Der schottische Lord. Kerstin Teschnigg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Teschnigg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754177068
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so wie Jagen oder Reiten, nicht mehr und nicht weniger. Wie von selbst beginne ich zu spielen. Die Melodie macht mich ruhiger, die Anspannung in meinem Körper gibt nach. Ich singe ein paar Zeilen dazu, als ich aus dem Augenwinkel sehe wie die Glastür langsam aufgeht. Ich weiß sofort, dass sie es ist. Ich blicke auf und lächle. Mein Gott…Sie ist wirklich besonders.

      „Vor hundert Jahren wärst du locker als Schloss Gespenst durchgegangen“, schmunzle ich.

      „Was?“, meint sie gespielt beleidigt und verschränkt dabei ihre Arme vor der Brust.

      „Als wunderschönes Gespenst natürlich“, füge ich hinzu und strecke meine Hand nach ihr aus. Ihr Nachthemd ist zwar rosa, was nicht so meine Farbe ist, aber es ist kurz und sie hat wunderschöne Beine, dazu die zerzausten Locken, die sie verwegen aussehen lassen. Und schon wieder bin ich ihr verfallen, noch bevor sie richtig im Raum ist. Sie kommt zu mir, ich ziehe sie ungeduldig in meine Arme. Ich streiche durch ihre Haare und drücke sie fest. So fühlt es sich also an jemanden den man vermisst hat in den Arm zu nehmen. Schön. Wirklich schön. Ein neues, unbekanntes Gefühl.

      „HI“, murmle ich. „Lange nicht gesehen.“

      Sie sieht mich mit dem „Hollyblick“ an, so nenne ich diesen verlegenen süßen Blick seit neuestem.

      „Das Lied gerade, du singst es schön.“

      Du bist schön…Wunderschön…Ich schließe meine Augen und drücke meine Stirn an ihre.

      „Schöner als Jason Mraz“, haucht sie leise in mein Ohr und streicht sanft über meinen Rücken. Gänsehaut. Wieder einmal. „Du bist nicht gut drauf. Möchtest du sprechen?“, fragt sie vorsichtig nach. Ihr zaghaftes Fragen lässt mich vermuten, dass sie immer noch Angst vor meinen manchmal unvorhersehbaren Reaktionen hat, doch ich werde sie nicht mehr anblaffen, nie wieder. Ich schüttle nur den Kopf, ich will mit ihr nicht über meine Probleme reden, sie soll sich darum keine Gedanken machen müssen. Doch sie lässt wieder einmal nicht locker.

      „Wie geht es Kendra und Peter?“

      Ich sehe sie seufzend an. „Du kannst ganz schön hartnäckig sein mit deiner Fragerei.“ Um mir das Antworten auf ihre Fragen zu ersparen, beginne ich ihren Hals zu küssen. Sie riecht schon wieder so gut und fühlt sich noch besser an, auch das habe ich vermisst. Das zustimmende Mhmmmm aus ihrem Mund ist eine Aufforderung weiter zu machen, doch sie löst sich sanft von mir.

      „Also?“

      „Ach Holly…Muss ich wirklich?“, seufze ich mitleidig. Sie nickt nur. Darum erzähle ich von Peters Operation und auch von Kendra. Irgendwie tut es sogar gut ihr alles zu erzählen. Sie nickt aufmerksam und fühlt mit mir, das spüre ich. Es ist kein Mitleid, es ist ehrlich warme Aufmerksamkeit für meine Sorgen. Auf einmal steht sie auf und lehnt sich an die Fensterbank neben dem Klavier. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich, nicht positiv wie ich finde. Ich spüre, dass sie gleich etwas sagen wird, das ich nicht hören will.

      „Wir dürfen das nicht mehr tun…“, sagt sie leise.

      Ich wusste, dass so etwas kommt. Ich kann ihr nicht von meiner Frau erzählen und erwarten, dass sie danach mit mir in die Kiste springt. Trotzdem sage ich: „Es ist nur Sex“ und sehe sie dabei abwartend an.

      „Auch wenn es nur Sex ist“, entgegnet sie und verschränkt dabei bockig ihre Arme vor der Brust. Toll. Sie darf mich nicht einfach so zurückweisen, das geht nicht. Ich gehe auf sie zu und schüttle den Kopf, während ich mir ein Gegenargument einfallen lasse, aber sie kommt mir mit ihren Worten zuvor.

      „Warum kommt deine Mutter eigentlich nicht? Ihr Kind liegt schwerverletzt im Krankenhaus und auch du könntest ihre Hilfe gebrauchen. Ich verstehe das nicht.“

      Meine Mutter? Ihr Ernst? Wie kommt sie denn jetzt darauf? Jetzt verschränke ich meine Arme vor der Brust, weil sie das absolut nichts angeht. „Weil ich nicht will, dass sie hierherkommt.“

      „Warum denn nicht?“, stochert sie nach.

      Gott…Warum hört sie nicht auf mit dieser elenden Fragerei?! Ich muss mich beherrschen ruhig zu bleiben.

