Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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ihn von uns geschieden hat.

      Er starb ohn alle Missethat.

      Euch, Frau Königin, befahl

      Er Kind' und Knappen allzumal.

      »Zu Baldag ward der Held besargt.

      Da hat der Baruch nicht gekargt:

      [107]Mit Golde ward das Grab geschmückt,

      Des Reichtums Siegel drauf gedrückt;

      Auch glühn viel edle Steine,

      Wo bestattet ist der Reine.

      5Gebalsamt ward sein junger Leib.

      Jammer faßte Mann und Weib.

      Es deckt ein köstlicher Rubin

      Sein Grab: durchscheinend sieht man ihn.

      Nach Christensitte ließ man auch

      10Ein Kreuz ihm, nach der Marter Brauch,

      Durch die uns Christi Tod erlöste,

      Daß es seine Seele tröste

      Und schirme, bilden auf sein Grab.

      Der Baruch gern die Kosten gab.

      15Es ist von köstlichem Smaragd.

      Ohne der Heiden Rath ward dieß vollbracht,

      Die nicht das Kreuz zu ehren pflegen,

      Daran Christ uns sterbend ließ den Segen.

      Ihn selber beten sonder Spott

      20Die Heiden an als ihren Gott,

      Zwar nicht dem Kreuz zur Ehre,

      Noch nach der Taufe Lehre,

      Die uns einst am jüngsten Tag

      Von Höllenstricken lösen mag.

      25Die ritterliche Treue sein

      Giebt ihm im Himmel lichten Schein

      Und seine reuge Beichte,

      Den Falschheit nie erreichte.

      »In seinen Helm, den Diamant,

      Ein Epitaph geschrieben stand,

      [108]Das man ins Kreuz versenken ließ.

      Die Buchstaben melden dieß:

      »Eine Tjost durch diesen Helm erschlug

      Den Werthen, der Mannheit trug.

      5Gachmuret war er genannt;

      Drei Reiche dienten seiner Hand.

      Sein Haupt trug dreier Kronen Zier,

      Und reiche Fürsten folgten ihr.

      Er war von Anschau geboren

      10Und hat vor Baldag verloren

      Das Leben für den Baruch.

      Seine Tugend nahm so hohen Flug,

      Kein Anderer erreicht das Ziel,

      Man prüfe Ritter noch so viel.

      15Von der Mutter ist noch ungeboren,

      Dem er als Dienstmann Treu geschworen,

      Uebt' er anders Schildesamt.

      Doch lieh er Hülf und Rath gesamt

      Mit Stätigkeit den Freunden sein.

      20Von Fraun erlitt er scharfe Pein.

      Er war getauft nach Christenbrauch;

      Der Sarazene klagt ihn auch:

      Das ist ohne Lüge wahr.

      Seit er bei vollen Sinnen war,

      25Hat seine Kraft nach Preis geworben,

      Bis er mit Ritterpreis gestorben.

      Der Falschheit hat er obgesiegt.

      So wünscht ihm Heil denn, der hier liegt.«

      Also sprach der Knappe da;

      Der Waleisen viel man weinen sah.

      [109]Die hatten Grund zu klagen.

      Schon hatt ein Kind getragen

      Die Frau, das ihr im Leibe stieß,

      Die man hier hülflos liegen ließ.

      5Schon lebt' es achtzehn Wochen lang,

      Des Mutter mit dem Tode rang,

      Frau Herzeleid die Königin.

      Die Andern hatten Thorensinn,

      Daß man nicht half dem Weibe:

      10Denn sie trug in ihrem Leibe

      Der aller Ritter Blume wird,

      Wenn ihn der Tod daran nicht irrt.

      Da kam ein altgreiser Mann

      Klagend zu der Frau heran,

      15Die da mit dem Tode rang:

      Ihre Zähn er von einander zwang,

      Man goß ihr Waßer in den Mund:

      Alsbald ward ihr Besinnung kund.

      »O weh, wo ist mein Herzenstraut?«

      20Sie beklagt' ihn überlaut.

      »Vor Freude ward das Herz mir weit

      Ueber Gachmuretens Würdigkeit.

      Sein Hochsinn ließ ihn mir nicht mehr.

      Ich war viel jünger als er

      25Und bin ihm Mutter doch und Weib:

      Trag ich hier nicht seinen Leib

      Und von seinem Fleisch den Samen?

      Wir gaben ihn und nahmen

      Durch unser beider Minne.

      Hat nun Treue Gott im Sinne,

      [110]Laß er ihn mir zu Reife kommen.

      Zuviel Schaden hab ich schon genommen

      An meinem stolzen werthen Mann.

      Wie hat der Tod an mir gethan!

      5Ward je ihm eines Weibes Minne,

      Ihre Freuden freuten seine Sinne,

      Ihr Leid sein Herz betrübte,

      Weil er immer Treue übte,

      Denn alles Falsches war er leer.«

      10Nun vernehmet andre Mär,

      Was die edle Frau beging:

      Kind und Mutterschooß umfing

      Sie mit Armen und mit Händen.

      Sie sprach: »Gott soll mir senden

      15Die werthe Frucht von Gachmuret:

      Das erfleht mein herzliches Gebet.

      Gott wahre mich vor dummer Noth:

      Das wär Gachmuretens andrer Tod,

      Wenn ich mich selber schlüge,

      20Dieweil ich bei mir trüge,

      Was ich von seiner Minn empfing,

      Der immer Treu an mir beging.«

      Unbekümmert, wer es sah,

      Das Hemd vom Busen riß sie da,

      25Ihr Brüstlein lind und weiß

      Pflegte sie mit Mutterfleiß

      Und hob sie an den rothen Mund:

      Weiblich Gehaben thät sie kund.

      Also sprach die weise:

      »Du wirst