51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. 53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? 54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?
55 Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. 56 Aber das ist alles geschehen, auf dass erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.
Mt 26,36–56 Gethsemane (Mk 14,32–52; Lk 22,39–54; Joh 18,1–12) 26,36 Gethsemane, hebr. für Ölpresse (gat shemanim), nahe dem Ölberg. 26,37 Söhne des Zebedäus, vgl. Anm. zu 20,20. 26,38 Meine Seele ist betrübt, ein innerlicher Kampf, vgl. Ps 31; 42,6–7. Wachet, vgl. Mt 24,42. 26,39 Gehe dieser Kelch an mir vorüber, vgl. Anm. zu 20,23; Mt 26,27–28 sowie Ez 23,31–34. 26,41 Anfechtung, vgl. Anm. zu 6,13 und Röm 6,19. 26,42 Mein Vater […] so geschehe dein Wille, vgl. Mt 6,9–13. 26,48 Küssen, ein unter den Nachfolgerinnen und Nachfolgern Jesu verbreiteter Gruß (Röm 16,16; 1Kor 16,20; 2Kor 13,12; 1Thess 5,26; 1Petr 5,14), aber auch ein Symbol des Betrugs (2Sam 20,9). 26,49 Rabbi, vgl. Anm. zu 23,7; Mt 26,25. 26,50 Freund, vgl. Anm. zu 20,13. 26,52 Der wird durchs Schwert umkommen, vgl. Gen 9,6; Jer 15,2; Offb 13,10. 26,53 Legionen, römische Militärverbände von 5000–5500 Männern (zur Beschreibung der römischen Armee vgl. Jos.Bell 3,59–109; 5,39–70). 26,54 Schrift, Matthäus zitiert hier aber keine Schriftstelle; keine vorchristlichen Quellen werden als Ankündigung der Gefangennahme, des Leidens und der Kreuzigung eines Messias angeführt. 26,55Joh 18,19–21. 26,56 Schriften der Propheten, vgl. Anm. zu 26,54.
57 Die aber Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelt hatten. 58 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.
59 Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten, 60 und fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei herzu 61 und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen. 62 Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? 63 Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. 64 Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.
65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. 66 Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. 67 Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Einige aber schlugen ihn ins Angesicht 68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist‘s, der dich schlug?
Mt 26,57–68 Der Prozess vor dem Sanhedrin (Mk 14,53–72; Lk 22,54–71; Joh 18,13–14) 26,57 Kaiphas, vgl. Anm. zu 26,3. Die Historizität des Prozesses vor dem Sanhedrin, der im JohEv nicht belegt ist, ist höchst fragwürdig. Er wäre illegal gewesen, da Anhörungen an Festtagen verboten waren (mSan 4,1; mBez 5,2; tBez 4,4). Darüber hinaus würde sich das Gerichtskollegium nicht in der Kammer des Hohepriesters treffen (vgl. bAS 8b; bSchab 15a). Zudem konnte ein Verbrecher nicht so schnell zum Tod verurteilt werden, da grundsätzlich erst ein ganzer Tag vergehen musste, bevor die Todesstrafe ausgeführt werden konnte (mSan 4,1). Vgl. „Der Sanhedrin“. 26,59 Der ganze Hohe Rat, der Sanhedrin (eine Einberufung in der ersten Nacht des Passafestes ist unwahrscheinlich). 26,60 Falsches Zeugnis, mindestens zwei Zeugen waren notwendig, um eine Todesstrafe zu verhängen (vgl. Anm. zu 18,16; vgl. auch Dtn 17,6–7; 19,15; tSan 8,3). 26,61 Vgl. Mt 24,2; 27,40;