Zweiter Sieger. Ruth Broucq. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ruth Broucq
Издательство: Bookwire
Серия: Trümmerprinzessin
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742713575
Скачать книгу
reinziehen, es passt ja gut zu dir!“

      Es enttäuschte mich sehr, dass Robert sich immer von seiner Vaterrolle distanzierte und sie nur als meine Kinder ansah, denn für mich waren sie das Wichtigste. Wieder bereute ich, ihn zum zweiten Mal geheiratet zu haben.

      Schwieriges Geschäft

      Vor allem aber wegen der lässigen Art meines Mannes, sein Geschäft zu führen, waren unser Ehekräche an der Tagesordnung. Seine gemütliche Arbeitsweise, oder seine niedrigen Rechnungen, brachten mich immer wieder auf die Palme.

      Weil wir noch kein Telefon hatten, und ärgerliche Kunden bei meiner Schwiegermutter anriefen, gab es auch von deren Seite immer kritische Ermahnungen. Das ging so lange, bis es ihr zu viel wurde und sie darauf bestand, dass Robert bei der Post Druck machen solle, schließlich brauche er den Anschluss geschäftlich.

      „So ein Unsinn, was die wieder für ein Theater macht, nur weil mal ein paar Leute für mich anrufen. Es ist nun mal nicht so einfach einen Telefonanschluss zu kriegen. Ich warte ja selbst darauf, dass mir die Post endlich eine Nummer zuteilt. Natürlich wäre es mir lieber selbst Telefon zu haben, damit sich nicht auch noch meine Mutter in meine Geschäfte einmischt. Reicht ja schon wenn du ständig was zu meckern hast!“ Knurrte mein Mann verärgert.

      „Dann kümmere dich doch darum und frage mal bei der Post nach. Die Anmeldung ist ja wirklich schon lange genug her.“ Kritisierte ich Roberts nachlässige Art.

      Langsam aber sicher häuften sich die unbezahlten Material-Rechnungen auf Roberts Schreibtisch, was mich mit Sorge und Zorn erfüllte. Aber mein Mann ließ sich weder beeindrucken noch beeinflussen, ganz im Gegenteil.

      Denn plötzlich kam Robert auf die Idee einen Mitarbeiter einzustellen. „Ich brauche einen Gesellen, das schaffe ich nicht mehr alleine. Ich komme sonst mit den vielen Aufträgen nicht nach.“ Erklärte Robert eines Tages.

      „Wie? Du schaffst es nicht die Rechnungen von der Firma Friedhoff zu bezahlen, aber willst noch den Lohn für einen Mitarbeiter bezahlen? Spinnst du jetzt?“ fragte ich empört.

      Abfällig wies mein Mann mich zurecht: „An dieser blöden Frage sieht man mal wieder, dass du von Sachen redest, von denen du null Ahnung hast. Wer hat den Meister gemacht und Buchhaltung gelernt? Du nicht, sondern ich! Also halt dich gefälligst da raus.“

      Was sollte ich noch dazu sagen, ich kam nicht gegen Roberts überhebliche Arroganz und maßlose Selbstüberschätzung an. Ich konnte nur sorgenvoll beobachten wie sich die Dinge entwickelten, also die Rechnungen häuften.

      Er hatte zwar recht, ich hatte weder einen Beruf erlernt, noch die geringste Ahnung von Buchführung, aber mit meinem gesunden Menschenverstand konnte ich nicht an seiner Fehlplanung vorbei sehen.

      Ich machte mir Sorgen um unser aller Wohlergehen, letztlich ging es auch um unserer Kinder Zukunft. Ich befürchtete eine harte Bruchlandung wenn Robert das Geschäft so weiterführte. Aber mir waren die Hände gebunden, mir blieb nur aufzupassen und abzuwarten.

      Schon einige Tage später meldete sich ein Maler-Geselle bei uns. Der junge Mann machte einen sympathischen Eindruck und ich hörte erfreut, dass er jung verheiratet war und seine Frau in guter Hoffnung. Das erschien mir eine gute Grundlage für eine vernünftige Lebensweise. Dass ich mich irrte sollte ich schon bald erfahren.

      Bereits in den ersten Tagen der Zusammenarbeit lobte mein Mann seinen neuen Gesellen in den höchsten Tönen: „Da hab ich einen guten Griff gemacht. Der Uwe ist schnell und arbeitet ordentlich, auch ansonsten liegen wir auf einer Linie. Er hat auch eine sehr nette Frau und ich habe mir gedacht, wir laden die Beiden mal ein. So viele Freunde haben wir ja nicht mehr, dank deiner netten Art die Ehefrauen meiner Kegelbrüder aufzuhetzen.“

      Heftig wehrte ich ab: „Ich habe niemand aufgehetzt, sondern eure Schweinereien aufgedeckt, das ist ein gewaltiger Unterschied, mein lieber Ehemann. Und wenn deine Freunde sich dann von uns zurückziehen, dann zeigt das nur ihr schlechtes Gewissen, oder dass deren Frauen mit mir einer Meinung sind.“

      „Ja, ja, spiel nur die Moralische, das kannst du ja gut. Aber ich glaube dir nicht, dass du wirklich so ein Engel bist. Ich muss dich wohl nicht an dein Verhältnis mit dem verheirateten Busfahrer erinnern?“ warf er mir verächtlich vor.

