Zweiter Sieger. Ruth Broucq. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ruth Broucq
Издательство: Bookwire
Серия: Trümmerprinzessin
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742713575
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Aber ich hatte die Sache aufgedeckt und auf die rechtmäßige Übertragung bestanden. Dass mein Mann zu feige gewesen war, das ererbte Baugrundstück zu nutzen, weil er Angst vor Schulden hatte, war auch einer meiner Scheidungsgründe gewesen. Aber auch das rechtfertigte nicht die erneute Hinterlist um das Familien- Erbteil, was Robert zustand.

      Nun hatte es tatsächlich geklappt mich im Unklaren zu lassen und zu umgehen. Meine Schwiegermutter hatte unsere ständigen Ehe-Streitigkeiten zu nutzen gewusst. Und ich ahnungsloses Schaf war noch jeden Samstag ihre Privat-Friseurin gewesen, hatte nichts Böses geahnt und mich von ihrer berechnenden Freundlichkeit einlullen lassen. Klar, deshalb die großzügige Geld-Leiherei, die Dummköpfe mit Kleingeld abspeisen und mit einem miesen Trick das dicke Geld kassieren. Diesen Plan hatte sie mit Bravur durchgesetzt. Nun war es zu spät, die Sache war gelaufen.

      Ich war voller Abscheu und Zorn. Ich wusste nicht, wie ich diese Hinterlist kommentarlos schlucken und einstecken konnte. Denn es widerstrebte meiner Natur einfach stillzuhalten wenn mir Unrecht geschehen war.

      Aber es war sinnlos, aufzubegehren, denn zurückdrehen ließ sich die Abwicklung nicht mehr. Der Trottel, der mein Ehemann war, der sich großer Meister nannte, hatte sich wie ein dummer Schulanfänger von seiner Mutter über den Tisch ziehen lassen.

      Wenn es nicht zum weinen wäre, hätte ich laut gelacht. Es raubte mir den Schlaf.

      Aber was konnte ich machen? Nichts! Ich hätte lediglich einen riesengroßen Familienkrach heraufbeschworen, davon gehabt hätte ich gar nichts.

      Doch, die Ächtung von den Schwiegereltern und mein Mann würde mir wieder genauso in den Rücken fallen wie bei der damaligen Erbschaftsgeschichte auch. Punkt.

      In der darauf folgenden Zeit war die Stimmung recht angespannt. Zwar sprachen wir nicht mehr über die Sache, aber die unruhige Nacht konnte ich genauso wenig einfach wegstecken wie diese unselige Sache selbst.

      Dann passierte etwas, was meine ganze Einstellung zu meinem Ehemann veränderte.

      Während einer feucht-fröhlichen Bierrunde in unserer Stammkneipe geriet die eheliche Treue in den Mittelpunkt des Gesprächs.

      Es entwickelte sich eine heiße Diskussion zwischen Ralf und meinem Mann. Während der Cousin die Meinung vertrat, Treue sei ein wichtiger Faktor in der Ehe, fand Robert das unwichtig, ja langweilig.

      „Man muss doch mal ein bisschen Abwechslung haben, schließlich kann kein Mensch immer nur Eintopf essen. Ein leckeres Steak muss mal ab und zu sein.“ behauptete mein Mann voller Ernst.

      Ich fühlte mich als Betroffene zum Eintopf degradiert und hatte empört gefragt: „Gilt das nur für die Männer oder auch für die Ehefrauen?“

      „Ach das ist doch mal wieder typisch Weiber“, erwiderte mein Mann verächtlich. „Ihr habt doch gar nicht den Nerv mal einen Stich nebenbei zu machen. Weil ihr euch doch immer gleich verlieben müsst. Eure Gefühlsduselei steht euch doch immer im Weg. Selbst schuld wenn ihr dann das geile Gefühl des Neuen verpasst. Ha, ha, ha“, zog Robert das Thema ins Lächerliche.

      Doch ich ließ nicht locker, wollte es genau wissen: „Aha, das heißt also, dir würde es nichts ausmachen wenn ich fremd ginge?“

      „Nö, deine Pflaume ist doch kein Stück Seife, die nutzt doch nicht ab!“ gab mein Mann sich großspurig und hielt sich den Bauch vor lachen.

      Während mir das Blut vor Verlegenheit ins Gesicht schoss, schweiften meine Augen ab und ich erwischte Cousin Ralfs begehrlichen Blick, der mich zu fragen schien: auf was warten wir denn noch?

      Ausgerechnet an diesem Abend wollte mein Mann noch weiter ziehen.

