Elfenkind. Daniela Baumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniela Baumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753166094
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unzähliger Gaslampen erhellt. Daneben gab es mehrere langgezogene Gebäude, die offenbar für Tiere gedacht waren, die aber draußen von Cowboys beaufsichtigt wurden. Außerdem mehrere kleine, weiter vom Haupthaus weg stehende Holzhäuser, die wahrscheinlich für die Hands waren.

      „Das hier die Cromwell-Ranch. Das Land eine Tagesreise in jede Richtung gehört mir. Derzeit habe ich etwa 2000 Rinder, die in mehreren Herden von den Cowboys gehütet werden. Dazu noch Hühner und Pferde, Ziegen und Schweine. Viel Arbeit und wenig Schlaf, aber wenn du das aushältst, dann hast du Kost und Logis frei.“, versprach Cromwell.

      „Ich werde tun, was ich kann.“, nickte Steven mehr als dankbar.

      Der Rancher ritt mit ihm gemeinsam auf das Haupthaus zu, wo eine Frau auf ihn wartete. „Das ist meine Frau Sarah, unser Sohn James ist mit draußen bei den Rindern, unsere Töchter Janet und Carol sind sicherlich im Stall, sie versorgen die Hühner und Ziegen. Sarah, das hier ist Steven Sexton, ich habe ihn heute aufgelesen, er sucht nach Arbeit. Essen gibt es jeden Tag nach Sonnenuntergang im Haupthaus. Einige Cowboys bleiben immer bei den Herden, sie bekommen das Essen von James geliefert. Morgens gibt es ein schnelles Frühstück, tagsüber steht immer etwas zur freien Verfügung, aber die Arbeit geht vor. Du bleibst erst einmal hier, auf dem Hof gibt es genug Arbeit, da kannst du dich anlernen lassen. Kannst du reiten?“

      „Nein, Sir.“, gab Steven zu.

      „Nun, du wirst es schnell lernen, hier draußen läuft man nicht zu Fuß, man reitet. James wird es dir beibringen.“, zuckte der Rancher die Schultern. „Jetzt komm, das Essen wartet nicht.“

      Steven folgte ihm ins Haupthaus, und dort in einen großen, langgezogenen Raum, der wohl eine Art Aufenthaltsraum für alle war. Eine bunte Mischung aus Menschen verschiedenster Hautfarben erwartete ihn. Es ging laut zu, aber nicht vollkommen unzivilisiert. Die Frauen – Sarah, Janet und Caro l schienen nicht die einzigen Frauen zu sein, denn hier waren noch mehrere Frauen, die Dienstkleidung trugen – brachten verschiedene Töpfe und Pfannen, Teller, Becher und Krüge mit Bier und Wasser. Alle setzten sich, und nachdem der Rancher ein kurzes Gebet gesprochen hatte, griffen sie zu.

      Steven saß zwischen zwei etwas älteren Jugendlichen, die sich kurz als Jeremy und Cole vorstellten, und griff ebenfalls hungrig zu. Viel zu müde, um noch Fragen zu stellen, folgte er anschließend auf einen Wink des Ranchers seinen Tischnachbarn, die zu einer der kleineren Hütten gingen. Dort gab es ein freies Bett, in das er sich legen konnte, und er schlief kurz danach tief und fest, ließ sich nicht davon stören, dass die anderen Bewohner des Hauses noch eine Weile rauchten, etwas tranken und miteinander plauderten.

      Der Morgen kam seiner Meinung nach viel zu früh. In den letzten zwei Wochen war er von morgens bis abends gelaufen, und fühlte sich nun völlig erschöpft. Doch er stand ohne Widerworte auf und folgte den beiden Mitbewohnern zum Frühstück. Dort sprach ihn dann ein junger Mann an, der Mister Cromwell unglaublich ähnlich sah, wenn auch der Bart fehlte und die Haare länger waren . Er konnte noch keine zwanzig sein, schätzte Steven. Vermutlich war er siebzehn oder achtzehn Jahre alt, sah aber so aus, als würde er sich von niemandem hier etwas sagen lassen, mit Ausnahme seines Vaters. „Steven?“, wollte er von ihm wissen.

      „Ja, das bin ich.“, nickte der Jugendliche. Wobei das eigentlich logisch war, er ging nicht davon aus, dass es ständig Fremde auf der Ranch gab.

      „Komm. Ich bin James Cromwell, mal sehen, wie schnell du lernst. Ich zeige dir heute, worauf es hier auf der Ranch ankommt.“ Mit diesen Worten drehte sich der junge Mann um und ging nach draußen. Steven beeilte sich, ihm zu folgen.

      Und zur gleichen Zeit, als sich Kristina mit dem Häuptling in einer anderen Welt zurechtfinden musste, lernte Steven, welche Arbeiten auf einer Ranch erledigt werden mussten, und was genau seine Aufgaben waren. Zunächst war das Reiten dran. Wobei, das eigentliche Reiten kam erst später, zuerst musste Steven lernen, wie Pferde lebten, was man beachten musste, wenn man sie satteln und zäumen wollte, wie Sattel und Zaumzeug gepflegt wurden, was Pferde fraßen, und was giftig für sie war. Steven hörte aufmerksam zu, und es stellte sich schnell heraus, dass er geschickt mit den Tieren auf der Ranch umging.

