Der schottische Lord. Kerstin Teschnigg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Teschnigg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754177068
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so als hätte sie schon darauf gewartet. Sie atmet hörbar ein und leise stöhnend aus. Ich will nicht zu wild sein, was schwierig ist, weil es der Wahnsinn ist sie so intensiv zu spüren und ich mein Verlangen kaum zügeln kann. Sie schnappt erneut hörbar nach Luft, presst ihre Lippen an meinen Hals und krallt ihre Finger in meinen Rücken. Das turnt mich so an, dass alles viel schneller geht, als mir lieb ist. Ich würde gerne noch viel mehr mit ihr machen, doch es ist unmöglich und ich bin fast froh, als sie laut nach Luft schnappend kommt und ich ihr ebenso atemlos folge. Es ist wie eine Erlösung und es war selten so einfach eine Frau zum Höhepunkt zu bringen. Und es war sicher nicht vorgetäuscht, ich will mir ja nichts einbilden, aber so wir ihr Herz gerade pumpt und ihr Körper bebt, war dieser Orgasmus sowas von real, gleich wie meiner. Vorsichtig rutsche ich von ihr herunter, sie greift nach der Decke und zieht sie schnell über sich. Ich könnte jetzt etwas sagen, aber ich weiß nicht was. Ich kann ja selbst kaum fassen was gerade passiert ist. Sie sollte etwas Zeit haben um sich zu fangen. Das war…Unglaublich. Ich schließe meine Augen, sie atmet immer noch unregelmäßig. Ich lausche und irgendwie beruhigt mich dieses zarte nach Luft ringen. Nach ein paar Minuten hat sich ihre Atmung normalisiert. Sagen tut sie noch immer nichts. Ich könnte mich an sie schmiegen. Könnte. Aber will sie das? Will ich es? Ich denke noch darüber nach, als sie sich langsam aufrichtet und aus dem Bett steigt. Ok…Was wird das jetzt? Ich warte einmal ab. Sie greift nach ihren Sachen und dem Babyfon und ist genauso schnell aus meinem Zimmer verschwunden, wie diese Nummer gerade ablief. Das irritiert mich kurz, ich will ihr noch etwas nachrufen, doch ich lasse es. Einer Frau hinterherlaufen ist nicht mein Stil. Ich richte mich auf und atme genervt durch. Spinnt sie? Keine Frau läuft so davon, wenn ich sie gerade gefickt habe, vor allem nicht, wenn es ein ziemlich geiler Fick war. Noch dazu, ohne ein Wort zu sagen. Kein: „Wow…Das war gut…“ oder „Danke, dass du es mir besorgt hast…“ Na gut, so denken Frauen vermutlich nicht, aber nichts desto trotz. Was soll das? Ich überlege kurz nach unten zu gehen und sie zu fragen ob sie ein Problem hat, aber ich lasse es und stelle mich stattdessen unter die Dusche, wo ich nach ein paar Minuten auch wieder klar denken kann. Meinen Vorsatz sie in Ruhe zu lassen habe ich nicht einmal vierundzwanzig Stunden durchgezogen. Stattdessen habe ich getan, was völlig daneben war, obwohl es gleichzeitig richtig geil war. Womöglich habe ich sie überfordert. Vielleicht auch bedrängt? Nein…Ich habe ihre Signale schon richtig verstanden. Möglicherweise ist sie nur unsicher wegen ihrem Ehemann. Ach was weiß ich…Morgen ist auch noch ein Tag um das zu klären.

      Kapitel 12

      Ich habe eine weitere schlaflose Nacht hinter mir. Eigentlich sollte man nach so entspannenden Aktivitäten gut schlafen, aber ich habe nur nachgedacht. Warum ist sie einfach ohne ein Wort davongelaufen? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich war mir sicher sie wollte es und es hat ihr gefallen. Das beschäftigt mich wirklich und ich würde es gerne mit ihr klären, aber ich muss heute schon früh außer Haus, weil ein Servicetechniker wegen der defekten Maschine in die Brennerei kommt, danach muss ich ins Krankenhaus. Ich habe nicht einmal mehr Zeit zum Frühstücken. Als ich nach unten gehe, höre ich Hollys Stimme aus Vaters Zimmer. Mein Magen zieht sich komisch zusammen. Ich mache mir mehr Gedanken als üblich wegen der Sache. Ja…Es ist nur eine Sache…Also wozu so überreagieren? Wir haben gevögelt. Mehr nicht. Ich atme durch. Aber es war gut, unglaublich gut, auch wenn es viel zu schnell ging. Vater blafft Holly mit resolutem Ton an, er scheint heute nicht die beste Laune zu haben. Ich sehe ins Zimmer um mir einen Blick über die Lage zu verschaffen.

      „Was ist denn hier los?“, frage ich während ich in mein Sakko schlüpfe.

      Für einen Bruchteil einer Sekunde sieht sie mir in die Augen was wie ein Blitz in meinen Unterleib schießt, dann aber gleich wieder weg. Aha. Das übliche Spiel. Schüchterne Distanz. Gestern Abend hatte sie die zur Gänze abgelegt.

