Carolin hatte sich aufgerichtet und sah Dieter an. »Vom Zyklus und von Krankheiten reden wir aber nicht!«
Dieter lächelte. »Wie du willst!« Er schaute sie verliebt an. Dass er mit seinen sechsundsechzig Jahren noch eine so junge Frau gefunden hatte! Eine so schöne! Eine so kluge! Geistig und wirtschaftlich unabhängig! Er holte tief Atem. Wie oft zweifelte er an der Dauer seines Glücks.
»Los! Weiter!« Carolin drängte. »Du hattest doch sicher nicht nur europäische Frauen in deiner Praxis?«
»Das stimmt! Gelegentlich kamen auch Afrikanerinnen und Asiatinnen. Aber doch selten. Es gibt schon Unterschiede im Körperbau und auch in der Genitalregion. Die afrikanischen Frauen, die bei mir waren, waren beschnitten. Furchtbar!«
»Beschnitten? Beschneidung kenne ich nur von Männern, wenn ihnen die Vorhaut entfernt wird. Das macht man doch bei gläubigen Juden und Moslems; und viele Amerikaner machen es auch.« Carolin schaute bedeutungsvoll drein. »Seit wann beschneidet man Frauen? Was gibt’s denn da zu beschneiden? Und wieso: furchtbar?«
Dieter zeigte auf ihre Vulva und tastete nach ihrer Klitoris. »In bestimmten afrikanischen Regionen ist es üblich, kleinen Mädchen die Klitoris und manchmal auch die inneren Schamlippen zu entfernen. Eine furchtbar schmerzhafte Operation, die ohne Betäubung mit völlig unzulänglichen Mitteln durchgeführt wird und häufiger zum Tode führt. Dann näht man die äußeren Schamlippen zusammen und lässt nur eine kleine Öffnung für Urin und Menstruationsblut.«
»Was?« Carolin blickte entsetzt und angewidert zugleich. »Was soll denn das? Und wie wird das dann mit dem Sex? Wie soll eine Penetration stattfinden?«
»Über die Gründe kann man nur spekulieren«, antwortete Dieter. »Vielleicht sollen die jungen Frauen an vorzeitiger Ausübung des Sexualverkehrs gehindert werden. Diese Barriere wird dann nach der Hochzeit von dem Bräutigam mit Brachialgewalt erbrochen. Für die Frau eine äußerst schmerzhafte Erfahrung, bei der ein Vielfaches von dem Blut fließt, das durch das Zerreißen des Jungfernhäutchens vergossen wird. Die Frauen sehen schrecklich verstümmelt aus.«
»Hör auf mit diesen Grausamkeiten!« Carolin legte ihm die Hand auf den Mund. »Erzähl lieber von den Asiatinnen, die in deiner Praxis waren.«
»Das waren sehr, sehr wenige. Ich hatte einige Thailänderinnen, die von deutschen Männern geheiratet worden waren, in meiner Praxis und einige Japanerinnen von der hiesigen Universität. Schöne Frauen insgesamt, zierlich gebaut, mit kleiner Vulva. Sie kamen dir schon sehr nah.« Dieter lächelte. »Wenn man die japanischen erotischen Holzschnitte kennt, die überdimensionierte Sexualorgane zeigen, ist man ganz überrascht, dass die Japanerinnen so kleine Mösen haben. So zierlich und richtig zum Verlieben! Entzückend!«
»Du!?« Carolin drohte mit dem Finger. »Mach mich nicht eifersüchtig! – Aber gut, es waren ja nur Patientinnen! Bitte, erzähle weiter! Aber nur angenehme und schöne Dinge! Es gibt doch sicher noch mehr Unterschiede, auch zwischen europäischen oder deutschen Frauen, die du noch nicht erzählt hast.«
»Da ist vor allem die Behaarung!«, fuhr Dieter fort. »Schon von außen sind die Unterschiede augenfällig. Da braucht die Frau nicht erst die Beine zu öffnen. Das weißt du selbst, dass es Frauen mit den unterschiedlichsten Farben bei den Schamhaaren gibt. Es gibt blonde und braune, schwarze und auch graue. Dabei braucht die Farbe des Schamhaars nicht mit der Farbe des Kopfhaares oder der übrigen Körperbehaarung übereinzustimmen. Ich habe schon Frauen mit echtem Kopfblondhaar und schwarzem Schamhaar gesehen. Dann gibt es dickes und dünnes, glattes und leicht gelocktes, ja dicht geringeltes Schamhaar. Auch die Form des Wuchses ist ganz unterschiedlich. Schon der Venushügel zeigt die vielfältigsten Möglichkeiten. Sicher, dreieckig ist der Bewuchs fast immer. Aber bei den einen sind die Ränder scharf begrenzt, bei anderen läuft der Wuchs langsam am Unterbauch aus, so wie es bei den Männern ist. Manche haben dem Haarwuchs eine bestimmte Form gegeben, andere haben sich den Venushügel glatt rasiert. Zwischen den Beinen ist alles wieder ganz anders. Von dichtestem Bewuchs, so dass man kaum etwas von der Vulva sieht, so stark ist alles überwuchert, bis zu spärlichster Behaarung, die Labien und Scheideneingang gleich erkennen lässt, ist alles möglich.«
»Rasieren sich denn Frauen nicht nur den Venushügel, sondern auch zwischen den Beinen?«, fragte Carolin.
