Der wunderbare Garten der Druiden. Claudia Urbanovsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claudia Urbanovsky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738009958
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heilenden Knochenbrüchen oder Wunden eingesetzt werden. Solange man sich also an die alte Maßregel hält, Beinwell innerlich nicht über einen längeren Zeitraum als vier bis sechs Wochen einzunehmen und auch nur dann, wenn man kein Nierenleiden hat, muss man weder mit größeren Risiken noch mit irgendwelchen Nebenwirkungen rechnen. Und bei äußerlicher Anwendung, in Form von Pomaden, Cremes oder Umschlägen, ist Beinwell geradezu ein Wundermittel gegen Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen – ein preisgünstiges Wundermittel ohne jegliche Nebenwirkungen!

      Auf der anderen Seite fand man aber auch bis jetzt unbekannte Heilpflanzen oder grub vergessene wieder aus, die z.B. gegen Erkältungen oder Heuschnupfen sehr wirksam sind. Als kurzes Beispiel an dieser Stelle sei die Pestwurz – Petasites officinalis – genannt, die gegen Heuschnupfen genauso gut hilft wie die herkömmlich eingesetzten Antihistaminika. Dies wurde von Schweizer Ärzten im Jahre 2005 in einer Vergleichsstudie ausgetestet. Die Schweizer scheinen, was ihr Ärztekorps angeht, im Bereich der Verabreichung von Heilpflanzen statt allopathischer Mittel sowieso eines der experimentierfreudigsten Völker zu sein: Bei dem oben erwähnten Versuch erwies sich das Pestwurz-Präparat auch noch als besonders gut verträglich, denn keine der 70 Versuchspersonen klagte über Müdigkeit, eine der bekanntesten und unangenehmsten Nebenwirkungen vieler chemischer Antihistaminika.

      Von den schätzungsweise 400.000 Pflanzenarten, die auf unserer Erde wachsen, wurden bis heute nur etwa 10 Prozent auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Dieses enorme genetische Potential ist eine echte Herausforderung an die Wissenschaft, um neue biologisch wirksame Substanzen zu finden, und gleichzeitig eine Hoffnung im Kampf gegen bis jetzt unheilbare Krankheiten.

      Eine Heilpflanze besitzt nicht nur pharmakologische Eigenschaften und chemisch wirksame Inhaltsstoffe. Das beste Beispiel hierfür sind die zahllosen kommerziellen Produkte auf der Basis von Johanniskraut – Hypericum perforatum –, die in einer Studie des Instituts für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt unter Professor Manfred Schubert-Zsilavecz durchgefallen sind. Nur eines von zwölf getesteten gängigen Hypericum-Präparaten entsprach in der Wirkstoffzusammensetzung annähernd den gesetzlichen Anforderungen, die Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit definieren. Alle anderen Mittel waren hoffnungslos unterdosiert. Selbst bei den hochdosierten kam es durch die Lagerung der Pillen zu einer erheblichen Veränderung der Inhaltsstoffe.

      Gerade pflanzliche Heilmittel können in ihrer Zusammensetzung stark variieren, weil die Herstellung nicht nur ziemlich komplex, sondern auch von vielen anderen Faktoren abhängig ist. Manche dieser Faktoren sind mit den Mitteln der Wissenschaft einfach nicht greifbar! Selbstverständlich könnte man jetzt kontern, dass die elf in der oben genannten Untersuchung durchgefallenen Produkte eben einfach nicht genügend Hyperforin enthalten – jenen chemisch erfassten grobstofflichen Bestandteil von Hypericum, der im Gehirn die stimmungsaufhellenden Prozesse in Gang setzt, die aus dieser Heilpflanze bei leichten bis mittelschweren Depressionen, bei Nervosität und Angstzuständen einen selbst von der Schulmedizin anerkannten nebenwirkungsfreien Helfer gemacht haben. Aber darauf allein beschränkt sich die mangelnde Wirksamkeit eben nicht.

      Johanniskraut hat als Sonnenpflanze, die Belenos, dem Strahlenden, geweiht ist, auch einen ganz betont energetischen Charakter. Wer einmal die Möglichkeit hatte, gegen seine winterliche Depression Johanniskraut einzunehmen, das zur Zeit des höchsten Sonnenstandes im Jahreskreis184 gesammelt wurde, wird dies ohne zu zögern bestätigen können. In der druidischen Tradition wurde Hypericum immer nur genau zu diesem Zeitpunkt abgesammelt185, in dem das feinstoffliche Element – die Pflanzenseele – aufs engste mit der Sonne, ihrem Schöpfer Belenos, verbunden ist. Diese Verbindung ist es, die die Heilkraft von Johanniskraut ganz entscheidend stärkt!

      Solche Details stellten das eigentliche geheime Wissen der Druiden-Ärzte dar, die sich darauf spezialisierten, mit Hilfe von Pflanzen den Energiekörper des Patienten wieder deckungsgleich mit seinem physischen Körper zu machen. Viele davon haben sich – wenn auch oft leider nur in verfremdeter oder karikaturartiger Form – in der Volks-und Bauernweisheit erhalten. Manche, die besonders unausrottbar erschienen und im Volk einfach zu fest verankert waren, wurden gar von der christlichen Kirche in Bräuche an speziellen Festtagen integriert, um ihnen den rechten »doktrinären« Anstrich zu verpassen.