      Als es Zeit wurde nach Hause zu fahren, lehnte Robert ab: „Heute musst du mal alleine nach Hause gehen, Ruthchen. Ich habe noch keine Lust, ich mach noch eine Reintour, mal hier rein und mal da rein. Der Ralf fährt dich sicher gerne nach Hause. Oder, lieber Vetter, das machst du doch?“

      Ahnte mein Mann denn gar nicht, dass er mich seinem Cousin in die Arme trieb? So blind konnte er doch nicht sein, dass er nicht mitbekommen hatte wie sein Cousin mich die ganzen Monate schon mit den Augen verschlang und ganz offen anbaggerte. Oder war ihm das wirklich egal?

      Ralf stand sofort auf, ging zur Theke die Rechnung bezahlen, und dann bot er mir an: „Wir können fahren, ich stehe zu deiner Verfügung.“

      Anfangs sprachen wir kein Wort, denn es lag eine unsichtbare, knisternde Spannung in der Luft.

      Ralf fuhr ungewöhnlich langsam und einen unbekannten Weg, der durch ein kaum bewohntes ländliches Gebiet führte.

      „Wo sind wir hier? Wo willst du hin?“ brach ich nach einer Weile das Schweigen.

      „Kennst du diese Gegend nicht? Hier kann man sich in Ruhe und ungestört unterhalten. Nur falls du dich mit mir alleine unterhalten möchtest. Oder hast du Angst mit mir alleine zu sein?“ fragte er und hielt am Rande eines Feldweges an.

      Nur der Vollmond spendete uns sein schwaches Licht als Ralf den Motor und die Scheinwerfer ausschaltete.

      „Warum sollte ich Angst vor dir haben und warum?“ gab ich mich mutig, aber meine Stimme erschien mir seltsam fremd.

      Ralf drehte sich zu mir, rückte näher, und während er meine Wange streichelte sagte er: „Weil du weißt, dass ich schon lange verrückt nach dir bin und dass ich dich jetzt endlich küssen werde.“

      Als sein heißer Atem mich streifte war ich wie gelähmt, wusste weder eine Antwort, noch konnte ich mich bewegen. Dann zog er meinen Kopf ein wenig näher an sich heran und sein Mund suchte meine Lippen. Als sein voller Mund mich berührte durchfuhr ein heißer Strom meinen Körper, sodass ich ihm mein Gesicht entgegen hob, und willig die Lippen öffnete, um seine Zunge in meinen Mund zu lassen.

      Seine Arme umschlangen mich, während seine Küsse so leidenschaftlich und intensiv wurden, dass sie jeden noch so schwachen Widerstand im Keim erstickten. Auch die zarten Berührungen seiner kräftigen Männerhände bewirkten dass ich vor Sehnsucht dahin schmolz. Selbst als seine Hände immer mutiger in meine intimsten Zonen vordrangen, wehrte ich mich nicht, sondern gab mich ihm wie verzaubert hin. Zu lange hatte ich keine solchen Zärtlichkeiten mehr bekommen. Als er meine Brüste entblößte, und die Nippel mit zartem Saugen liebkoste, öffnete ich seiner vortastenden Hand freiwillig die Schenkel und genoss seine geschickten Bewegungen in meiner Scham. Ralf war ein großartiger Liebhaber, der die erogenen Punkte einer Frau ganz genau kannte und wusste wie er eine Frau glücklich machen konnte. Ich zitterte dem Höhepunkt entgegen.

      Als er endlich in mich eindrang zerfloss ich vor Begehren, und in heißer Ekstase dachte nur: welch ein Mann.

      In diesem Moment genoss ich es nur begehrt und geliebt zu werden und bereute es keine Sekunde.

      andere Wege

      Erst am nächsten Tag wurde mir klar auf was ich mich eingelassen hatte, in welch eine prekäre Situation ich mich gebracht hatte.

      Angestrengt dachte ich darüber nach wieso ich mich hatte verführen lassen. Obwohl mein Mann mir doch quasi die Erlaubnis zum Fremdgehen erteilt hatte, konnte ich mich gegen mein schlechtes Gewissen nicht wehren. Wenn Robert tatsächlich so dachte und vermutlich selbst jede Gelegenheit nutzte, sich mit anderen Frauen zu amüsieren, hatte ich nichts unrechtes getan, versuchte ich mein Gewissen auszuschalten.

      Ich hatte es einfach gebraucht. Punkt. Damit versuchte ich mich zu entschuldigen. Aber irgendwie war mir die Erinnerung doch unangenehm. Mir war klar, was ich getan hatte war einfach unmoralisch.

      Vermutlich war mein Mann anderweitig so in Anspruch genommen, dass er an mir kein Interesse mehr hatte, zumindest verhielt er sich so.

      Roberts Behauptung, die unterschiedliche Gefühlslage der Geschlechter sei der Grund, dass Männer einfacher mit wechselnden Liebschaften umgehen könnten, Frauen aber schwieriger Seitensprünge verkrafteten, konnte ich nicht akzeptieren. Das war sicher nur ein listiger Versuch, sich Vorteile zu verschaffen. Aber wie ging es nun weiter? Wie begegnete