Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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verrathen zu haben. Der Schottenkönig Friedebrand, dessen Oheim Tankanis des Erschlagenen Vater war, zog, seinen Mord zu rächen, mit vier Genoßen über Meer, und bestürmte Patelamunt vor acht Thoren, während die andern acht der Mohr Raßalig von Aßagog, ein Vasall Eisenharts, bedrängte. Friedebrand selber war mit Morholden, der aus Gottfried von Straßburgs Tristan bekannt ist, wieder heimgezogen, um sein eigen Land gegen die Verwandten Hernants, den er Herlindens wegen erschlagen hatte, zu schirmen; sein Heer aber bedroht noch Patelamunt. Die Belagerer führen einen durchstochenen Ritter in der Fahne, die Belagerten das Bild ihrer Königin, welche zwei Finger der rechten Hand zum Eide ausgestreckt hält, daß sie an Eisenharts Tode unschuldig sei. Sich zur Rache anzuspornen, haben die Belagerer die gebalsamte Leiche Eisenharts nebst dessen kostbarer Rüstung unter einem prächtigen Gezelte vor der Stadt aufgestellt. So stehen die Dinge, als Gahmuret anlangt und der Königin, die ihm trotz ihrer Schwärze gefällt, seine Dienste widmet. Am Morgen reitet er zuerst in das Christenheer, besiegt und fängt dessen Anführer, die Herzoge Heuteger von Schottland und Gaschier von Normandie, entweicht aber vor Kaileten, den er an dem Strauß auf dem Helm und dem Sarapandratest (Tête de serpent) am Schilde als seinen Muhmensohn erkennt. Doch will auch dieser nicht mit ihm streiten, als er von Heuteger seinen Namen erfährt. Von da reitet er zu den Mohren, deren Fürsten Raßalig er gleichfalls gefangen nimmt. Da hiemit der Krieg entschieden ist, kehrt er in die Stadt zurück, wo ihn die Königin entwappnet, und sogleich in ihr Schlafgemach führt. So wird er König der Mohrenreiche Zaßamank und Aßagog. Gahmuret giebt seine Gefangenen und seinen Neffen Killirjakak von Champagne, den die Städter früher gefangen hatten, frei, belehnt seine Fürsten, und schenkt seinem Wirthe das von Prothißilas hinterlaßene Herzogtum. Eisenharts Leiche wird zur Erde bestattet, sein prächtiges Gezelt erhält Gahmuret, und die kostbare Rüstung, welche Raßalig, um sie dem Lande zu erhalten, seinem neuen Könige gleichfalls erbeten hatte, verspricht Heuteger von seinem Herren Friedebrand zu erwerben und ins Mohrenland zurückzuschicken. Die christlichen Fürsten fahren heim, Gahmuret bleibt zurück, sehnt sich aber bald, zumal er keine Ritterschaft findet, wieder nach der Christenheit. Heimlich schifft er sich ein und hinterläßt der Königin einen Brief, der ihr den Grund seiner Flucht meldet und für das Kind, das sie von ihm trägt, sein Geschlechtsregister ausführlich mittheilt. Jenes kommt wie eine Elster schwarz und weiß gescheckt zur Welt und wird Feirefiss Anschewein genannt. Gahmuret begegnet unterwegs noch dem Schiffe, das Eisenharts kostbare Rüstung zurückbringt. Er läßt sie sich aushändigen und fährt gen Sevilla.

      [1]Wem Zweifel an dem Herzen nagt,1

      Dem ist der Seele Ruh versagt.

      Geziert ist und zugleich entstellt,

      Wo Unlautres sich gesellt

      5Zu des kühnen Mannes Preis

      Wie bei der Elster Schwarz zu Weiß.

      Doch oft gelangt er noch zum Heil,

      Denn beide haben an ihm Theil,

      Der Himmel und der Hölle Schlund.

      10Wer Untreu hegt in Herzensgrund,

      Wird schwarzer Farbe ganz und gar

      Und trägt sich nach der finstern Schar;

      Doch fest hält an der blanken

      Der mit stätigen Gedanken.

      15Dieses flüchtge Gleichniss,

      Den Blöden ists zu schnell gewiss,

      Sie faßen nicht der Lehre Sinn.

      Es huscht im Saus vor ihnen hin

      Wie ein brünstiger Hase.

      20Zinn verlöthet hinterm Glase

      Täuscht wie des Blinden Traumgesicht.

      Sie weigern flüchtgen Anblick nicht;

      Doch beständig kann nicht sein

      Dieser trübe, leichte Schein,

      25Seine Freud ist kurz fürwahr.

      Wer rauft mich, wo mir niemals Haar

      Wuchs, in hohler Hand so bloß?

      Der hat zu nahe Griffe los.

      Schrei ich doch auf vor solcher Noth,

      So ist mein Verstand wohl unbedroht.

      [2]Wie werd ich Treue finden,

      Wo sie sicher muß verschwinden

      Wie das Feuer in dem Bronnen,

      Wie der Thau vor der Sonnen?

      5Auch kannt ich nie so weisen Mann,

      Der nicht gern Kunde hätt empfahn,

      Wie hienach zu leben frommt

      Und was daraus für Lehre kommt.

      So beschieden wird er nie verzagen

      10Bald zu fliehen, bald zu jagen,

      Nun zu weichen, nun zu kehren,

      Jetzt zu tadeln, jetzt zu ehren.

      Wer mit dem allen umgehen kann,

      An dem hat Weisheit wohlgethan,

      15Der sich nicht versitzet noch vergeht

      Und sonst auch wohl Bescheid versteht.

      Des wandelbaren Freundes Sinn

      Führt zum Höllenfeuer hin,

      Verhagelt hoher Ehren Glanz.

      20Seine Treue war so kurz von Schwanz,

      Daß sie kaum den dritten Stich vergalt,

      Wenn sie von Bremsen litt im Wald.

      Aber nicht allein den Mann

      Gehn alle diese Lehren an;

      25Dieß Ziel steck ich den Frauen:

      Die meinem Rath will trauen,

      Die wisse wohl, wohin sie kehre

      Ihren Preis und ihre Ehre

      Und welchem Mann sie sei bereit

      Ihrer Lieb und Würdigkeit,

      [3]Auf daß sie nicht gereue

      Ihrer Keuschheit, ihrer Treue.

      Von Gott erfleh ich gutem Weibe,

      Daß sie dem Maß getreu verbleibe.

      5Aus Scham fließt alle gute Sitte:

      Dieß Heil ists, das ich ihr erbitte;

      Die Falsche lohnt nur falscher Preis.

      Wie lange währt ein dünnes Eis,

      Wenn des Augustmonds Sonne schien?

      10So fährt auch bald ihr Lob dahin.

      Viel Schöne preist die weite Welt;

      Ist deren Herz nicht wohlbestellt,

      Die lob ich, wie ich loben wollt

      Ein blaues Glas, gefaßt in Gold.

      15Des Missgriff auch ist nicht gering,

      Der in den schlechten Messing

      Verwirkt den köstlichen Rubin,

      All seines Glückes Vollgewinn:

      Dem gleich ich rechten Frauenmuth.

      20Die weiblich denkt und weiblich thut,

      Nach deren Aussehn frag ich nicht,

      Noch ob ihr Herzensdach besticht:

      Ist sie innerhalb der Brust bewahrt,

      Bleibt volles Lob ihr ungespart.

      25Sollt ich euch nun Weib und Mann

      So gründlich schildern als ichs kann,

      So würd uns Zeit und Weile theuer;

      Hört