Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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sprach: »Die Möhrin laßet

      Und nach meiner Minne faßet;

      Die Taufe hat viel beßre Kraft.

      Begebet euch der Heidenschaft,

      15Nach unserm Glauben mich zu minnen;

      Eure Minne liegt mir in den Sinnen.

      Oder bringt mir Ungewinn

      Der Franzosen Königin?

      Ihre Boten haben süß gesprochen,

      20Und nie habt ihr sie unterbrochen.«

      »Ja, Die ist mir Gebieterin!

      In Anschau schuf ihr Rath Gewinn

      Mir an Zucht und sittgem Muthe;

      Ihre Hülse kommt mir noch zu Gute:

      25Sie bildete mich erst zum Mann,

      Denn sie floh, was Fraun entstellen kann.

      Wir waren Kinder beide noch,

      Und sahn wir uns, es freut' uns doch.

      Anflise hat, die Königin,

      An allem Frauenpreis Gewinn.

      [95]Was ihr steuern mocht ihr Land,

      Gab sie mir mit milder Hand

      (Ich war da noch ein armer Mann):

      Das nahm ich Alles willig an.

      5Zählt mich jetzt noch zu den Armen.

      Ihr solltet, Frau, euch mein erbarmen;

      Mir ist mein werther Bruder todt:

      Erlaßt mir gnädig andre Noth.

      Kehrt Minne hin, wo Freude wohnt;

      10Mein Herz hat Jammer nicht verschont.«

      »Soll ich noch länger mich verzehren?

      Sagt, womit wollt ihr euch wehren?«

      »Vernehmt Bescheid der Frage:

      Ein Turnier sollt an dem Tage

      15Hier sein: es hatt nicht Statt gefunden;

      Das können Zeugen viel bekunden.«

      »Ein Vesperspiel hat das erlähmt;

      Die Kühnsten sind schon jetzt gezähmt:

      Davon verdarb das Turnier.«

      20»Eure Stadt nur wehrt' ich hier

      Mit Andern, Siegern in der Fehde.

      Erlaßt mir weitre Gegenrede;

      Hier thaten Viele mehr als ich.

      Ihr seht, ihr habt kein Recht an mich;

      25Nur euer Gruß geziemt mir wohl,

      Wenn ich den noch haben soll.«

      Wie mir die Aventüre sagt,

      Da nahm der Ritter und die Magd

      Schiedsrichter über ihre Klage;

      Es nahte schon dem mitten Tage.

      [96]Man sprach dieß Urtheil zuhand:

      »Wer hier den Helm sich überband,

      Wenn zum Turnier er war gekommen,

      Hat er den höchsten Preis genommen,

      5Dem vermähle sich die Königin.«

      Die Folge ward dem Spruch verliehn.30

      Da sprach sie: »Herr, nun seid ihr mein.

      Ich will euch Huld und Dienst verleihn,

      Geb euch an Freuden solchen Theil,

      10Daß ihr vom Jammer werdet heil.«

      Er hatte doch von Jammer Pein.

      Nun war schon des Aprilen Schein

      Zergangen, und das ganze Feld

      Von kurzem grünen Gras geschwellt.

      15Man sah es überall ergrünen.

      Das mag ein blödes Herz erkühnen

      Und verleihen Hochgemüthe.

      Man sah die Bäum in Blüte

      Von der süßen Luft des Maien.

      20Vom Geschlecht war er der Feien:

      Das muß minnen oder Minne gehren;

      Seine Freundin wollt ihm die gewähren.

      Frau Herzeleiden blickt' er an,

      Mit Zucht sein süßer Mund begann:

      25»Frau, soll ich bei euch gedeihn,

      So müßt ihr nicht mein Hüter sein.

      Läßt ab von mir des Jammers Kraft,

      So thät ich gerne Ritterschaft.

      Laßt ihr nicht turnieren mich,

      So kann ich noch den alten Schlich,

      [97]Womit ich meinem Weib entrann,

      Die ich auch mit Ritterschaft gewann:

      Weil sie Streitens mich entband,

      Ließ ich ihr Volk und ließ ihr Land.«

      5Sie sprach: »Herr, nehmt euch selbst ein Ziel;

      Ich laß euch eures Willens viel.«

      »Viel Spere brech ich noch entzwei.

      Alle Monat ein Turnei:

      Wenn ich die besuchen will,

      10Darüber, Herrin, schweiget still.«

      Sie versprachs, ward mir gesagt:

      Er empfing die Länder und die Magd.

      Anflisens kleine Junker drei

      Stunden wohl so nah dabei,

      15Und der Königin Kaplan,

      Da Folg und Urtheil ward gethan,

      Daß er wohl Alles hört' und sah,

      Zu dem König sprach er heimlich da:

      »Meiner Herrin wurde kund,

      20Ihr hättet vor Patelamunt

      Den höchsten Preis erhalten,

      Dürftet zweier Kronen walten.

      Sie hat auch Land und solchen Muth,

      Daß sie euch Leben giebt und Gut.«

      25»Seit sie mir gab die Ritterschaft,

      Must ich nach des Ordens Kraft,

      Und wie des Schildes Amt mir sagt,

      Dabei mich halten unverzagt.

      Durch sie hab ich den Schild gewonnen;

      Ich hätt es sonst wohl nie begonnen.

      [98]Es sei mein Schade, sei mein Glück,

      Mich hält hier Ritters Spruch zurück.

      Nun sagt ihr meinen Gruß daheim,

      Ich woll ihr Ritter dennoch sein.

      5Wären alle Kronen mir bereit,

      Nach ihr hab ich mein höchstes Leid.«

      Da bot er ihnen große Gabe;

      Doch sie verschmähten seine Habe.

      Die Botschaft fuhr zu Lande

      10Ohn ihrer Frauen Schande.

      Um Urlaub hielten sie nicht an,

      Wie es im Zorn wohl wird gethan.

      Den