Mk 6,30–44 Die Speisung der Fünftausend (Mt 14,13–21; Lk 9,10–17; Joh 6,1–13) Markus schildert zwei wundersame Speisungen, eine in vorwiegend jüdischem und die andere (Mk 8,1–10) in einem überwiegend nichtjüdischen Gebiet. Matthäus übernimmt beide, während Lukas und Johannes jeweils nur einen Bericht bieten. Die Erzählung erinnert an den Exodus und auch an die Wunder von Elisa (Ex 16–18; 2Kön 4,42–44). 6,33 Es ist unwahrscheinlich, dass die Menge sie mit dem Boot wegfahren sieht, aus allen Städten weitere Personen aufnimmt, vorauseilt und dennoch vor ihnen an der einsamen Stätte ankommt (vgl. auch die Menschenmenge in Mk 3,7–12). Diese Beschreibung hebt die wundersame Natur des Königreiches hervor. 6,34 Schafe, die keinen Hirten haben, 1Kön 22,17. Wie Mose wird auch Jesus aus der von ihm bevorzugten Abgeschiedenheit (V. 31) aufgrund seines Mitgefühls für die Menschen herausgerufen (z.B. Ex 3–4), die ihn aber letztendlich im Stich lassen werden. Hirte, Num 27,17; Jes 40,11. 6,41 Nahm […] dankte […] brach […] gab, die Formulierungen ähneln den Worten des letzten Abendmahls sehr (Anm. zu 14,22–25); die wundersame Speisung verweist so nach vorne auf die Eucharistie, während sie gleichzeitig an das Mahl von Jes 25,6 erinnert (vgl. 1QM 2,11–22; äthHen 10,18–19). 6,43 Zwölf Körbe, ein Verweis auf die zwölf Jünger und die eschatologische Sammlung der zwölf Stämme (Lk 22,28–30).
45 Und alsbald trieb er seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis er das Volk gehen ließe. 46 Und als er sich von ihnen getrennt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.
47 Und am Abend war das Boot mitten auf dem Meer, und er war an Land allein. 48 Und er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern – denn der Wind stand ihnen entgegen –, da kam er um die vierte Nachtwache zu ihnen und wandelte auf dem Meer und wollte an ihnen vorübergehen. 49 Als sie ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; 50 denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin‘s; fürchtet euch nicht! 51 Und er stieg zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen; 52 denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war erstarrt.
Mk 6,45–52 Der Gang auf dem Wasser (Mt 14,22–33; Joh 6,15–21). Alle Speisungswunder bei Markus sind mit einem Wasserwunder verbunden, was auf den Exodus anspielt (z.B. die Teilung des Wassers durch Gott [Ex 14,19–31], Gottes Speisung des Volks in der Wüste [Ex 16,13–21]). 6,49 Ein Gespenst, gr. phantasma, eine undeutliche Erscheinung. 6,52 Das Unverständnis der Jünger ist ein bedrohlicher Zustand, der mit dem Unverständnis des Pharaos, der die Israeliten unterdrückt hatte (Ex 7–11), verwandt ist. Herz war erstarrt, wie das des Pharaos (z.B. Ex 7,14), aber auch bei anderen Menschen (Ex 17,1–7; Ps 95,8).
53 Und als sie hinübergefahren waren ans Land, kamen sie nach Genezareth und legten an. 54 Und als sie aus dem Boot stiegen, erkannten ihn die Leute alsbald 55 und liefen im ganzen Land umher und fingen an, die Kranken auf Tragen überall dorthin zu bringen, wo sie hörten, dass er war. 56 Und wo er in Dörfer, Städte oder Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, dass diese auch nur den Saum seines Gewandes berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden gesund.
Mk 6,53–56 Eine zusammenfassende Darstellung (Mt 14,34–36). Vgl. Anm. zu 1,29–34. 6,56 Saum seines Gewandes, die blauen Fäden (hebr. zizit), die die männlichen Israeliten auf Gottes Geheiß an den Zipfeln ihrer Gewänder tragen mussten (Num 15,37–40; Dtn 22,12). Jesus befolgt die Tora.
1 Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und einige von den Schriftgelehrten, die aus Jerusalem gekommen waren. 2 Und sie sahen, dass einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt ungewaschenen Händen das Brot aßen. 3 Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie nicht die Hände mit einer Handvoll Wasser gewaschen haben, und halten so an der Überlieferung der Ältesten fest; 4 und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, bevor sie sich gewaschen haben. Und es gibt viele andre Dinge, die sie zu halten angenommen haben, wie: Becher und Krüge und Kessel und Bänke zu waschen. 5 Da fragten ihn die Pharisäer und die Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?
6 Er aber sprach zu ihnen: Richtig hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht (Jesaja 29,13): »Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. 7 Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts sind als Menschengebote.« 8 Ihr verlasst Gottes Gebot und haltet an der Überlieferung der Menschen fest. 9 Und er sprach zu ihnen: Trefflich hebt ihr Gottes Gebot auf, damit ihr eure Überlieferung aufrichtet! 10 Denn Mose hat gesagt (Exodus 20,12; 21,17): »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren«, und: »Wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben.« 11 Ihr aber lehrt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban[*], das heißt: Opfergabe, soll sein, was dir von mir zusteht, 12 so lasst ihr ihn nichts mehr tun für seinen Vater oder seine Mutter