Oblomow. Iwan Alexandrowitsch Gontscharow. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Iwan Alexandrowitsch Gontscharow
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175385
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      »Was fällt dir ein! Ich zahle immer im voraus. Nein, man will die Wohnung umbauen ... Aber warte doch! Wohin gehst du? Rate mir, was ich tun soll: man drängt mich, ich soll in einer Woche ausziehen ...«

      »Warum soll ich eigentlich dein Ratgeber sein? ... Was bildest du dir eigentlich ein ...«

      »Ich bilde mir gar nichts ein«, sagte Oblomow, »lärme nicht und schreie nicht, denke lieber darüber nach, was zu tun ist. Du bist ein praktischer Mensch ...«

      Tarantjew hörte ihm nicht mehr zu und überlegte sich etwas.

      »Nun, also meinetwegen; bedanke dich bei mir«, sagte er, sich setzend und den Hut abnehmend, »und laß beim Mittagessen Champagner servieren: deine Angelegenheit ist erledigt.«

      »Wie denn?« fragte Oblomow.

      »Gibst du mir Champagner?«

      »Also gut, wenn dein Rat so viel wert ist ...«

      »Du bist ja gar nicht wert, daß ich dir einen Rat gebe. Warum soll ich dir denn umsonst raten? Frage doch diesen da«, fügte er auf Alexejew hinweisend hinzu, »oder seinen Verwandten.«

      »Aber so laß doch gut sein und sprich!« bat Oblomow.

      »Also hör zu: du ziehst noch morgen aus ...«

      »Das hast du dir ausgedacht? Soviel habe ich auch selbst gewußt ...«

      »Warte, unterbrich mich nicht!« schrie Tarantjew ihn an. »Übersiedle morgen in das Haus meiner Gevatterin, auf der Wiborgskajastraße ...«

      »Das ist aber etwas ganz Neues, auf die Wiborgskajastraße! Man sagt, daß dort im Winter die Wölfe herumlaufen.«

      »Es kommt vor, daß sie von den Inseln herüberlaufen, was geht das dich an?«

      »Es ist dort langweilig und öde, und niemand kommt hin.«

      »Das ist nicht wahr! Dort wohnt meine Gevatterin; sie hat ihr eigenes Haus mit großem Gemüsegarten. Sie ist eine vornehme Frau, eine Witwe mit zwei Kindern; mit ihr zusammen lebt ihr lediger Bruder; der hat einen ganz anderen Verstand als dieser da in der Ecke«, sagte er, auf Alexejew hinweisend, »da sind wir beide nichts dagegen!«

      »Was geht das alles mich an?« sagte Oblomow ungeduldig. »Ich werde nicht dorthin ziehen.«

      »Wir werden einmal sehen, ob du nicht dorthin ziehen wirst. Nein, wenn du um Rat bittest, mußt du auch darauf hören, was man dir sagt.«

      »Ich werde nicht ausziehen«, sagte Oblomow entschlossen.

      »Nun, dann geh zum Teufel!« antwortete Tarantjew, sich seinen Hut aufstülpend, und schritt zur Tür hin.

      »Was du für ein seltsamer Kauz bist!« sagte er wieder umkehrend. »Was gefällt dir denn hier so gut?«

      »Was ist das für eine Frage? Hier habe ich alles in der Nähe, die Läden, das Theater, die Bekannten ... das Zentrum der Stadt, alles ...«

      »Wa-as?« unterbrach ihn Tarantjew. »Wie lang ist's her, daß du ausgegangen bist? Sag einmal. Wie lang ist's her, daß du im Theater warst? Zu welchen Bekannten gehst du? Wozu brauchst du also das Zentrum? Gestatte mir einmal die Frage.«

      »Wozu? Es kommt doch Verschiedenes vor!«

      »Siehst du, du weißt es selbst nicht. Und dort, stelle dir nur vor, wirst du bei meiner Gevatterin, bei einer vornehmen Frau, still und ruhig leben; niemand wird dich belästigen; dort ist kein Lärm und kein Trubel, und alles ist rein und in Ordnung. Schau mal her, du lebst ja hier wie in einem Gasthof und willst ein Gutsbesitzer und Edelmann sein! Und dort ist es rein und ruhig; du hast auch jemand, mit dem du ein Wort wechseln kannst, wenn du dich langweilst. Außer mir wird niemand zu dir kommen. Es sind zwei Kinderchen da – du kannst mit ihnen spielen, so viel du willst. Was willst du noch? Und was du dir dabei ersparst! Was zahlst du hier?«

      »Anderthalbtausend.«

      »Und dort brauchst du für das ganze Haus nur tausend Rubel zu zahlen! Und was das für helle, hübsche Zimmer sind! Sie wollte schon lange einen stillen, pünktlichen Mieter haben – ich schlage dich vor ...«

      Oblomow schüttelte zerstreut den Kopf.

