Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
Скачать книгу
Feind nicht sparen.

      Denn Friedebrand ist heimgefahren,

      Er befreit nun dort sein eigen Land:

      Ein König Namens Hernant,

      5Den er Herlindens halb erschlug,

      Des Freunde thun ihm Leid genug;

      Sie wollen es ihm nicht erlaßen:

      Doch hat er Helden hier gelaßen:

      Den Herzogen Heuteger,

      10Des kühne That schon viel Beschwer

      Uns schuf, und seine Ritterschaft:

      Ihr Streit hat Kunst genug und Kraft.

      So hat auch manchen Söldner hier

      Der Normanne Gaschier,

      15Der versuchte Degen hehr.

      Noch hat hier der Ritter mehr

      Kailet von Hoskurast,

      Manchen zornigen Gast.

      Die alle bracht in dieses Land

      20Der Schottenkönig Friedebrand

      Und die vier Genoßen sein;

      Mancher Söldner zog mit ihnen ein.

      Gegen Westen dort am Meer

      Lagert Eisenhartens Heer:

      25Ihre Augen trocknen nimmer sich.

      Nicht geheim noch öffentlich

      Hat man sie anders je gesehn

      Als jämmerlich in Klage stehn.

      Ihr Herz zerströmt sich so in Güßen,

      Weil ihr Herr im Zweikampf enden müßen.«

      [26]Da sprach zu seiner Wirthin

      Der Gast mit höflichem Sinn:

      »Geruhet doch und sagt mir an,

      Wie dieser Haß sich entspann.

      5Was ziehn sie euch mit Macht entgegen?

      Ihr habt so manchen kühnen Degen:

      Mich jammert, sind sie so beladen

      Mit Feindeshaß zu ihrem Schaden.«

      »Vernehmt es, Herr, da ihrs begehrt.

      10Mir dient' ein Ritter, der war werth,

      Aller Tugend blühend Reis.

      Mannhaft war der Held und weis,

      Der Treue wohlgediehne Frucht,

      Seine Zucht ging über alle Zucht.

      15Er war noch keuscher als ein Weib,

      Kraft und Kühnheit trug sein Leib.

      Kein Ritter über allem Land

      War auch noch je so milder Hand

      (Wer weiß, was nach uns soll geschehn?

      20Da mögen andre Leute spähn).

      Er war zu falscher That ein Thor,

      Gleich mir von schwarzer Farb ein Mohr.

      Sein Vater hieß Tankaneis:

      Der König trug auch hohen Preis;

      25Mein Freund hieß selber Eisenhart.

      Meine Weibheit war nicht wohlbewahrt,

      Mir dient' er doch um Minnelohn,

      Daß er den Wunsch nicht trug davon:

      Das muß ich ewig nun beklagen.

      Ich ließ ihn, wähnen sie, erschlagen.

      [27]Verrathes bin ich unerfahren,

      Wie mich des zeihen seine Scharen.

      Mehr als sie selber liebt ich ihn,

      Des ich nicht ohne Zeugen bin:

      5Damit bewähr ich es wohl noch.

      Die rechte Wahrheit wißen doch

      Meine Götter und die seinen.

      Wie mußt ich um ihn weinen!

      So zog ich mit verschämter Strenge

      10Seinen Lohn, mein Leid auch, in die Länge.

      »Mein Dienst erwarb im Rittertum

      Dem Helden oftmals hohen Ruhm.

      Ich versucht' ihn, ob er Freund zu sein

      Verstünde: bald wohl sah ichs ein.

      15Er gab um mich den Harnisch hin,

      Der unter jenem Baldachin7

      Nun steht (das herliche Gezelt

      Brachten Schotten auf dieß Feld).

      Als des der Degen ledig ward,

      20Da hat er sich nicht viel gespart,

      Weil ihn des Lebens schier verdroß:

      Manch Abenteuer sucht' er bloß.

      Da es also mit uns stand,

      Ein Fürst, Prothißilas genannt,

      25Mein Höfling und mein Unterthan,

      Der unerschrockenste Mann,

      Ritt auf Abenteuer aus

      Und fand des Schadens viel im Strauß.

      Dort im Wald von Aßagog

      Eine Tjost ihn nicht um Tod betrog,8

      [28]Die er that auf einen kühnen Mann,

      Der auch sein Ende da gewann.

      Das war mein Freund Eisenhart.

      Mit einem Sper durchstochen ward

      5Jedweder durch Schild und Leib.

      Das klag ich noch, ich armes Weib:

      Der beiden Tod mich ewig müht,

      Auf meiner Treue Jammer blüht.

      »Ich vermählte nie mich einem Mann.«

      10Gachmuret erwog und sann,

      Obwohl sie eine Heidin wär,

      Weiblichen Sinnes sei doch mehr

      Nie in ein Frauenherz gekommen.

      Statt Taufe müß ihr Keusche frommen,

      15Der Regen auch, der sie begoß,

      Von ihren Augen strömt' und floß

      Ihr auf den Zobel, auf die Brust.

      Trauern nur war ihr Gelust,

      Dazu jammerhaftes Klagen.

      20Da hub sie wieder an zu sagen:

      »Nun kam mich suchen über Meer

      Der Schottenkönig und sein Heer:

      Der war seines Oheims Sohn.

      Sie konnten mir nichts Schlimmres drohn,

      25Als mir schon geschehen war

      An Eisenharten, glaubt fürwahr.«

      Viel Seufzer sie entschickte,

      Zwischen Thränen manchmal blickte

      Sie beschämt und scheu hinan

      Zu Gachmureten: da begann

      [29]Ihr Aug dem Herzen zu vertraun,

      Der Degen wäre schön zu schaun.

      Sie war auch eine Kennerin

      Lichter Farbe: früherhin

      5Sah sie schon viel lichte Heiden.