      Auch wenn wir oftmals im Stillen bedauern, wie die Vertreter der römischen Kirche in ihrem Wahn vorgegangen sind, der ganz besonders von der Feindschaft gegen die Sinnlichkeit und Lebensfreude der Natur als solcher geprägt war, so macht es uns doch schmunzeln, wie viel »Heidnisches« gerade im Bereich der Heilkräuter überlebt hat. Wer sich einmal die Mühe macht, Eva Aschenbrenners »Die Kräuterapotheke Gottes« zur Hand zu nehmen oder einen Blick auf Maria Trebens fast schon legendäre »Gesundheit aus der Apotheke Gottes« zu werfen, wird dies auch für sich selbst feststellen können. Im Vorwort zu ihrem Buch schreibt Maria Treben, dass sie bei ihren Erfahrungen mit Heilkräutern das Gefühl hatte, eine höhere Macht würde sie lenken und leiten. Es ist nur wenig verwunderlich, dass sie diese höhere Kraft für sich selbst ohne zu zögern und umgehend als Maria, die Gottesmutter, identifiziert. Genauso wie Eva Aschenbrenner, die aus dem oberbayerischen Kochel am See im Landkreis Tölz stammt, war Maria Treben eine tiefgläubige Katholikin. In gleicher Weise war sie das Produkt einer Region, in der der Marienkult seit Jahrhunderten ganz besonders dominant ist. Und dieser Marienkult ist tief in der vorchristlichen Religiosität verwurzelt und ein deutliches Merkmal all jener Gegenden, in denen das einfache Volk trotz der Vernichtung der keltischen Hochkultur und der Vertreibung ihrer wichtigsten Vertreter – der Druiden – in den Untergrund nur ganz allmählich zum Christentum bekehrt werden konnte. Maria als Gottesmutter und Himmelskönigin ist hier einfach an die Stelle der keltischen Göttin, der Großen Mutter, getreten. Der Kulturanthropologe Robert Redfield188 bezeichnet diese Volkskultur im Gegensatz zur Hochkultur – »big tradition« – als die »little tradition«. Und in ihr ist praktisch die ungebrochene Kontinuität der keltischen Gebräuche und Weisheiten der Druiden bis zum heutigen Tag gewährleistet.

      In den Kräutern ist die ganze Kraft der Welt enthalten. Wer ihre geheimen Fähigkeiten kennt, ist allmächtig, so heißt es bereits in den vedischen Hymnen, den ältesten Schriften der Inder. Dasselbe Leitmotiv darf auch für die Druiden Galliens gelten, die sowohl als Ärzte als auch als Kräuterkundige in der antiken Welt einen herausragenden Ruf besaßen.

       TEIL 1 DER GARTEN VON AN AVALLACH

       Kapitel 1 Die heilenden Kräuter der Druiden

      Obwohl die Wissenschaft ermittelte, dass unsere protokeltischen und keltischen Vorfahren in den Tagen der Steinkreise und später, in den Tagen der druidischen Herrschaft, über weite Teile der europäischen Welt gesünder waren, als wir es heute sind – besonders in Bezug auf die sogenannten »Zivilisationskrankheiten« –, gehen wir davon aus, dass es ein Leben ohne Krankheit niemals gegeben hat. In der Abiturprüfung 2006 schrieb ein französischer Schüler gar folgenden Satz, der so denkwürdig oder vielleicht auch komisch war, dass er Einzug auf die berühmte Internetseite der »Perles du Bac« (»Abitur-Perlen«) fand: »Au Moyen Age, la bonne santé n’avait pas encore était inventée!« – Im Mittelalter hatten sie die gute Gesundheit noch nicht erfunden!

      Tiefgründige Einsicht oder Lapsus linguae? Unerheblich! Unser französischer Abiturient 2006 hat Recht: Wo wir heutzutage von Rückenleiden durch übermäßig langes Sitzen am Computer, von Übergewicht und Herzproblemen durch Bewegungsmangel oder schlicht und einfach von Depressionen durch den Druck in der Arbeitswelt oder infolge menschlicher Isolation in Großstädten gequält werden, sorgten bei unseren protokeltischen und keltischen Vorfahren feindliche Nachbarn, wilde Tiere, Kälte, Nässe oder irgendwelche Seuchen für Ärger mit der Gesundheit. Und bei ihren mittelalterlichen Nachfahren sah die Sache auch nicht viel besser aus. Und manch einem zarter besaiteten keltischen Ahnen mögen in seiner Welt, in der die guten und bösen Geister als real empfunden wurden, diese Mächte ausreichend Angst eingeflößt haben, um sich Tür und Tor zu Leiden zu öffnen, die man in der heutigen Welt als psychosomatische Krankheiten bezeichnen würde. Auch dem Hinkelstein tragenden Obelix, dem großmäuligen Majestix und dem wackeren