Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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eher reden wollte, bis sie lachte, bricht sein Schweigen. Beide werden von Keien gezüchtigt, welche Misshandlung Parzival zu rächen gedenkt. Mit dem Wurfspieß erschlägt er Itheren und bemächtigt sich seiner Rüstung, die ihm Artus auf seine Bitte geschenkt hatte. So kommt er zu Gurnemans, dem Hauptmann der wahren Zucht (feinen höfischen Sitte), wo er seine kindische Einfalt ablegt. Gurnemans wünscht ihm seine Tochter zu vermählen und entläßt ihn so ungern, als verlöre er in ihm den vierten seiner Söhne.

      5Wer nun von Frauen beßer spricht,

      Fürwahr, ich haß ihn darum nicht;

      Ich vernehme gern, was sie erfreut.

      Nur Einer bin ich unbereit

      Hinfort zu dienstlicher Treu,

      10Ihr ist mein Zorn immer neu;

      Ihr Fehltritt schafft mir Ungemach.

      Ich bin Wolfram von Eschenbach,

      Nicht unerfahren im Gesange,

      Und halte fest wie eine Zange

      15Meinen Zorn wider ein Weib,

      Denn sie hat mir Seel und Leib

      Betrübt durch solche Missethat,

      Sie zu haßen, anders ist kein Rath.

      Trifft mich darum der Andern Haß,

      20O weh, warum denn thun sie das?

      Sei mir auch ihr Haßen leid,

      Es beweist doch ihre Weiblichkeit,

      Da sich mein Mund versprochen hat

      Und mir selber Schaden that;

      25Es geschieht auch wohl so leicht nicht mehr.

      Doch mögen sie sich nicht zu sehr

      Beeilen, mir das Haus zu stürmen:

      Ich weiß mich wehrlich zu schirmen.

      Auch hab ichs nicht vergeßen,

      Ich kann noch wohl ermeßen,

      [115]Wie ihre Zucht und Sitte sei:

      Wohnt einem Weibe Reinheit bei,

      Deren Kämpe will ich sein,

      Mich jammert herzlich ihre Pein.

      5An der Krücke hinkt sein Ruhm,

      Der das ganze Frauentum

      Schmäht um seiner Frauen Schmach.

      Die mich recht beachten mag,

      Zugleich mit Schaun und Hören,

      10Die werd ich nicht bethören.

      Zum Schildesamt bin ich geboren:

      Sind Kraft und Muth an mir verloren

      Die mich um Sang will minnen,

      Dünkt mich nicht kluger Sinnen.

      15Trag ich edler Frau Begehr,

      Mag ich nicht mit Schild und Sper

      Erwerben ihrer Minne Sold,

      So sei sie mir mit Nichten hold.

      Es ist doch hoch genug gespielt,

      20Wer mit Ritterschaft nach Minne zielt.

      Schiens Schmeicheln nicht den Frauen,

      Ich ließ euch ferner schauen

      An dieser Märe Neues viel

      Bis an der Aventüre Ziel.

      25Wer deren Kunde will empfahn,

      Der rechn es für kein Buch mir an:

      Ich kenne keinen Buchstaben.

      An Büchern mag, wer will sich laben:

      Diesen Abenteuern

      Sollen Bücher nicht steuern.

      [116]Eh man sie hielte für ein Buch,

      Lieber wär ich ohne Tuch35

      Nackt, wenn ich im Bade säße,

      Des Büschels freilich nicht vergäße.

      ———

      5Es betrübt mir Seel und Leib,36

      Daß so Manche heißet Weib.

      Die Stimme lautet Allen hell,

      Doch Viele sind zum Falle schnell,

      Andre frei von falschem Wandel:

      10So theilt sich dieser Handel.

      Daß die mit gleichem Namen prangen,

      Das hat mein Herz mit Scham befangen.

      Weibheit, dein ordentlicher Brauch,

      Treue hielt und hält der auch.

      15Viele sprechen, Armut

      Sei zu keinem Dinge gut;

      Wer sie um Treu will leiden,

      Mag doch die Hölle meiden.

      Die trug ein Weib um Treue.

      20Da ward ihr stäts aufs Neue

      Im Himmelreich gegeben.

      Nun werden Wenge leben,

      Die jung der Erde Reichtum

      Ließen um des Himmels Ruhm.

      25Ich kenne keinen, der das will,

      Mann und Weib sind mir gleichviel,

      Sie gleichen Alle sich darin.

      Frau Herzeleid die Königin

      Floh ihren dreien Landen fern:

      Sie trug der Freuden Mangel gern.

      [117]Aller Fehl so ganz an ihr verschwand,

      Daß ihn nicht Ohr noch Auge fand.

      Ein Nebel war ihr die Sonne;

      Sie mied die weltliche Wonne.

      5Auch war die Nacht ihr wie der Tag,

      Ihr Herz nur stäten Jammers pflag.

      Sie zog sich vor des Grams Gewalt

      Aus ihrem Land in einen Wald

      In der Wildniss von Soltane:

      10Nicht um Blumen auf dem Plane:

      Ihr Herz erfüllte Leid so ganz,

      Sie kehrte sich an keinen Kranz,

      Ob er roth war oder fahl.

      Sie flüchtete dahin zumal

      15Des werthen Gachmuretes Kind.

      Leute, die da bei ihr sind,

      Müßen reuten und pflügen.

      Ihre Pflege konnte wohl genügen

      Dem Sohn. Eh der Verstand gewann,

      20Rief sie ihr Volk zu sich heran,

      Wo sie Mann und Weib zumal

      Bei Leib und Leben anbefahl,

      Daß von Rittern schwieg' ihr Mund:

      »Denn würd es meinem Herzlieb kund,

      25Was ritterliches Leben wär,

      So hätt ich Kummer und Beschwer.

      Nun legt die Zunge klug in Haft

      Und hehlt ihm alle Ritterschaft.«

      Das schuf den Leuten Sorgen.

      Der Knabe ward verborgen

      [118]In der Wüste von Soltan erzogen,

      Um königlichen Brauch betrogen