31 Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. 32 Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. 33 Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34 Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 35 Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Mk 3,19b–35 Beelzebul und Satan (Mt 12,22–32.46–50; Lk 8,19–21; 11,14–23; 12,10) 3,21 Die Seinen […] wollten ihn ergreifen, so werden Jesu Verwandte in den Evangelien dargestellt: Sie missverstehen ihn oder sind gegen sein Wirken (Mt 12,46–50; Lk 8,19–21). 3,22 Beelzebul, ein Name Satans, abgeleitet vom kanaanäischen obersten Himmelsgott Baal; die Bezeichnung bedeutet vielleicht „Baal, der Prinz“ (in 2Kön 1,2.3 wird der Name als baal-sevuv, übers. „Herr der Fliegen“, also als beleidigende Parodie wiedergegeben). Dieser Abschnitt zeigt, wie sich Zaubereivorwürfe entwickeln: Was von einer Gruppe als Wunder wahrgenommen wird, wird von einer anderen dämonischen Kräften zugeschrieben. 3,23–27 Die Gleichnisse widerlegen die Anklage dämonischer Kraft, indem sie eine Analogie zu einem menschlichen Königreich ziehen, in dem gegenläufige Kräfte wirken. Daraufhin stellt Jesus eine weitere Analogie her: Jemand, der einen Starken fesselt, damit dessen Hausrat geraubt werden kann, ist wie Jesus, der die dämonische Welt vernichtet, indem er Satan besiegt. 3,28–30 Heiligkeit wurde in Israel mit Gott und dem Tempel, mit Engeln und gelegentlich mit dem ganzen Volk (Ex 19,6) oder den Propheten assoziiert; vgl. 2Kön 4,9; Mk 6,20. An dieser Stelle scheint der Heilige Geist mit Prophetie unter den Anhängern Jesu in Verbindung gebracht zu werden und wird noch nicht als Teil der Trinität verstanden; dieses Dogma wurde erst später entwickelt (vgl. aber Mt 28,19). Vgl. Anm. zu 1,40–45. In manchen jüdischen Apokalypsen (äthHen 38,2) ist der Heilige Geist die göttliche Macht, die die neue Gemeinschaft ins Leben ruft. In rabbinischen Texten sind Sünden gegen Gott und die Heiligkeit der Gemeinschaft von unentschuldbarer Art (mAv 3,11: „Rabbi Eleazar aus Modiim sagt: Wer die heiligen Dinge entheiligt, wer die Halbfeiertage verachtet, wer seinen Nächsten öffentlich beschämt, wer den Bund Abrahams, unseres Vaters, bricht, oder wer vor der Tora sein Gesicht nicht der Halaḵa entsprechend entblößt, der hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt, auch wenn er Tora[kenntnis] und gute Taten aufzuweisen hat“). 3,28 Wahrlich, das hebr. amen wurde im Griechischen beibehalten; vgl. Anm. zu 1,15. Jesus verwendet Amen nicht auf die typisch biblische, bzw. jüdische Weise, um dem Gebet eines anderen beizupflichten, sondern als feierliche Bekräftigung dessen, was er zu sagen im Begriff ist (vgl. 1Kön 1,36 und Jer 28,6, wo der Prophet am Beginn seiner Rede „Amen“ verwendet, um sich – vermutlich ironisch – auf die vorherige Rede des Propheten Hananja zu beziehen). 3,31–35 In neuen religiösen Bewegungen wurden die Angehörigen oft als „Brüder und […] Schwestern“ bezeichnet, um sich als neue Familie zu verstehen; vgl. Anm. zu 10,29–30.
1 Und er fing abermals an, am Meer zu lehren. Und es versammelte sich eine so große Menge bei ihm, dass er in ein Boot stieg, das im Wasser lag, und er setzte sich; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer. 2 Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen:
3 Hört zu! Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen. 4 Und es begab sich, indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen‘s auf. 5 Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. 6 Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. 7 Und anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten‘s, und es brachte keine Frucht. 8 Und all das Übrige fiel auf das gute Land, ging auf und wuchs und brachte Frucht, und einiges trug dreißigfach und einiges sechzigfach und einiges hundertfach. 9 Und er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
10 Und als er allein war, fragten ihn, die um ihn waren, samt den Zwölfen nach den Gleichnissen. 11 Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen draußen aber widerfährt es alles in Gleichnissen, 12 auf dass sie mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde.
13 Und er sprach zu ihnen: Versteht ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr dann die andern alle verstehen? 14 Der Sämann sät das Wort. 15 Diese aber sind es, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesät wird und sie es gehört haben, kommt alsbald der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war. 16 Und diese sind es, die auf felsigen Boden gesät sind: Wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es sogleich mit Freuden auf, 17 aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so kommen sie alsbald zu Fall. 18 Und andere sind es, die unter die Dornen gesät sind: Die haben das Wort gehört, 19