      „Weil sie gegangen ist. Sie ist gegangen als mein Vater sie brauchte. Sie ist gegangen als mein Bruder und ich sie brauchten. Sie hat das alles hier hinter sich gelassen. Darum braucht sie auch jetzt nicht zu kommen.“ Ich hoffe meine Worte waren klar, doch sie gibt immer noch nicht auf.

      „Das ist doch Blödsinn Tavis. Jetzt brauchst du sie, genau wie Peter. Ich kann mir sogar vorstellen es wäre gut für deinen Vater.“

      Ich atme durch. Ich muss ruhig bleiben, ich will sie nicht anmachen. Also hole ich tief Luft und bleibe sachlich. Sie scheint dafür heute mächtig in Gesprächslaune zu sein.

      „Ich weiß, es geht mich nichts an. Ist nur meine Meinung. Manchmal muss man das Vergangene hinter sich lassen.“

      Das Vergangene hinter sich lassen? Sie weiß absolut nicht wovon sie redet! Man schmeißt nicht einfach so alles hin, warum auch immer.

      „Ich würde meine Frau niemals verlassen, auch nicht nachdem ich weiß, dass sie mich betrogen hat und schwanger von einem anderen Mann war.“ Shit. Warum habe ich das gesagt? Sie weiß wie ich denke, es war unnötig es in dieser Situation zu wiederholen. Jetzt wird sie gleich gehen, ihr Blick sagt mir, dass sie jeden Moment abzischen wird, was mir recht geschehen würde. Das will ich nicht…Was bin ich für ein Idiot? Sie senkt ihren Kopf und geht los, ich halte sie sanft zurück. Nicht gehen…Bitte nicht…

      „Nicht Holly. Bitte nicht…Lass mich jetzt nicht allein“, stammle ich hilflos. „Du weißt nicht was ich sagen will.“

      Sie sieht wieder auf, ihre Augen sehen enttäuscht aus. „Doch…Ich weiß schon was du sagen willst. Genau darum ist es falsch.“

      Nein…Nein…Es ist das einzige was sich im Moment richtig anfühlt. Richtig und Gut. Darum ziehe ich sie so kraftvoll ich kann in meine Arme, sie wehrt sich ein wenig, doch ich lasse nicht locker. Man darf eine Frau nicht festhalten, wenn sie es nicht will, aber heute tue ich es trotzdem und hoffe sie ändert ihre Meinung unter dem sanften Druck meiner Arme um ihren Körper. „Lass mich heute Nach bitte nicht allein“, flehe ich in ihr Haar. „Bitte…“

      Sie sieht auf, ihre Augen sind glasig, schnell küsse ich sie. Sie wehrt sich nicht mehr. Zum Glück. Im Gegenteil, sie erwidert meine Umarmung. Ich schiebe meine Hände unter ihr Nachthemd und versinke in einem Strudel der mir alle Wahrnehmung raubt. Sie ist wundervoll. Zärtlich und warm. Ich bin so in Trance, alles um mich herum verschwindet, da ist nur noch sie.

      „Tavis…Warte…Nicht hier…“, flüstert sie nahe meinem Ohr und zieht mich durch den Salon in ihr Zimmer. Es ist wie immer in den Schein der Außenbeleuchtung getaucht. Im Lichtschimmer sieht sie aus wie eine wunderschöne Prinzessin. Ich erinnere mich an ein Buch das mir Mutter als Junge vorgelesen hat, die Prinzessin darin sah genau wie sie aus. Sie streicht durch meine Haare und knöpft langsam mein Hemd auf, dabei küsst sie meine Brust. Ihre feuchten Lippen, der warme Atem, es ist unglaublich. Ich war selten so neben mir wie gerade jetzt. Berauscht lasse ich mich ins Bett fallen, das Kissen riecht nach ihr.

      „Komm zu mir…“, hauche ich. Sie zieht fast quälend langsam meine Hose hinunter bevor sie sich ihr Nachthemd über den Kopf streift und sich auf mich setzt. Sie beugt sich herunter, auch wenn sie noch gar nichts macht, ich bekomme kaum Luft. Dann küsst sie mich, lange und intensiv, ich bin so damit beschäftigt es zu erwidern, dass ich kurz die Luft anhalte als ich mich plötzlich in ihr wiederfinde. Ein Kribbeln durchfährt mich, sie beginnt sich langsam zu bewegen. Mein Gott…Wie geil ist das bitte? Erregt umfasse ich ihre Hüften, streiche hoch und lege meine Hände um ihre Brust. Es ist der Wahnsinn. Sie wird schneller, es fühlt sich immer intensiver an. Sie legt ihren Kopf in den Nacken und stöhnt leise. Ich richte mich ein wenig auf um sie noch intensiver spüren zu können, dabei vergrabe ich meine Hände in ihren Haaren und presse meine Stirn an ihre. Sie macht weiter…Immer weiter…Mir ist schwindelig und heiß. Alles dreht sich, ich kann nicht mehr richtig denken.

      „Holly…Was machst du mit mir…“, stöhne ich als ich mich