Zweiter Sieger. Ruth Broucq. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ruth Broucq
Издательство: Bookwire
Серия: Trümmerprinzessin
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742713575
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gehört, den muss ich euch mal erzählen. Hört mal zu: Kommt ein Mann abends nach Hause, findet seine Frau im Schlafzimmer als sie nackt vor dem geschlossenen Kleiderschrank steht, und er fragt was das soll, sagt sie, dass sie nichts mehr zum anziehen hat. Öffnet der Mann den Kleiderschrank, sortiert die Kleider, und sagt: guck mal hier: ein Grünes, ein Blaues, ein Rotes, Tag Ralf, ein Gelbes…..“

      Alle lachen. Nur ich fand das gar nicht komisch.

      Nachdem er sich vor Lachen geschüttelt hat fragt mich mein Mann: „Watt is Ruthchen, kannst du keinen Spaß vertragen? Oder ist das nicht lustig?“

      „Und wie lustig! Du machst doch gerne die besten Witze auf anderer Leute kosten“, Knurrte ich genervt. „So mein lieber Ehemann, ich möchte jetzt nach Hause fahren. Kommst du mit oder wie gehabt?“ wollte ich entschlossen den verunglückten Abend umgehend beenden.

      Wie schon so oft wollte mein Mann noch weiter saufen. Wir einigten uns, dass ich alleine mit dem Auto nach Hause fahren sollte. Unter dem Protest der Anderen brach ich umgehend auf.

      Dass mein Mann doch etwas von meinem Ausrutscher geahnt hatte zeigte sich bei seiner nächtlichen Heimkehr. Bis zum Rand abgefüllt stolperte der Betrunkene ins Schlafzimmer und begann rücksichtslos laut zu schimpfen.

      Ich sei eine Schlampe, denn ich könne ihm nichts vormachen, er wisse schon dass ich mich von anderen Kerlen vögeln lasse, ich solle mich ja nicht erwischen lassen, dann würde er mich erschießen. Er schimpfte so laut, dass ich ihn auf die Uhrzeit hinwies, dass er das ganze Haus wecken würde, bat ihn leise zu sein. Dabei blieb ich ganz ruhig und sachlich, versuchte ihn zu beruhigen. Offenbar brachte ihn das noch mehr in Rage.

      Vor Zorn griff er nach der schweren Nachttischlampe auf seiner Bettseite, hob sie hoch um mich damit zu schlagen. Das Kabel hielt die Lampe in der Wand, sodass ich aus dem Bett sprang und aus dem Raum flüchteten wollte.

      Im gleichen Moment als ich die Tür öffnete stand unsere Tochter im Rahmen und fragte vorwurfsvoll: „Warum schimpfst du denn so laut, Papa? Was hat die Mama denn böses gemacht?“

      Ramonas Erscheinen wirkte auf Robert wie eine kalte Dusche.

      Er stellte die Lampe wieder ab und sagte reumütig:

      „Nichts Mäuschen, geh wieder schlafen. Es ist alles in Ordnung.“ Nach diesen Worten warf er sich in voller Montur auf unser Bett und schlief in Sekundenschnelle ein.

      „Gehst du mit in mein Bett, Mama?“ fragte meine kleine Retterin. „Bei dem Papa kannst du doch heute nicht schlafen. Der stinkt so schrecklich nach Bier. Komm, schlaf besser bei mir!“

      Wieder einmal hatte unsere Tochter eine heftige Auseinandersetzung beendet, mich vor schlimmerem gerettet.

      Als sei alles ganz normal erklärte Robert am nächsten Tag, er werde heute den Bus abholen und unseren Käfer dafür abgeben. Dann sei er in den kommenden Tagen mit dem Einkauf der Arbeitsmaterialien und Werkzeugen beschäftigt.

      Danach werde er sein Geschäft anmelden, denn er habe schon einen Auftrag, den er in der nächsten Woche beginnen müsse. Falls ich Einkäufe zu erledigen hätte, müsse ich mich nach seinem Terminplan richten.

      Nach dem Geld fragte ich nicht, denn aus diesem Thema hatte man mich erfolgreich ausgeschlossen. Ich war zum Abwarten verurteilt.

      Als Robert am Nachmittag zurückkam war ich doch sehr überrascht wie geräumig das Fahrzeug war und was mein Mann alles in den VW-Bus hinein gepackt hatte. Leitern, kleine Böcke, mehrere Farbeimer, Farbkartuschen, Pinsel-Sortimente, 2 Tapeziertische, mehrere Tapeten-Musterbücher und eine Kiste mit diversen Werkzeugen lagen auf der großen Ladefläche.

      „Wo willst du denn die ganzen Sachen unterbringen“? war das Erste was mir bei dem Anblick einfiel.

      Robert sagte großspurig: „Darum brauchst du dir keine Gedanken zu machen, das habe ich alles schon geklärt. Natürlich kriege ich einen zusätzlichen Kellerraum, die Keller werden einfach anders aufgeteilt. Die Mieter brauchen keine großen Räume für ihr Gerümpel, meine Werkstatt ist schließlich wichtiger. Du brauchst also kein Angst zu haben, dass ich meine Leitern in unserem Schlafzimmer abstelle!“ lachte mein Mann belustigt.