      Gelassen konterte ich: „Stimmt, der war verheiratet, aber ich nicht, falls du das vergessen hast. Wir waren geschieden, also konnte ich machen was ich wollte. Und deine Vorwürfe kannst du dir sparen, denn ich sage nur, Edith die Bar-Schlampe. Du stehst mir also in nichts nach. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt ist eine ganz andere Situation. Wir sind wieder verheiratet und haben nun zwei Kinder, und ich will den Kindern das zu Hause erhalten. Du offenbar nicht, oder? Fehler haben wir doch genug gemacht.“

      „Ach, leck mich doch!“ schnauzte er mich an und stürzte hinaus.

      Wie immer endete unser Streitgespräch ohne Ergebnis. Es war normal, dass wir nicht einer Meinung waren.

      Einige Zeit sah es so aus als liefe das Geschäft wirklich besser zu zweit. Robert kam zwar oft mit Bierfahne von der Arbeit, aber er beschränkte seine Besäufnisse auf die Vierzehntägigen Kegelabende. Zwar war dann der komplette Samstag für die ganze Familie hin, weil Robert bis zum Abend mit seinem Kater im Bett lag und in einen Eimer kotzte. Was ich als sehr unappetitlich empfand. Den Weg bis zur Toilette schaffte er jedoch nicht, weil er die Treppen hinunter gemusst hätte.

      Nicht aus Mitleid sondern anstandshalber sah ich manchmal nach ihm. Dabei passierte es schon mal, dass ich ihn kichernd vorfand, weil er sich mit der Lektüre eines Porno-Heftchens amüsierte. Dann verließ ich schnell wieder das Zimmer, weil ich diese Art Amüsement gar nicht lustig fand.

      Als uns die Schwiegereltern darüber informierten, dass sie anbauen wollten, um für jede Wohnung ein Duschbad mit Toilette zu errichten, war ich nach langer Zeit mal wieder froh gestimmt. Endlich ein eigenes Bad und keine sanitären Gemeinschaftsräume mehr, nicht mehr ins Erdgeschoss müssen, das fand ich toll.

      Auch dass der Eingang außerhalb der Wohnung eine halbe Treppe tiefer sein würde, nahm ich für ein eigenes Badezimmer gerne in Kauf. Robert war ebenfalls sehr erfreut, zum ersten Mal waren wir beide einer Meinung.

      „Siehst du, so wird Onkel Karls letztes Erbe doch noch für einen guten Zweck verwendet und wir haben auch was davon.“ Fand mein Mann eine sinnvolle Erklärung für den Betrug seiner Mutter.

      „Find ich ganz toll, allerdings glaube ich kaum, dass deine Mutter das unseretwegen macht, oder glaubst du wir kriegen das Badezimmer umsonst? Die will dann sicher die Mieten erhöhen, auch bei uns!“ Konnte ich mir nicht verkneifen die Gründe vorauszusagen.

      Ärgerlich erklärte Robert: „Ja und? Meine Mutter ist eben geschäftstüchtig, im Gegensatz zu dir, Geld muss arbeiten. Das macht sie schon richtig. Aber das zu verstehen bist du ja zu blöd. Ist ja klar, als Mädchen aus armen Verhältnissen!“

      „Lieber arme Verhältnisse, aber dafür beklauen unsere Eltern uns auch nicht!“ zischte ich wütend und verlies schnell den Raum.

      Endlich bekamen wir unseren Telefon-Anschluss.

      „Das ist gut für das Geschäft. Dann kann meine Mutter endlich nicht mehr in meinen Angelegenheiten rumschnüffeln.“ Kommentierte Robert erfreut.

      Tatsächlich bereicherte das eigene Telefon unser Leben. Speziell meines, denn ich hatte erst kürzlich meine alte Schulfreundin Beate Groß, jetzt Bachmann, wieder getroffen, aber durch unsere unterschiedliche Lebenssituation war wenig Zeit zu quatschen.

      Zwar hatten wir die gleiche Klasse besucht, aber wir waren zu dieser Zeit nie enge Freundinnen gewesen, wir hatten lediglich den gleichen Schulweg gehabt, weil wir in der gleichen Straße gewohnt hatten.

      Obwohl Beate und ihr damaliger Verlobter Dieter Bachmann die Trauzeugen bei meiner zweiten Eheschließung mit Robert waren, hatten wir uns danach aus den Augen verloren. Erst das erneute Zusammentreffen hatte meine Freundschaft mit Beate vertieft.

      Da die Freundin einen Bürojob hatte, der ihr viel Freiraum