Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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weiß von Lieb und Leide

      Und lehrt sie kennen beide;

      [4]Freud und Angst sind auch dabei.

      Und wären hier statt meiner drei,

      Deren Jeder Kunst besäße,

      Daß man meiner Kunst vergäße,

      5Es brauchte doch manch seltnen Fund,

      Thäten euch die dreie kund,

      Was ich euch künden will allein;

      Ihre Mühe sollte sauer sein.

      Die Märe, die ich erneue,

      10Meldet von großer Treue,

      Von Weibes rechter Weiblichkeit,

      Von echten Mannes Mannheit,

      Die nie vor hartem Stein sich bog.

      Sein Herz ihn nie darum betrog,

      15Er Stahl! wo er zum Streite kam,

      Daß seine Hand nicht siegreich nahm

      Manchen rühmlichen Preis.

      Er kühner Mann, versucht und weis

      (Der Held ists, den ich grüße),

      20In der Frauen Augen süße,

      Und doch der Frauenherzen Sucht,

      Im Unglück sichre Zuflucht!

      Den ich hiezu mir auserkoren,

      Im Gedicht ist er noch ungeboren,

      25Den diese Aventüre meint

      Und was von Wunder drin erscheint.

      Noch pflegt man, wie man sonst gepflegt,

      Wo man welsch Gerichte hegt;

      So hälts wohl auch bei uns ein Strich,

      Ihr werdets wißen ohne mich.

      [5]Wer je da herscht' im Lande,

      Der gebot wohl ohne Schande,

      Es ist die Wahrheit sonder Wahn,

      Der ältre Bruder sollt empfahn

      5Des Vaters Erbschaft allzumal.

      Das schuf den jüngern Söhnen Qual,

      Denn ihnen nahm des Vaters Tod

      Die Rechte, die sein Leben bot.

      Das Land war allen sonst gemein;

      10Der ältre hat es jetzt allein.

      Das rieth jedoch ein weiser Mann,

      Daß Alter Gut sollt empfahn.

      Jugend hat viel Würdigkeit,

      Das Alter Seufzen nur und Leid.

      15Es ist wohl nichts so trübgemuth

      Als Alter bei der Armut.

      Könge, Grafen, Herzogen,

      Das sag ich euch für ungelogen,

      Daß die des Guts enterbet sind

      20Bis auf das älteste Kind,

      Das ist gar ein seltsam Ding.

      Der fromme, kühne Jüngling,

      Gachmuret der Weigand

      Verlor so Burgen auch und Land,

      25Wo sein Vater einst mit Fug

      Scepter und Krone trug

      In königlicher Herlichkeit,

      Bis ihn dahin nahm Ritterstreit.

      Sie klagten ihn im Lande sehr.

      Ohne Makel Treu und Ehr

      [6]Bracht er bis auf seinen Tod.

      Alsbald der ältre Sohn entbot

      Des Landes Fürsten her zu sich.

      Sie kamen alle ritterlich,

      5Denn große Lehen sonder Wahn

      Sollten sie von ihm empfahn.

      Da sie zu Hof gekommen,

      Eines Jeden Recht vernommen

      War, daß sie die Lehn empfingen,

      10Nun höret, was sie da begingen.

      Wie ihre Treue rieth den Biedern,

      Das Volk zumal, die Hoh'n und Niedern,

      Bescheiden haben sie gebeten,

      Daß der König Gahmureten

      15Die Brudertreu bewährte

      Und sich selber damit ehrte,

      Daß er ihn nicht ganz verstieße

      Und ihm in seinem Lande ließe

      Einen Edelsitz, nur daß er hätte2

      20Seiner Freiheit eine Stätte,

      Darauf sein Name möchte ruhn.

      Der König wollt es gerne thun:

      »Ihr wißt mit Maßen zu begehren,

      Ich will euch das und mehr gewähren.

      25Was nennt ihr nicht den Bruder mein

      Gachmuret Anschewein?

      Anschau heißet dieß mein Land:

      Wir beide sein davon genannt.«

      Also sprach der König hehr.

      »Mein Bruder wiße, daß er mehr

      [7]Stäter Hülfe bei mir finde,

      Als ich sagen könnte so geschwinde.

      Er soll mein Ingesinde sein.

      Ich laß euch nicht im Zweifel sein,

      5Ob uns dieselbe Mutter trug.

      Er hat wenig, ich genug:

      Drum soll ihm spenden meine Hand,

      Daß nicht mein Heil dafür zu Pfand

      Steh vor dem, der nimmt und giebt,

      10Beides ganz wie ihm geliebt.«

      Als die Fürsten all umher

      Vernahmen, daß der König hehr

      Dem Bruder ganzer Treue pflag,

      Das war den Herrn ein lieber Tag;

      15Auch dankt' es ihm ein Jeder sehr.

      Da säumte Gahmuret nicht mehr

      Zu reden, wie das Herz ihm sann.

      Zum König hub er gütlich an:

      »Herr und lieber Bruder mein,

      20Wollt ich Ingesinde sein

      Eines Mannes auf der Welt,

      So wärs hier wohl um mich bestellt.

      Nun meßet daran meinen Preis,

      Seid ihr doch getreu und weis,

      25Und rathet nach der Dinge Stand;

      Darnach geht hülfreich mir zur Hand.

      Ein Harnisch nur gehört mir an;

      Hätt ich mehr darin gethan,

      Das in der Ferne Lob mir brächte,

      So hofft ich, daß man mein gedächte.«

      [8]Gachmuret sprach weiter: »Noch

      Sechszehn Knappen hab ich doch,

      Davon ich sechs geharnischt finde.

      Gebt ihr mir dazu vier Kinde

      5Von