FEURIGE RACHE. Ralf Feldvoß. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ralf Feldvoß
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738056068
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und berichtete ihm von ihrer Vermutung. Das sich auch Enrico gleich mit dazu gesellte, passte ihr zwar nicht wirklich, sie ließ ihn aber dabei. Enrico entwickelte sich immer mehr zu Franz´ Zwilling. Er wich ihm kaum von der Seite. Noch schien es Franz nicht weiter zu stören, er ging eher darin auf, sein Wissen mitteilen zu können und in Enrico hatte er einen wissbegierigen Zuhörer, der gar nicht aufhörte Fragen zu stellen. Petra fragte sich zwischenzeitlich wessen Assistent Enrico eigentlich war, ihrer oder der von Franz.

      „Ich weiß nicht“, sagte Franz. „Manipulation? Das klingt doch recht weit hergeholt. Meinst du nicht, dass du ein wenig übertreibst? Da halte ich die Möglichkeit mit dem fremden Magnetfeld für wahrscheinlicher. Folgendes: Bei Magma handelt es sich um geschmolzenes Gestein. Und wenn nun, wodurch auch immer bedingt, die Magma beginnt eine Rotationsbewegung durchzuführen, nun, dann kann es tatsächlich dazu kommen, dass sich ein kleines eigenes Magnetfeld um diese Masse herum ergibt. Sollte nun diese Kammer in der sich das drehende Magma befindet, unweit unserer Position hier sein, was grundsätzlich durchaus möglich ist, und diese Kammer, bzw. die Menge der Magma ausreichend groß ist, dann... tja dann kann es auch sein, dass dieses erzeugte Magnetfeld aufgrund seiner Nähe stärker wirkt, als das der Erde, deren Kern und somit das Zentrum ihrer Rotation, viel weiter entfernt ist.“

      Das war eine plausible Erklärung. Zudem würde das auch erklären, warum sie im Kreis gelaufen sind. Wenn nämlich sich die fragliche Masse Magma im relativen Zentrum ihres Weges unter ihnen befand.

      Alessandro kam zurück. „Die Geräte scheinen allem Anschein nach tadellos zu funktionieren.“ Schulterzuckend stellte er sich zu der kleinen Gruppe.

      „Und nun?“, fragte Enrico.

      „Nun gehen wir weiter. Wir nehmen diesmal aber einen der anderen beiden Wege“, entschied Petra. Sie wollte sehen, ob die Kompasse nach wie vor in die selbe Richtung zeigen würden und ob diese Richtung mit der übereinstimmen würde, die sie wieder zu der Kaverne bringen müsste.

      Sie gingen los. Doch diesmal zeigten die Kompasse den Norden in einer anderen Richtung an. Also schien die Theorie der nahe gelegenen Magmakammer doch falsch zu sein. Aber warum hatten die Kompasse dann vorhin in eine andere Richtung gezeigt? Doch eine Manipulation? So ganz konnte sich Petra von diesem absurden Gedanken nicht befreien.

      Sie durchquerten den Gang. Es war stickig, irgendwie feucht und der Geruch nach Schwefel paradoxerweise allgegenwärtig. Paradox deswegen, weil Feuchtigkeit und die durch die irgendwo in der Nähe sich befindlichen Magmakammer erzeugte Wärme eigentlich nicht zueinander passten.

      Als sie erneut in eine Art Halle kamen, sie waren bis hierher weitere drei Stunden gelaufen, rief Petra zur Rast auf.

      „Wie spät ist es?“, fragte sie Paul, der sich gerade mit Marie zu ihr und Franz gesellte. Paul schaute auf seine Uhr. „Viertel nach vier.“ Auch Marie schaute nach der Frage von Petra automatisch auf ihre Uhr. „Viertel nach vier? Meine zeigt aber zwanzig vor vier an!“

      Nun blickten auch Petra und Franz auf ihre Uhren. Jede zeigte eine andere Uhrzeit an. „Wie kann das denn sein? Wenn eine falsch gehen würde – ok, aber alle?“ Paul ließ den Blick durch die Runde schweifen.

      „Da wären wir wieder bei der Magmakammer und deren erzeugtes Magnetfeld. Auch dafür könnte das eine Erklärung sein, aber dann müssten die Kompasse auch wieder in die gleiche Richtung zeigen, wie vorhin.“ Franz wusste nun auch nicht weiter. „Irgendetwas stört ganz offensichtlich das Erdmagnetfeld, aber was?“ Ratlos blickte er auf seine Armbanduhr, die kurz vor halb fünf anzeigte.

      „Aber müssten die Uhren dann nicht auch alle auf die selbe Weise gestört sein und trotz dessen die gleiche Zeit anzeigen?“ Petra wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass es für alles eine harmlose Erklärung gab.

      „Grundsätzlich richtig, ja“, antwortete Franz.