      „Nichts. Der Lord hat jetzt einen wichtigen Termin.“ Sie sieht noch einmal zu mir und verdreht dabei die Augen. Ich verstehe nur Bahnhof, habe aber keine Zeit für Ratespielchen. „Ich verstehe kein Wort, aber egal. Mein Termin lässt jedenfalls nicht gerne auf sich warten.“

      Holly dreht sich schon wieder zu Vater, ich sehe sie noch kurz an. Sie hat ihre Haare hochgesteckt, eine lange Locke hat sich gelöst und schlängelt sich über ihren Hals bis zum Rücken hinunter. Ich muss daran denken wie sie sich anfühlt…wie sie riecht… Mir wird warm. Und ihre Hose…ganz schön eng…Ihr Hintern…

      „Junger Mann, lassen Sie sich gefälligst einen Termin von meiner Sekretärin geben“, fährt Vater mich streng an und reißt mich zum Glück aus meinen schon wieder unpassenden Gedanken. Ich schüttle den Kopf, es ist wirklich Zeit zu gehen. „Ja natürlich…“, meine ich und will schon gehen bevor ich mich noch einmal umdrehe. Erneut treffen sich unsere Blicke kurz. „Sicher alles im Griff?“, frage ich nach.

      Sie nickt - und zack schon wieder sieht sie weg. Es ist ihr peinlich. Ja…Was gestern Abend passiert ist, ist ihr peinlich. Ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll. Es soll ihr nicht peinlich sein. Es war gut. Nein geil. Keinesfalls peinlich. Ich möchte sie wirklich gerne fragen, aber ich habe keine Zeit mehr und Vater ist heute auch total durch den Wind. Ich bin schon vor der Tür, als mir einfällt, dass heute meine Tante vorbeikommt. Holly braucht einmal ein paar Stunden für sich, das ist mir nach ihrem Migräneanfall klar geworden. Ich gehe noch einmal zurück. Sie kommt mir gerade mit Vater entgegen, sie schnappt richtiggehend nach Luft als sie mich sieht. Ich versuche es zu ignorieren. „Das hätte ich fast vergessen. Heute Nachmittag kommt meine Tante Linda vorbei. Sie wird sich ein paar Stunden um diesen beschäftigen Herren kümmern. Damit du einmal raus kannst.“ Ich versuche sie nicht noch weiter herauszufordern und sehe stattdessen auf meine Uhr. Wenn ich nicht zu spät kommen will, muss ich jetzt wirklich los.

      „Ach so…Ja…Schön…Danke…“, stammelt sie. Ich sehe sie noch einmal kurz an, dann gehe ich endgültig. Es wird sich heute schon noch eine Gelegenheit ergeben mit ihr zu sprechen. Doch jetzt muss ich mich um meine Geschäfte kümmern, Schluss mit belanglosen Spielchen. Außerdem braucht mich meine Frau, ich muss dringend ins Krankenhaus. Egal was sonst so passiert, Kendra steht immer an erster Stelle bei mir, ganz nebensächlich was sie gemacht hat und auch egal was ich sonst so mache. Es ist nicht relevant. Sie ist meine Ehefrau um die ich mich immer kümmern werde, das habe ich ihr versprochen und so wird es auch immer bleiben. Die Dinge die ich in meiner Kindheit erlebt habe, bestärken diesen Entschluss immer wieder. Man kann nicht aufgrund persönlicher Empfindlichkeiten alles hinschmeißen. Eine Ehe zu führen bedeutet Arbeit, harte Arbeit.

      Zumindest in der Brennerei läuft heute alles nach Plan. Die Maschine läuft wieder, es war nicht viel zu tun, lediglich ein Fehler in der Technik. Dafür gibt es Unmengen an Papierkram zu erledigen. Ich weiß nicht, wie ich Slater noch zum Verkauf der Felder bewegen kann. Seit Tagen denke ich darüber nach. Peter hat Recht, wir brauchen das Land und es liegt einfach perfekt. Ich könnte mich bei Jessica entschuldigen. Ein Abendessen. Pralinen. Blumen. Keine Ahnung. Sie verführen. Ich schließe meine Augen und schüttle den Kopf. Mich entschuldigen. Das würde vielleicht helfen. Genau. Mich bei einem Abendessen entschuldigen mit Pralinen und Blumen. Ich bin mir sicher, dass das Ende dieser Entschuldigung wieder in irgendeinem Hotelbett enden würde, und ja, ich könnte das tun, doch ich empfinde schon während ich nur daran denke eine Abneigung, die es mir nicht leicht machen wird diese Angelegenheit wieder ins Lot zu bringen. Heute kann und will ich das nicht zu Ende denken. Es ist schon spät, ich muss ins Krankenhaus und habe meiner Tante versprochen zum Abendessen zu Hause zu sein. Ich bin froh, dass sie sich ein paar Stunden mit Vater beschäftigt. Und ich bin noch erleichterter, dass sich Holly so wunderbar um ihn kümmert. Ich lehne mich in meinem Ledersessel zurück und atme durch. Sie ist wirklich voller versteckter Qualitäten. Hätte ich mir bei unserer ersten Begegnung im Stall nicht gedacht. Ihr Problem mit den Tabletten passt gar nicht zu ihr, auch wenn sie manchmal schwer einzuschätzen ist, wirkt sie doch so klar und weiß immer eine Antwort, wenn es um Vaters Krankheit geht. Einzig ihr schüchternes Ausweichen gefällt mir nicht, für Spielchen fehlt mir die Geduld und Zeit. Auf dem Weg zur Klinik klingelt mein Handy über die Freisprechanlage. Mutter. Sie lässt nicht locker, auch wenn ich ihr vor zwei Tagen ziemlich unmissverständlich mitgeteilt habe, dass sie hier nicht gebraucht wird. Ich möchte nicht, dass