      »Du lügst, du wirst hineinziehen!« sagte Tarantjew. »Du mußt in Betracht ziehen, daß dich das um die Hälfte billiger kommen wird. Du ersparst dir an der Miete allein fünfhundert Rubel. Du wirst eine viel bessere und reinere Kost haben, weder die Köchin noch Sachar wird dich bestehlen ...«

      Aus dem Vorzimmer drang ein Brummen herein.

      »Und alles wird in Ordnung sein«, sprach Tarantjew weiter, »man kann sich zu dir jetzt gar nicht an den Tisch setzen: man möchte Pfeffer haben, es ist keiner da, man hat keinen Essig gekauft, die Messer sind nicht geputzt; du sagst, die Wäsche geht verloren, überall ist Staub, es ist überhaupt ein Greuel! Und dort wird eine Frau die Wirtschaft führen; weder du noch der Schafskopf Sachar ...«

      Das Brummen im Vorzimmer wurde lauter.

      »Dieser alte Hund«, fuhr Tarantjew fort, »wird an nichts zu denken brauchen: du wirst mit allem versorgt sein. Was gibt's denn dabei zu überlegen? Ziehe aus, und die Sache ist in Ordnung ...«

      »Warum soll ich denn plötzlich, ohne jeden Grund, nach der Wiborgskajastraße übersiedeln ...«

      »Was soll man mit dir anfangen!« sagte Tarantjew, sich den Schweiß vom Gesicht wischend; »es ist jetzt Sommer, und dort ist es wie auf dem Lande. Du verfaulst ja ganz auf dieser Gorochowajastraße! ... Dort ist der Besborodkinpark. Ochta ist ganz in der Nähe, die Newa ist zwei Schritte von dir entfernt, du hast deinen eigenen Gemüsegarten – dort ist weder Staub noch Hitze! Da gibt's gar keine Bedenken; ich laufe gleich nach dem Mittagessen zu ihr hinüber – du gibst mir Geld für eine Droschke – und du ziehst gleich morgen ein ...«

      »Was das für ein Mensch ist!« sagte Oblomow, »er denkt sich plötzlich Gott weiß was aus: nach der Wiborgskajastraße! Es ist eine Kunst, sich so etwas auszudenken. Bringe es lieber fertig, dir etwas auszudenken, daß ich hierbleiben kann. Ich wohne hier seit acht Jahren und will nicht ausziehen ...«

      »Es ist alles erledigt: du ziehst aus. Ich fahre jetzt gleich zur Gevatterin hin, ich werde mich über die Anstellung ein anderes Mal erkundigen ...«

      Er wollte gehen.

      »Wart, wart, wohin?« hielt Oblomow ihn auf, »ich habe eine noch wichtigere Angelegenheit. Sieh mal, was für einen Brief ich vom Dorfschulzen bekommen habe, und sage, was ich tun soll.«

      »Was du für ein Mensch bist!« antwortete Tarantjew, »du kannst nichts selbst machen. Immer muß ich es sein! Wozu taugst du denn eigentlich? Du bist ja kein Mensch, sondern ein Strohsack.«

      »Wo ist der Brief? Sachar, Sachar! Er hat ihn schon wieder irgendwohin gesteckt!« sagte Oblomow.

      »Hier ist der Brief vom Dorfschulzen«, sagte Alexejew, den zerdrückten Brief reichend.

      »Ja, da ist er«, wiederholte Oblomow und begann laut vorzulesen.

      »Was sagst du dazu? Was soll ich tun?« fragte Ilja Iljitsch, als er fertig war. »Dürre, Zahlungsrückstände ...«

      »Du bist ein ganz verlorener Mann«, sagte Tarentjew.

      »Warum denn?«

      »Bist du es etwa nicht?«

      »Wenn ich ein Verlorener bin, dann sage, was ich tun soll!«

      »Und was bekomme ich dafür?«

      »Ich habe ja gesagt, daß es Champagner geben wird; was willst du denn noch?«

      »Der Champagner ist für das Wohnungssuchen; ich habe dich mit Wohltaten überhäuft, und du fühlst das nicht und streitest noch; du bist undankbar! Suche dir einmal selbst eine Wohnung! Und was für eine Wohnung das ist! Vor allem, wie ruhig du da leben wirst, wie bei einer leiblichen Schwester. Dann sind zwei Kinder und der ledige Bruder da, ich werde jeden Tag kommen ...«

      »Gut,