Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
Скачать книгу
Zobel eine Decke fein

      Sollt ihr verhüllen Hüft und Bein,

      Die sie vor Hitze von sich stieß,

      20Wenn sie der Wirth alleine ließ.

      Sie war geschmückt nach Hofes Art,

      An ihr ward keine Kunst gespart:

      Gott selber schuf den süßen Leib.

      Es trug das minnigliche Weib

      25Langen Arm und blanke Hand.

      Ein Ringlein dran der Knappe fand,

      Das ihn nach dem Bette zwang,

      Wo er mit der Fürstin rang.

      Ihm rieth ja die Mutter sein

      Zu der Frauen Ringelein.

      [131]Schnell sprang der Knappe wohlgethan

      Von dem Teppich an das Bett heran.

      Das reine Weib unsanft erschrak,

      Da der Knapp ihr in den Armen lag:

      5Sie muste wohl erwachen.

      Beschämt und sonder Lachen

      Sprach, die man keusche Zucht gelehrt:

      »Wer ist es, der mich so entehrt?

      Jungherr, es ist euch allzuviel:

      10Wählt euch doch ein ander Ziel.«

      Wie laut sie sich beklagte,

      Er frug nicht, was sie sagte,

      Ihren Mund er an den seinen zwang.

      Auch bedacht er sich nicht lang,

      15Er drückt' an sich die Herzogin,

      Ihr ein Ringlein abzuziehn;

      Eine Spange sah er ihr am Hemd:

      Die brach er nieder ungehemmt.

      Die Frau war nur ein Weib zur Wehr,

      20Seine Kraft war ihr ein ganzes Heer;

      Sie wandt ihn doch mit Ringen ab.

      Seinen Hunger klagte jetzt der Knapp:

      Da war sie frei der schweren Pflicht.

      Sie sprach: »Mich eßen sollt ihr nicht.

      25Wärt ihr ein wenig weise,

      Ihr nähmt euch andre Speise.

      Dahinten steht Brod und Wein

      Und zwei Rebhühner obenein,

      Die eine Jungfrau brachte,

      Nicht euch sie zugedachte.«

      [132]Er frug nicht, wo die Wirthin saß:

      Einen guten Kropf er aß.

      Darnach er schwere Trünke trank.

      Die Frau bedauchte gar zu lang

      5Sein Weilen in dem Pavillon.

      Sie wähnt', er wär ein Garzon,

      Dem Verstand und Sinn entkam.

      Der Angstschweiß brach ihr aus vor Scham.

      Doch sprach zu ihm die Fürstin rein:

      10»Jungherr, ihr sollt mein Ringelein

      Hier laßen und den Fürspann.

      Hebt euch hinweg: denn kommt mein Mann,

      So müßt ihr Zorn erleiden,

      Den ihr lieber möchtet meiden.«

      15Da sprach der Knappe wohlgeborn:

      »Was fürcht ich eures Mannes Zorn?

      Doch kränkts euch an den Ehren,

      So will ich hinnen kehren.«

      Da schritt er zu dem Bett heran:

      20Ein andrer Kuss war da gethan;

      Gar leid war das der Herzogin.

      So ritt er ohne Urlaub hin;

      Er sprach jedoch: »Gott hüte dein,

      Denn also rieth die Mutter mein.«

      25Der Knappe war des Raubes froh;

      Eine gute Weile ritt er so,

      Nicht fehlt' ihm an der Meile viel:

      Da kam, von dem ich sprechen will.

      Bald erspürt' er an dem Thau

      Den Besuch bei seiner Frau;

      [133]Der Schnüre hatt ein Theil gelitten:

      Da war der Knapp durchs Gras geschritten.

      Der werthe Herzog auserkannt

      Sein Weib im Zelte traurig fand.

      5Da sprach der stolze Orilus:

      »Wie hab ich, Frau, um euern Kuss

      Meine Dienste schlecht verwendet;

      Gelästert und geschändet

      Ist all mein ritterlicher Preis:

      10Einen Buhlen habt ihr: ich weiß.«

      Sie schwur, was mocht ihrs taugen?

      Mit waßerreichen Augen

      Daß sie unschuldig wäre:

      Denn er glaubte nicht der Märe.

      15Sie sprach jedoch mit Angst und Pein:

      »Es kam ein Thor zu mir herein:

      Was jemals meine Augen sahn,

      Nie erblickt ich schönern jungen Mann.

      Mein Ringlein und den Fürspann hier

      20Nahm er wider Willen mir.«

      »Ei, wie er euch so wohl gefällt:

      Gewiss, ihr habt euch ihm gesellt.«

      Da sprach sie: »Das verhüte Gott!

      Seine Ribbalein, sein Gabilot

      25Sind mir schon zu nah gekommen.

      Wie mag die Red euch frommen?

      Es missstünde Königinnen,

      So niedrig zu minnen.«

      Der Herzog wieder begann:

      »Frau, nähmt ihr guten Rath nur an,

      [134]So ließt ihr Eine Sitte fahren:

      Statt der Köngin Namen zu bewahren,

      Hießt ihr nach mir nun Herzogin.

      Mir bringt der Handel Ungewinn.

      5Meine Mannheit ist doch wohl so keck,

      Daß euer Bruder Ereck,40

      Mein Schwager, Fils dü Roi Lak,41

      Euch wohl deswegen haßen mag.

      Auch erkennt der Degen weis,

      10Wohl ist mein ritterlicher Preis

      Von jedem andern Flecken rein,

      Als daß er mich vor Prurein

      Im Tjoste hat bezwungen.

      Doch hab ich an ihm errungen

      15Hohen Preis vor Karnant.

      In rechter Tjost stach meine Hand

      Ihn vom Ross und heischte Fianze.

      Durch den Schild hat meine Lanze42

      Ihm euer Kleinod gebracht.

      20Eure Huld, hätt ich da nicht gedacht,

      Käm'