35 Als er noch redete, kamen Leute vom Vorsteher der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? 36 Jesus aber hörte nicht auf das, was da gesagt wurde, und sprach zu dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur! 37 Und er ließ niemanden mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.
38 Und sie kamen in das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel und wie sehr sie weinten und heulten. 39 Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. 40 Und sie verlachten ihn. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag, 41 und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! 42 Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen. 43 Und er gebot ihnen streng, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
Mk 5,21–43 Die Auferweckung der Tochter des Jaïrus und die Heilung der blutflüssigen Frau (Mt 9,18–26; Lk 8,40–56) Jesus kehrt schnell wieder um, zurück zum westlichen, stärker jüdisch geprägten Ufer. 5,22 Vorsteher der Synagoge, vermutlich kein religiöser Amtsträger, sondern eine bedeutende Persönlichkeit der Gemeinschaft. 5,25 Blutfluss, das jüdische Recht unterschied zwischen menstruierenden Frauen (nidda) und einer Frau, die unter irregulärem und anhaltendem Blutfluss leidet (sava; Lev 15,19–30), worauf sich Markus hier bezieht. Lev 15 behandelt reguläre und irreguläre genitale Ausflüsse. Alle verursachen rituelle Unreinheit, für die allerdings unterschiedliche Reaktionen vorgeschrieben sind. Im Text wird allerdings gar nicht erwähnt, ob eine solche rituelle Unreinheit auch in einem hiesigen Dorf ein Problem gewesen wäre, wo der Zugang zum Tempel keine Rolle spielte. 5,25–34 Häufig wird angenommen, dieses Wunder stelle die Zurückweisung solcher jüdischer Reinheitsvorschriften durch Jesus dar, die als besonders belastend für Frauen angesehen wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es hier um die Unterscheidung zwischen Krankheit und Heilung aus Glauben geht, wie der Text zweifach bemerkt (V. 28–29; 34). Wie auch in Mk 1,40–45, wo die Reinigung durch Jesus im Mittelpunkt steht, ist das Reich Gottes eine Zeit der Befreiung von Unreinheit, nicht von Reinheitsgesetzen (Sach 13,1–2; 14,20–21). 5,41 Talita kum, die aramäische Fassung von Jesu Worten ist vermutlich der Überrest einer mündlichen Tradition und vielleicht, für die griechisch sprechende Leserschaft von Markus, die Andeutung einer magischen Formel. 5,42 Zwölf Jahre, das Alter des Mädchens entspricht der Leidensdauer der blutflüssigen Frau (V. 25), was ein Verweis auf die Erneuerung des gesamten Israels sein kann, da „zwölf“ für die zwölf Stämme und damit für das gesamte israelitische Volk stehen kann. Es besteht keine Verbindung zum heiratsfähigen Alter.
1 Und er ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach. 2 Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? 3 Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland[*] und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. 5 Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. 6 Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog rings umher in die Dörfer und lehrte.
7 Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister 8 und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, 9 wohl aber Schuhe an den Füßen. Und zieht nicht zwei Hemden an!
10 Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus geht, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. 11 Und wo man euch nicht aufnimmt und euch nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. 12 Und sie zogen aus und predigten, man sollte Buße tun, 13 und trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.
Mk 6,1–13 Die zweite Ablehnung in Jesu Heimatstadt und die Aussendung der Zwölf (Mt 10,1–14; 13,53–58; Lk 4,16–30; 9,1–6). 6,3 Bruder […] Schwestern, die christliche Tradition hat diese Geschwister teilweise als Söhne Josefs mit einer anderen Frau als Maria erklärt, bzw. als Cousins und Cousinen. Die hebräischen, aramäischen und griechischen Worte für „Bruder“ und „Schwester“ können jedoch auch einfach „Verwandter“ bedeuten (Tob 7,9). Der Kontext legt nahe, dass es sich um nahe Familienmitglieder handelt; die Jungfrauengeburt Jesu wird bei Mk nicht erwähnt (Mt 1,18–25; Lk 1,34–35). Das Wesentliche ist, wie auch in