      „Wir bleiben jetzt hier und befassen uns mit den Eventualitäten“, entschied Petra entschlossen. „Wir werden hier unser Nachtlager aufschlagen und sämtliche Geräte überprüfen. Vielleicht kommen wir dann auch auf die Lösung. Ich bin jedenfalls müde und kann gerade nicht mehr wirklich klar denken.“

      Erleichtert ließen die Studenten, als sie die letzten Worte Petras vernahmen, die Bollerwagen los und setzten sich auf den nackten Boden. Der Rest des Trupps tat es ihnen gleich. Es bildeten sich Grüppchen, die über dieses und jenes in Smalltalk verfielen.

      Währenddessen beschäftigten sich Petra, Franz und Alessandro mit den Möglichkeiten, die die Ursache für die fehlerhaften Kompasse und Armbanduhren sein könnten. Paul und Marie hielten sich im Hintergrund und bereiteten das Abendessen für die ganze Mannschaft vor, so es denn Abend war, was keiner mit Bestimmtheit sagen konnte, da wirklich sämtliche Uhren aller Anwesenden eine andere Zeit anzeigten.

      Außerdem wollten sie herausfinden, wo sie sich in etwa mittlerweile befanden, denn auf die Karte hatte keiner mehr seit dem zweiten Start aus der Kaverne heraus besonders acht gegeben.

      Sie kamen zu keinem gemeinsamen Ergebnis was ihren derzeitigen Standort anging. Und auch bei der Frage nach der Ursache für die Störungen der Uhren und der Kompasse kamen sie nicht weiter.

      Es wurde mit der Zeit ruhiger in dem improvisierten Lager bis schließlich alle irgendwann eingeschlafen waren.

       Kapitel 4

      Hoehlensystem des Vesuv

      Donnerstag, 07. Oktober

      Am nächsten Morgen erwachte der Trupp langsam einer nach dem anderen. Das vorherrschende Geräusch in diesen Minuten war das Geraschel der Schlafsäcke, als sich die erwachten Teammitglieder aus diesen schälten. Vereinzelt hörte man mehr oder weniger lautes Gähnen, andere streckten sich, um die Müdigkeit aus den Gliedern zu vertreiben. Es herrschte eine seltsam gedrückte Stimmung. Die Studenten zweifelten daran, ob sie sich auf das richtige eingelassen haben. Die Wissenschaftler rätselten, ob sie ihre hier zu erledigende Aufgabe falsch verstanden hätten und Petra und ihre engsten Begleiter wollten einfach nur weiter und sich nicht länger als nötig in dieser Kaverne aufhalten.

      Alessandro wollte gleich zu Petra gehen und ihr mitteilen, dass er partout keinen Fehler entdecken konnte, weder an irgendeinem der elektronischen Geräte, noch an einem der Kompasse. Aber als er neben ihr stand sah er, dass sie noch tief und fest schlief. Er selber hatte kaum Schlaf gefunden, was durch seine dunklen Augenringe bestätigt wurde, weil er sich nahezu die ganze Zeit mit den Prüfungen beschäftigt hatte. Er rieb sich die Augen und gähnte ausgedehnt.

      Der einzige, der einen einigermaßen wachen und sogar munteren Eindruck vermittelte, war Enrico. Ihm schienen die Strapazen und die Situation im Gesamten gar nichts auszumachen. Er war fröhlich pfeifend dabei so etwas wie ein Frühstück vorzubereiten. Er kochte Kaffee mit dem Bunsenbrenner in dem er die Blechkannen abwechselnd über die Flamme hielt bis der Inhalt die gewünschte Temperatur erreicht hatte. Auf die gleiche Weise bereitete er Spiegel- und Rührei zu. Dazu schmierte er Brötchen, die zumindest heute noch einigermaßen frisch waren.

      Nahezu alle waren übernächtigt und müde, doch Enrico schien hellwach, munter und frohen Mutes zu sein. Lediglich Paul, der schon immer wenig Schlaf brauchte und auch unbequeme Schlafplätze in seinem Leben erlebt hatte, quer auf den Sitzen im Transporter beispielsweise kam häufiger vor, war als einer der Ersten neben Enrico wach und beinahe ebenso munter. Paul ging zu Enrico, schnappte sich einen Becher, füllte diesen mit Kaffee, setzte sich auf den Boden und beobachtete den Italiener eine Weile schweigend bei seinem Tun.

      „Milch und Zucker?“, fragte Enrico beiläufig während er die fertigen Eier auf größere Teller schichtete.

      „Nein, nein, schwarz ist perfekt“, antwortete Paul und nahm einen herzhaften Schluck aus seinem Becher, wobei er sich etwas den Gaumen verbrannte und die Hälfte dessen, was er im Mund hatte, wieder ausspuckte. Der Kaffee war viel heißer, als er erwartete.

      Paul wurde aus Enrico nicht schlau. Irgendwie hatte er so ein Bauchgefühl, als wenn man den Assistenten seiner Frau im Auge behalten sollte. Paul kam es merkwürdig vor, dass