Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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Gachmureten küsste,

      Wars auch nicht sein Gelüste.

      Dann ging es in den Speisesaal.

      Als sie gegeßen allzumal,

      Da ging der Marschall hin zuhand,

      Wo er die Königstochter fand

      [21]Und heischte großes Botenbrot.

      Er sprach: »Herrin, unsre Noth

      Ist mit Freuden nun zergangen.

      Der hier gastlich ward empfangen,

      5Der Ritter ist so kühn im Streit,

      Wir müßen danken allezeit

      Den Göttern, die ihn hergebracht,

      Daß sie uns Rettung zugedacht.«

      »Nun sag mir bei der Treue dein,

      10Wer der Ritter möge sein?«

      »Frau, es ist ein stolzer Degen,

      Dem einst der Baruch Gold ließ wägen,

      Ein Anschewein von hoher Art.

      Avoi! wie wenig er sich spart,

      15Wenn er daher sprengt zu dem Streit!

      Wie behende kann er jederzeit

      Weichen und vorwärts dringen

      Und Feinden Schaden bringen.

      Ich sah ihn kämpfen gar verwegen,

      20Als von Babylon die Degen

      Alexandrien entsetzen sollten

      Und den Baruch treiben wollten

      Mit Gewalt aus dem Feld.

      Wie Manchen hat er da gefällt

      25Bei des Heeres Niederlage!

      Wohl beging an diesem Tage

      Der edle Held so kühne That,

      Sie musten fliehn, es blieb kein Rath.

      Auch rühmten Alle so den Mann,

      Man erkannte leicht daran,

      [22]Daß ihm ob manchen Landen

      Der Preis wird zugestanden.«

      »So sieh mir zu und säume nicht,

      Daß er herkommt und mich spricht.

      5Wir haben Frieden diesen Tag,

      Daß er herauf wohl reiten mag

      Zu mir; oder soll ich hin?

      Er ist andrer Farbe denn ich bin:

      O weh, verdrießt ihn das auch nicht?

      10Hätt ich darüber nur Bericht!

      Wenn mirs die Meinen riethen,

      Wollt ich ihm Ehre bieten.

      Geruht er, mir zu nahen,

      Wie soll ich ihn empfahen?

      15Ist er so wohl geboren,

      Daß mein Kuss nicht sei verloren?«

      »Er ist von königlichem Blut,

      Ich bürg euch, Frau, mit Leib und Gut.

      Frau, euern Fürsten will ich sagen,

      20Daß sie reiche Kleider tragen

      Und vor euch stehn nach Hofessitten,

      Wenn wir kommen hergeritten;

      Das sagt auch euern Fraun zumal.

      Nun eil ich wieder hin zu Thal

      25Und bring euch her den Degen werth;

      Keiner süßen Tugend er entbehrt.«

      Das Alles fiel auf guten Grund:

      Der Marschall that behend ihm kund

      Wes die Herrin ihn gebeten.

      Schnell wurden Gachmureten

      [23]Reiche Kleider hingetragen:

      Die zog er an; ich hörte sagen,

      Daß sie gar köstlich wären;

      Seine Anker drauf, die schweren,

      5Aus arabschem Golde fein:

      Also wollt er, sollt es sein.

      Da bestieg der Minne süßer Lohn

      Ein Ross, darauf vor Babylon

      Ein Ritter ihn bestand im Streit:

      10Er stach ihn ab, das war dem leid.

      Ob sein Wirth auch mit ihm war?

      Er und seiner Ritter Schar:

      Ja gewiss, des sind sie froh.

      Sie ritten miteinander so

      15Und stiegen ab vor dem Saal.

      Da war der Ritter große Zahl:

      Die musten wohlgekleidet sein.

      Seine Kinde liefen mit ihm ein

      Und gaben sich je zwei die Hand.

      20Ihr Herr auch manche Frau da fand,

      Die wonniglich gekleidet ging.

      Die reiche Königin empfing

      Durch ihre Augen hohe Pein,

      Als sie ersah den Anschewein.

      25Sein Antlitz war so minniglich:

      Ihr Herz erschloß er völlig sich,

      Ob es ihr lieb war oder leid;

      Sonst schloß es ihre Weiblichkeit.

      Ein wenig trat sie ihm entgegen

      Und ließ sich küssen von dem Degen.

      [24]Sie nahm ihn selber bei der Hand.

      Sie setzten sich zum Feind gewandt

      In eines Fensters Ecke

      Aus gesteppter Sammetdecke,

      5Die über weichen Kissen lag.

      Ist etwas lichter, denn der Tag,

      Dem glich nicht viel die Königin.

      Sie hatte weiblichen Sinn;

      Sonst war die tadellose

      10Ungleich der thau'gen Rose:

      Schwarze Farbe von ihr schien,

      Die Kron ein lichter Rubin,

      Daß man ihr Haupt durchscheinen sah.

      Zum Gaste sprach die Wirthin da,

      15Er war ihr sehr willkommen.

      »Viel hab ich, Herr, vernommen,

      Wie ritterlich und kühn ihr seid.

      Bei eurer Zucht, sei euch nicht leid,

      Daß ich euch den Kummer klage,

      20Den ich nah am Herzen trage.«

      »Meine Hülfe bleibt euch unversagt.

      Frau, was euch kümmert oder plagt,

      Mag das wenden meine Hand,

      Sei sie zu euerm Dienst verwandt.

      25Ich bin nur der Eine Mann:

      Wird euch was zu leid gethan,

      So halt ich meinen Schild entgegen;

      Doch macht den Feind das nicht verlegen.

      Da hub ein Fürst mit Züchten an:

      »Fehlt' uns nicht ein Hauptmann,