Mann anzusehen: „Hat er vielleicht auch einmal etwas völlig Ungewöhnliches erzählt? Von einem fetten Lottogewinn, dass ihm eine berühmte Persönlichkeit nahestand? Ein Politiker, ein Schauspieler, ein Wissenschaftler, ein Firmenboss oder sonst jemand?“

      Der Mann starrte an die Decke und dachte lange nach. „Nein, so etwas hat er nie erwähnt. Und ich glaube kaum, dass er solche Bekannte hatte, sonst wäre er nicht an der Tür vor der Anwaltskanzlei gestanden. Die hohen Tiere haben doch immer einen Job für ihre Verwandten oder Freunde, wo unsereins gar nicht hinkommt.“

      Rodrigo nickte zustimmend und stellte noch einige unbedeutendere Fragen, doch der Mann hatte bereits alles erzählt, was er wusste. Diese Quelle war schon eindeutig versiegt, noch bevor sie gesprudelt hatte. Rodrigo war das gewohnt und somit bohrte er nicht mehr weiter.

      Nachdem er sich bedankt und ihn nach Hause geschickt hatte, blieb er noch kurz in dem kleinen Raum und rieb sich mit den Handflächen übers Gesicht. Er fühlte sich ein wenig frustriert, müde, kraft- und auch mutlos. Doch schon bald streckte einer der diensthabenden Polizisten und sah ihn mit trauriger Miene an „Tut mir leid, aber die Fahndung ist bis jetzt ergebnislos verlaufen. Der weiße Transporter mit der mutmaßlich entführten Person ist weg, wir konnten bis jetzt nicht die geringste Spur finden. Aber vielleicht bringen die Straßensperren etwas, die vor allen Ausfahrten errichtet wurden. Alles andere müssen jetzt Sie veranlassen.“

      Rodrigo sah den jungen Polizisten prüfend an und fragte sich, ob er jetzt richtig gehört hatte. „War das jetzt eine Aufforderung ihrerseits, meine Arbeit zu tun? Wollten Sie mir gerade Vorschriften machen, wie ich meinen Job zu erledigen habe?“, keifte er den Beamten an und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

      Der Polizist streckte ihm beschwichtigend die leeren Handflächen entgegen, zog sofort instinktiv schützend den Kopf ein und ging als Zeichen seiner Unterwerfung ein wenig in die Knie.

      „Nein, auf gar keinen Fall!“, verteidigte er sich kleinlaut. „Ich wollte damit nur sagen, dass wir getan haben, was wir konnten und alles andere in Ihrem Zuständigkeitsbereich liegt. Dass Sie der Fachmann für die beiden Entführungen sind und an unsere Arbeit anknüpfen können, weil wir nichts mehr dazu beitragen können.“

      Rodrigo nickte und sah ein, dass er überreagiert hatte. „Ist in Ordnung, ich habe es falsch aufgefasst. Entschuldigen Sie bitte meinen Ausbruch.“

      Der Polizist lächelte nur schwach und war echt froh, dass der riesige Kriminalbeamte sein Revier verließ und er unbeschadet davongekommen war. Gleich darauf tippte er die Protokolle der beiden Zeugen, damit er sie von ihnen unterschreiben lassen konnte und wieder Ruhe in seiner Dienststelle einkehrte. Er konnte den Rummel nicht leiden und hasste es, wenn fremde Menschen in seinen Dienstbereich eindrangen.

      Rodrigo saß noch eine ganze Weile vor der Polizeidienststelle im Wagen und starrte vor sich hin. Zwei Entführungen innerhalb von lediglich drei Tagen nach genau dem gleichen Schema und mit dem gleichen Fahrzeug. Die beiden Opfer mussten eine signifikante Gemeinsamkeit haben und genau diese galt es nun so schnell als möglich herauszufinden.

      Nach etlichen Minuten riss er sich aus dem nie versiegenden Gedankenstrom und rief kurzerhand den Kriminalpsychologen an, ohne sich mit den üblichen Begrüßungsfloskeln aufzuhalten. „Hast du schon mit der Familie von Cooper gesprochen?“, fragte er ohne Begrüßungsfloskeln. Diese ersparte er sich meist, da sie wirklich völlig unnötig waren, wenn man jemanden erst vor einer Stunde gesehen hatte. Er war der Ansicht, dass eine einzige Begrüßung für den ganzen Tag zählte und auch völlig ausreichte.

