»Es geht mir nicht um die Meinung der anderen! Das habe ich nur so gesagt! Vergiss nicht mein Alter! Wenn das Kind in die Pubertät kommt, bin ich schon bald achtzig! Wenn ich dann überhaupt noch lebe!«
Nun war die Stimmung gekippt. Sie standen im Bad, trockneten die Organe ab, die vor wenigen Minuten vereinigt und Quell der höchsten Lust gewesen waren, und starrten sich an. Dieter hatte die Augenbrauen zusammengezogen, so dass sein Gesicht finster aussah. Sicher, seine Ehe war kinderlos geblieben. Seine Frau und er hatten das bedauert, sich damals ein Kind gewünscht. Ehe sie aber konkrete Schritte einer ernsthaften Untersuchung einleiten konnten, war seine Frau gestorben und mit ihr sein Kinderwunsch. Nie hatte er mehr daran gedacht, mit einer der zahlreichen Frauen, die er in all den Jahren kennengelernt hatte (und es hatten sich genügend um den frühen Witwer bemüht), ein Kind zu zeugen. Der Gedanke war so weit weg gewesen. Dass er mit einer Reihe von Frauen schlief, das schien ihm natürlich. Hätte er in all den Jahren wie ein Mönch leben sollen? Aber ein Kind zu zeugen, das wäre ihm wie ein Fall schwerer Untreue gegen seine geliebte Frau vorgekommen. Und nun Carolin! Warum wollte diese junge Frau ausgerechnet von ihm ein Kind? War nicht vorherzusehen, was in den nächsten Jahren passieren würde? Dass sie seiner überdrüssig werden würde? Dass sie nicht neben einem alten Mann leben wollte? Dass sie in jeder Beziehung einen jüngeren brauchte? Dass sie sich in zehn, fünfzehn Jahren seiner schämen würde? Dieser Tattergreis, dieser Zitterheinrich! Was soll ich mit ihm? Dieter schoss alles mögliche durch den Kopf, was Carolin in späteren Jahren fühlen, denken, aussprechen würde. Mürrisch blickte er sie an: »Lass mich! Musstest du die wunderbare Stimmung dieses Nachmittags kaputt machen?«
In Carolins Augen schimmerten Tränen. »Ich? Nur weil ich das Wunderbarste, was sich Liebende wünschen können, angesprochen habe? Bist du nicht Frauenarzt? Hast du nicht Tausende von Babys ans Licht der Welt gebracht? Wie viele Geburten hast du überhaupt in deiner Laufbahn betreut? Was ist an einem Kind so schrecklich? Du schiebst dein Alter doch nur vor! Du hast mir selbst erzählt, dass dein letzter Gesundheitscheck ein ausgesprochen positives Ergebnis erbrachte! Du kannst neunzig, hundert Jahre alt werden! Und selbst wenn nicht! Im schlimmsten Fall wäre ich eine alleinerziehende Mutter; von denen gibt es mittlerweile Tausende, Abertausende! Ich würde mein Kind groß ziehen, wie alle anderen auch. Und hätte ein stetes lebendiges Andenken an dich, an meinen Geliebten. Wenn du mich nicht heiraten willst – kein Problem! Das muss nicht sein. Wir können so weiter leben wie bisher. Jedes in seiner Wohnung, Zusammentreffen nach Wunsch und Neigung, kein Zwang zu Gemeinsamkeit und Unterhaltung! Ich möchte nur ein Kind von dir – mehr nicht! Keine Heiratsurkunde, weder dein Haus noch dein Geld! Und wenn du es möchtest, gebe ich dich noch nicht einmal als Vater an!«
»Lass uns bitte nicht streiten!« Dieters Stimme klang weich und versöhnlich. »Können wir das Gespräch nicht vertagen? Lass mir Bedenkzeit! Das kam jetzt sehr plötzlich! Du weißt, wie ich das Zusammensein mit dir genieße, wie froh ich bin, dass ich dich gefunden habe, dass du mich liebst. Ein so spätes Glück hätte ich nicht zu erhoffen gewagt. Lass mich deinen Vorschlag überlegen, gib mir Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen.« Dieter schien sehr bewegt; auch er hatte jetzt Tränen in den Augen, streckte die Arme nach Carolin aus. Sie kam auf ihn zu und schmiegte sich an ihn.
»Mir ist auf einmal kalt. Komm, wärme mich!« Sie schloss die Arme um ihn, klammerte sich fest. Ihre nackte Haut fühlte sich tatsächlich ganz kalt an. Dieter rieb sie mit seinen warmen Händen ab, küsste sie überall hin, kniete jetzt vor ihr, verbarg sein Gesicht in ihrem Geschlecht. Sie spürte seine Küsse auf ihrem Venushügel, seine Zunge in ihrer Spalte.
»Wie ich dich liebe!« Sie hörte kaum diesen Satz Dieters, verstand ihn aber doch. Auch sie ließ sich auf die Knie nieder und küsste ihn auf den Mund.