»Ja, das gibt es auch. Sie sind dann dort ganz glatt. Wenn die Bartholinschen Drüsen zu arbeiten anfangen, sind sie gleich ganz glitschig. Dann flutscht es besser beim Koitus! Manchmal schmatzt dann auch die Möse!« Dieter lachte.
»Wie heißen die Drüsen? Und was ist ihre Funktion? Und du mit deinem Glitschen, Flutschen und Schmatzen. Verarsch’ mich nicht!« Carolin freute sich über das grobe Wort, das sie gegenüber Dieter gebrauchte.
»Ich verarsch dich doch nicht!« Dieter sah sie mit offenem Blick an. »Das ist nun mal so, wenn die Möse ganz glatt rasiert ist, vor allen Dingen dann, wenn der Sexpartner auch seinen Schwanz samt Anhang rasiert hat.«
»Gibt’s denn das, dass sich Männer auch da unten rasieren?« Carolin umfasste seinen Schwanz und den Hosensack.
»Natürlich! Tu doch nicht so naiv, mein Fräulein!« Dieter lachte laut auf. »Ein bisschen Erfahrung hast du doch auch. Ich bin doch nicht dein erster Mann. Du wirst doch schon einige nackt gesehen haben!«
»Natürlich, aber ein Schwanzrasierter war nicht dabei. Nicht einmal bei denen, die ich in der Sauna gesehen habe. Und was ist jetzt mit diesen Drüsen? Wie heißen sie noch?«
»Bartholinsche Drüsen. Sie sondern, sobald eine Frau scharf ist, ein Sekret ab, das die Vulva, besonders den Scheideneingang feucht macht, so dass es beim Koitus besser flutscht. Trockene Schamlippen und erst recht eine trockene Vagina würden der Frau nur Schmerzen bereiten. Für Frauen, bei denen diese Drüsen nicht richtig arbeiten, gibt es Gleitcremes. Die sind besonders wichtig für Frauen jenseits der Menopause. Wenn die Hormone absinken, stellen die Bartholinschen Drüsen ihre Tätigkeit ein. Frauen klagen dann häufig über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Da muss man ihnen helfen.«
Carolin sah ihn an. »Und warum heißen diese Drüsen so?«
»Ihren Namen haben sie von ihrem Entdecker Casper Bartholin, das ist ein dänischer Anatom aus dem 17. Jahrhundert.«
»Wie? So lange kennt man schon diese Drüsen und ihre Funktion? Was du nicht alles weißt!«
»Hör mal, ich bin Arzt!« Dieter schmunzelte. »Du hast doch auch dein Fachwissen.«
»Ja, ja«, Carolin seufzte. »Aber allzu weit her ist es damit noch nicht. Ich bin froh, dass ich mein Examen hinter mir habe. Aber ich habe immer das Gefühl, nichts oder nur sehr wenig zu wissen.«
»Das legt sich mit der Zeit. In meinen Anfangsjahren habe ich öfter in die Lehrbücher geschaut, als es meinen Patientinnen lieb gewesen wäre, wenn sie es gewusst hätten!«
»Aber diese Drüsen und ihre Funktion müsste man als Frau schon kennen. Eigentlich weiß ich sehr wenig über meinen Körper. Klar, dass ich eine Gebärmutter habe, Eierstöcke und Eileiter und alles, was mit Menstruation und Kinderkriegen zusammenhängt, das weiß ich schon. Aber die Details, auch deren Funktionen, sind mir fremd. Von diesen Bartholinschen Drüsen habe ich nichts gewusst. Frau merkt, dass sie feucht wird, fragt aber nicht, woher diese Feuchtigkeit kommt, wie sie produziert wird.«
»Aber das ist doch normal! Meinst du, alle Männer wüssten, wie die