      Es dauerte nicht besonders lange, bis er sich auf dem Pferd halten konnte, doch wirkliches Reiten war das noch nicht. Dennoch gab der Jugendliche nicht auf. Nach zwei Monaten war er sicher genug im Sattel, dass er mit den anderen nach draußen auf die Weiden konnte. Hier lernte er nun, worauf es beim Hüten der Rinder und Schafe ankam. Anfangs war er bei den Schafen, da diese doch etwas leichter zu beaufsichtigen waren, so konnte er weiter seine Reitkünste verbessern. Hier lernte er auch, mit einem Lasso umzugehen. Oft lachten die anderen Cowboys ihn aus, wenn er sich selbst damit fesselte, doch Steven gab nicht auf. Nach und nach wurde er sicherer, immer öfter traf er sein Ziel. Wobei er noch viel zu lernen hatte, denn bislang war sein Ziel unbeweglich, aus Holz gebaut. An lebenden, sich bewegenden Objekten schaffte er das noch nicht, oder wenn, dann eher aus einem glücklichen Zufall heraus.

      Nach einem halben Jahr durfte Steven zum ersten Mal mit zu den Rindern, die nun zur Ranch getrieben werden sollten, damit Cromwell einen Überblick bekam und entscheiden konnte, welche der Tiere verkauft wurden. Dafür brauchte es mehr Leute als sonst, da sie wirklich alle Tiere zur Ranch bringen mussten. Im Alltag ging es eher darum, die Herden einigermaßen zusammen zu halten und vor Raubtieren zu beschützen. Dafür brauchte es weniger Männer. Zum Treiben allerdings waren alle Cowboys nötig, die abkömmlich waren.

      Charlie, ein älterer Cowboy, nahm Steven dabei unter seine Fittiche, zeigte ihm, worauf es ankam. Immer wieder rief ihm die raue, dunkle Stimme verschiedene Kommandos zu, und auf diese Weise schafften sie es, die Rinder beisammen zu halten. Steven schwitzte, doch auch hier gab er nicht auf. Er wollte beweisen, dass er die Arbeit hier schaffte. Nur bei den Schafen zu sein, war nicht das, was er wollte. Natürlich war auch das eine Arbeit, die gemacht werden musste, die Schafe mussten geschützt und zusammen gehalten werden, aber das war keine allzu große Herausforderung. Jeden Abend kamen sie zurück auf die Ranch, wo sie in ihrem Stall übernachteten. Die Rinderherden hingegen blieben fast das ganze Jahr draußen, lebten wild in ihren Verbänden. Die Cowboys blieben oft über Nacht draußen, wechselten sich ab, sodass sie wenigstens eine oder zwei Nächte in der Woche in ihren Betten schlafen konnten, die restliche Zeit waren sie unter freiem Himmel, ein Leben, das Steven durchaus reizte.

      Noch war er aber nicht so weit, außerdem hatte er noch immer kein eigenes Pferd. Das brauchte er aber, wenn er mit den Rindern arbeiten wollte. Die Schafe konnte man ohne Probleme zu Fuß hüten, oder mit einem geliehenen Pferd, doch bei den Rindern musste man sich und sein Pferd absolut kennen, man musste seinem Pferd vertrauen. Und das konnte Steven nicht mit einem geliehenen Pferd. Also ging er eines Tages zu Cromwell und bat darum, einige Tage weg zu können, um sich einen Mustang zu fangen. Da es kurz nach dem erfolgreichen Verkauf von etwa achtzig Rindern war, und die Herden dadurch deutlich kleiner waren, erlaubte Cromwell ihm und Charlie, auf Mustangjagd zu gehen. Bald hatten sie die Spuren einer Herde gefunden, doch Charlie machte Steven darauf aufmerksam, dass sie im Wind standen, und so kamen sie sicher nicht an die wilden Pferde heran.

      Also schlichen sie um die Herde herum, dann auf einen Hügel hinauf, der ihnen einen atemberaubenden Blick schenkte. Unter ihnen, in einem langgestreckten, grasbewachsenem Tal, tranken etwa dreißig Mustangs abwechselnd an einem kleinen Bach. Rappen, Füchse, sogar einige Schimmel konnten sie sehen, dazwischen bunt gefleckte Pferde. Sie alle waren kräftig und sehnig, das Fell meist eher etwas zottiger als das der Pferde, die Steven von der Ranch kannte. Nun gut, auf der Ranch wurden die Pferde regelmäßig gebürstet und gestriegelt, das machte hier natürlich niemand. Eine Weile beobachteten sie einfach nur. Schließlich realisierte Steven, dass die Herde sogar einige Fohlen mit sich führte, die in der Mitte zwischen den anderen Pferden sicher und geschützt umher springen konnten.

      „Und? Schon ein Tier ausgesucht?“, wollte Charlie irgendwann leise wissen.

      „Worauf muss ich achten?“, schüttelte Steven den Kopf. Er wusste schließlich nur wenig über Mustangs, auch wenn er sich mit den Pferden auf der Ranch inzwischen ziemlich gut auskannte. Charlie war deutlich älter und erfahrener, der konnte ihm noch eine Menge beibringen.

      „Es sollte ein junges, aber nicht zu junges Tier sein. Kein Fohlen und keine