      „Blödmann! Natürlich nicht! Behandle mich nicht immer wie ein dummes Kind! Ich bin deine Frau, die Mutter deiner Kinder!“ Damit wendete ich mich verärgert ab und ließ ihn stehen.

      Erst nach dem Abendessen, als die Kinder lange im Bett waren, änderte sich die Stimmung. Mein Mann rückte näher an mich heran, suchte Liebe. Danach war mir jedoch gar nicht zumute.

      „Nur wenn du bumsen willst kannst du nett sein. Darauf habe ich aber keine Lust, so wie du mich behandelst“, knurrte ich und schob ihn weg.

      Robert schnurrte wie ein rolliger Kater: „Ach Ruthchen, sei doch lieb und versuch doch mal mich zu verstehen.“ Schmeichelte er und fummelte an meinem Busen. „Ich will uns doch ein gutes Leben aufbauen, und die letzte Zeit war eben ziemlich anstrengend. Aber das ist jetzt alles vorbei und wird besser. Als selbständiger Meister verdiene ich endlich richtig Geld, habe nicht mehr die Schinderei wie beim Ralf, und du hast auch keine Sorgen mehr. Glaub mir, ich baue uns richtig was auf. Nun komm, sei wieder lieb!“

      Auch wenn ich keine Lust auf Amore hatte, ich hatte keine Gegenargumente mehr. Deshalb kam ich meiner ehelichen Pflicht nach und ließ ich das Ganze über mich ergehen. Mein Mann war zufrieden und schlief danach selig auf dem Sofa ein. Ich saß noch lange nachdenklich neben ihm.

      Nein, glücklich war ich wirklich nicht.

      In unserem Leben vollzog sich tatsächlich ein Wandel.

      Die erste Arbeit in seiner Selbständigkeit war ein Auftrag bei Taxi Schwerte. Das wunderte mich allerdings schon, denn eigentlich hatte ich Forderungen des Unternehmens erwartet, die bis dato ausgeblieben waren. Erst mit dem Beginn der Malerarbeiten in deren Haus kam mir das wieder zum Bewusstsein.

      Ich fragte nicht danach, war froh nichts davon zu hören, jedoch kam mir am Ende die Rechnung für die Arbeiten sehr niedrig vor. So bezahlte mein Mann also den schuldhaft verursachten Schaden an dem Taxi. Das wurde mit seiner Arbeit verrechnet.

      Dadurch war das Endergebnis enttäuschend niedrig.

      Als ich Robert darauf ansprach wurde er sehr ärgerlich.

      „Was hast du denn für eine Ahnung davon? Bist du der Meister oder ich? Halte dich gefälligst aus meinen Geschäften raus, dumme Kuh“! schnauzte er mich an, und war so böse, dass ich mich vorsichtshalber zurück zog.

      Auch unser Freizeitvergnügen veränderte sich, speziell durch die Veränderung unseres Freundeskreises. Wer auch immer ihn mitgebracht hatte, mein Mann berichtete von Karl-Günter, einem neuen Mitglied in seinem Kegelclub, dessen Wohnung Robert tapezieren sollte. Bei dieser Arbeit erwies sich Karl-Günters Frau als sehr nett, sodass Robert das Ehepaar gerne mal einladen wollte. Mein Mann erzählte, dass das Ehepaar Krummenberg in unserem Alter sei, sogar bereits ein eigenes Haus hatte, aber kinderlos sei und ganz in unserer Nähe wohne.

      Welch altmodischer Name, Karl-Günter dachte ich im Stillen, stimmte aber sofort zu, denn durch den Abstand zu Ralf und mit Roberts neuer Selbständigkeit hatten wir uns ziemlich zurückgezogen.

      Weil ich durch Haushalt und Kinder kaum etwas anderes sah kam mir die Abwechslung auch sehr gelegen, sodass ich mich auf den Samstagabend freudig einstellte.

      Ich hatte ein paar kleine Snacks vorbereitet und mein Mann hatte reichlich Alkohol gekauft.

      Samstags abends erschien das Ehepaar Karl-Günter und Gundula Krummenberg.

      Karl-Günter war ein großer, recht stabiler Mann, der zwar eine angenehme Art hatte, den ich aber nicht attraktiv fand, wegen seinem deutlichen Hang zur Dicklichkeit. Seine Frau Gundula erwies sich als eine hübsche Blondine mit einem lasziven Wesen, der man irgendwie ihre Genusssucht ansah. Auch hatte sie eine eigenartige Figur, zwar schlank aber dennoch unproportional. Schmalbrüstig, fast platt, mit einem ausladenden breiten Becken, sodass man ihr eigentlich viele Kinder unterstellte, die sie aber nicht hatte und wohl auch nicht wollte.

      Insgesamt