      „Ja, hab‘ ich, aber viel konnte ich nicht in Erfahrung bringen Er ist ledig, hat keine Kinder, keine Freundin und so weit ich bis jetzt recherchieren konnte, auch keine näheren Freunde. Nur Arbeitskollegen und eher oberflächliche Bekannte. Für mich war nicht wirklich etwas zu holen, damit fange ich nichts an. Tut mir leid, aber das reicht für eine Analyse absolut nicht aus. Aber ich kann vielleicht aus den Ergebnissen der Kollegen etwas herauslesen, mal sehen. Wie sieht’s bei dir aus?“

      „Ich hab‘ so viel wie du, fahre jetzt aber zur Kanzlei Held & Partner um den Sicherheitschef zu befragen. Wir sehen uns.“

      Damit legte er auf und lenkte den Wagen in gemäßigtem Tempo zum Arbeitgeber des Opfers. Er wollte noch etwas Zeit haben, um sich auf das Gespräch vorzubereiten. Er wusste, dass solche Gespräche weniger gut liefen, wenn er gestresst war.

      Am weitläufigen Empfangstresen legte er seinen Dienstausweis vor und verlangte mit dem Personalchef sowie mit dem Chef der Security zu sprechen. Einen Anruf später wurde er in den neunten Stock verwiesen, wo er bereits am Aufzug von den beiden Männern in Empfang genommen wurde. In ihren Gesichtern konnte er nicht nur Überraschung, sondern auch eine gewisse Furcht, vor allem aber Anspannung sehen. Sie schienen etwas auf dem Kerbholz zu haben, weshalb er sich Hans Gruber an seiner Seite wünschte.

      Er entschuldigte sich, wählte die Nummer des Psychologen und sagte nur: „Es wird etwas später“, dann legte er auf und sah den beiden mit einem strahlenden Lächeln ins Gesicht.

      Der Psychologe ließ alles liegen und stehen und machte sich im Höllentempo auf zum Gebäudekomplex, in dem Rodrigo mit der Befragung auf ihn wartete. ‚Es wird etwas später’ war der interne Code für ‚Schwing deinen Hintern zu mir, und zwar so rasch als möglich!’

      Da der Verkehr ziemlich flüssig war, kam der Psychologe schon nach knapp zehn Minuten an den Empfangstresen gehetzt und fragte nach dem Chef der Security. Er wurde ebenfalls in den neunten Stock gebeten.

      Rodrigo hielt die beiden Männer bis zum Eintreffen seines Kollegen mit oberflächlichen, nicht verwertbaren Fragen hin, lobte das teure Interieur, interessierte sich für die Arbeit der Firma und versicherte, dass der Job eines Securitys sehr anspruchsvoll sei.

      Als Hans kam, überließ er ihm zum Großteil die Gesprächsführung und speicherte die Informationen vorerst nur in seinem Kopf. Er würde im Anschluss an dieses Gespräch nicht nur das Protokoll schreiben, sondern auch noch Ergebnisse herausholen müssen. Er musste die beiden Entführten finden und zwar so rasch als möglich. Ralf Penz, sein Oberboss, machte ihm schon jetzt ziemlich Feuer unterm Hintern.

      Doch der Einsatz bei den Rechtsverdrehern war ein Schlag ins Wasser. Hans vermutete, dass die beiden durchaus etwas mit Unterschlagung oder mit sonstigen finanziellen Ungereimtheiten zu hatten, aber nichts mit der Entführung. Mike wurde als sehr zuverlässiger, ruhiger, pünktlicher, gepflegter Mann beschrieben, der einen sehr guten Umgang mit den Kunden der Firma und mit seinen Kollegen pflegte. Er war stets korrekt, verschwiegen und behielt selbst in prekären Situationen den Überblick und einen kühlen Kopf. Sie hatten auch keine Ahnung von seiner Entführung und somit waren sie für die Ermittlungen wertlos.

      Nachdem sich die beiden Kommissare verabschiedet hatten, fuhren sie ins Dezernat, um ihre dürftigen Erkenntnisse mit den anderen Kollegen zu teilen.

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