»Lass uns nicht streiten! Dazu ist die Zeit zu kostbar! Ich liebe dich über alles. Schenk mir ein Kind!« Ihre Stimme war drängend, ihre Hände irrten über seinen Leib, fuhren überall hin, streichelten seinen Rücken, seinen Po, wanderten um den Leib herum, klammerten sich um seinen Penis. Dieter erhob sich, fasste sie um den Leib, trug sie ins Schlafzimmer zurück und legte sie aufs Bett. Länger und intensiver war diese zweite Vereinigung, noch heftiger der Orgasmus, der beide überflutete.
»Morgen,« flüsterte Dieter, »morgen werden wir darüber reden. Heute lass uns nur selig sein!«
Kein Wort verloren sie am Abend über Carolins Wunsch. Dieter hatte ein ausgezeichnetes Menu vorbereitet, das aus vier Gängen bestand. Dazu servierte er erlesene Weine. Carolin war ganz trunken, so dass er sie entkleiden und zu Bett bringen musste.
»Morgen,« flüsterte er der Einschlafenden ins Ohr, »morgen werden wir darüber reden.«
Als Carolin am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben ihr leer. Sie ging ins Bad, in die Küche, ins Wohnzimmer, eilte ins Arbeitszimmer – nirgends war Dieter zu finden. Sie zog den Bademantel über und suchte im Garten. Nichts. Im Keller. Nichts. In der Garage. Nichts. Sein Wagen stand unberührt auf seinem Platz. Sie zog ihre Kleider an, suchte vor dem Haus, fuhr mit ihrem Wagen in ihre Wohnung, zu der Dieter einen Schlüssel besaß. Nichts. Sie telefonierte mit allen Krankenhäusern der Stadt, ob er als Verletzter, als Kranker eingeliefert worden sei. Nichts.
Als er sich nach drei Tagen nicht gemeldet hatte, ging sie zur Polizei. Hat man als Geliebte ein Recht auf eine Vermisstenanzeige? Man beruhigte sie, fragte nach Verwandten Dieters, nach Freunden und Kollegen. Um Verwandte hatte er sich nie gekümmert, Geschwister hatte er nicht gehabt. Und Freunde? Um wahre Freundschaften auszubilden, dafür hatte ihm immer die Zeit gefehlt. Außer ihr blieb keiner zurück, fragte keiner nach diesem verschwundenen Gynäkologen, der vor einem Jahr seine Praxis aufgegeben und sich in dieser für ihn fremden Stadt ins Privatleben zurückgezogen hatte. Carolin wartete und wartete. Sie kümmerte sich um sein Haus, seinen Garten, zahlte Steuern und Rechnungen, hoffte tagtäglich auf seine Wiederkehr. Nachforschungen der Polizei, die viel zu spät einsetzten, blieben erfolglos. Dieter war wie vom Erdboden verschluckt, kein Lebenszeichen, während der ganzen Zeit nicht einmal eine einzige Kontobewegung. Carolin war verzweifelt, suchte selbst, fragte nach, forschte, fand entfernte Verwandte. Aber vergeblich! Nach zehn Jahren wurde Dieter für tot erklärt; die Verwandten eigneten sich seinen Besitz an. Carolin zog in eine andere Stadt, wo sie ein neues Leben beginnen wollte. Ein neuer Traummann begegnete ihr dort nicht und für ein Kind – von wem auch? – fühlte sie sich allmählich zu alt. An langen Abenden und nachts, wenn sie wach lag, dachte sie oft an Dieter, der ihr so viel von den Mösen anderer Frauen erzählt und sich für ihre Vulva begeistert, ja sie zur schönsten Möse der Welt erklärt hatte. Diese Möse blieb nun unbewundert, sie wurde nicht einmal mehr in Anspruch genommen und kümmerte vor sich hin. Erst nach Carolins Tod, als die Bestatter die Leiche mit dem kindlichen Gesichtsausdruck wuschen, machte der Mann seine Frau auf die besonders schöne Vulva aufmerksam. »Die wird sie zeitlebens geschont haben,« meinte sie trocken. »Keine Geburten, nicht einmal ein Schwengel, ein Kloben, ein Pfriem, der sie durchfurchte. Wahrscheinlich ist sie noch Jungfrau.« Sie wusste nicht, wie sehr sie sich täuschte. »Wenn du nur nicht so geil wärst!«, fuhr sie fort, »Dein Hammer gibt ja nie Ruhe, dieser ewige Rammler. Und so lang und so dick!! Und immer rein und raus. Das hält doch keine Vulva aus! Sonst könnte ich die schönste Möse der Welt haben!«
Kitzlereien
Ich liebe meine Klitoris. Ja, wirklich! Ich habe ihr sogar einen Namen gegeben. Welchen? Sie heißt - - Oh, das will ich eigentlich gar nicht verraten. Jedenfalls liebe ich sie über alle Maßen. Wenn ich sie im Spiegel betrachte, gefällt sie mir, wie meine ganze Möse... alles sehr gut. Manchmal kann ich mich gar nicht satt daran sehen. Aber meist begnüge ich mich mit dem Betasten. Wenn ich abends im Bett liege (um einen leichteren Zugang zu haben, schlafe ich nackt, im Winter in einem Herrenschlafanzug... wegen des Eingriffs), fährt meine rechte Hand von selbst – ich tue gar nichts dazu – zwischen meine Beine. Die Finger suchen dieses kleine winzige Etwas, das sich alsbald