35 Und sie brachten‘s zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf. 36 Als er nun hinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg. 37 Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, 38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!
39 Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! 40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Lk 19,28–40 Der triumphale Einzug (Mt 21,1–9; Mk 11,1–10; Joh 12,12–18) 19,29 Betfage, sonst nicht bekannt. Betanien, östlich von Jerusalem (vgl. Anm. zu 10,38 und Joh 11,1). Ölberg, eine Anhöhe gegenüber von Jerusalem, an der östlichen Seite des Kidrontals; der Ort, an dem der Messias erscheinen soll (vgl. Sach 14,4); auch Jos.Ant. 20,169 verbindet den Ort mit einer messianischen Gestalt: „Um diese Zeit kam auch ein Mensch aus Ägypten nach Jerusalem, der sich für einen Propheten ausgab und das gemeine Volk verleiten wollte, mit ihm auf den Ölberg zu steigen […]“ (vgl. auch Bell. 2,262). 19,30 Werdet ihr […] finden, Jesus hat lokale Unterstützer. Füllen, vgl. Sach 9,9. Auf einem Esel nach Jerusalem hineinzureiten deutet auf das Königtum hin (vgl. 2Sam 18,9; 19,27; 1Kön 1,33–40). 19,32 Fanden‘s wie er ihnen gesagt hatte, vgl. Lk 22,13. 19,36 Breiteten sie ihre Kleider, um einen König zu begrüßen (vgl. 2Kön 9,13). 19,37 Jünger, heben sich von der Menge ab (gegenüber den anderen Versionen dieses Ereignisses). Taten, Heilungen, Wiederbelebungen, Exorzismen usw. 19,38 Eine Kombination aus Ps 118,26, einem Teil des Hallelgebets (vgl. Anm. zu 13,35) und Sach 9,9 (vgl. auch Lk 2,14; 13,35). König, die Anklage, die gegen Jesus erhoben wird (Lk 23,2–3.37–38). In der Höhe, ab der hellenistischen Periode nahm man an, der Himmel habe mehrere Sphären (vgl. z.B. 2Kor 12,2). 19,39 Pharisäer, ihr letzter Auftritt im Evangelium. Weise doch deine Jünger zurecht, entweder sie befürchten die Aufmerksamkeit der Römer (und wollten ihn damit beschützen; vgl. Anm, zu 13,31) oder sie wollen Jesus davon abhalten, seinen Auftrag zu erfüllen (womit ihr letzter Auftritt böswillig wäre). 19,40 Die Steine schreien, vgl. Hab 2,11; kann als ironische Vorwegnahme von Lk 21,5–6 verstanden werden.
41 Und als er nahe hinzukam und die Stadt sah, weinte er über sie 42 und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist‘s vor deinen Augen verborgen. 43 Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen 44 und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.
Lk 19,41–44 Die zweite Klage über Jerusalem Vgl. Lk 13,33–34 und Lk 23,27–31. 19,42 Was zum Frieden dient, dieser Vers spiegelt vermutlich das Wissen um die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u.Z. wider (Lk 19,44; 21,6.20–24). Der Name „Jerusalem“ suggeriert eine Stadt des Friedens (hebr. schalom). 19,43–44 Nicht erkannt, deutet an, dass die Stadt deshalb zerstört wurde, weil sie Jesus nicht nachgefolgt war. Frühere Propheten sagten die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier in 586 v.u.Z voraus (Jes 29,3; Jer 6,6; Ez 4,2), womit Jesus in Kontinuität zu ihnen steht. Bedrängen, römische Truppen haben die Stadt eingekesselt, um die Bevölkerung auszuhungern. Kein Stein auf dem anderen, nur die Kotel (die Westmauer) des stützenden Hügels bleibt stehen.
45 Und er ging in den Tempel und fing an, die Händler hinauszutreiben, 46 und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus wird ein Bethaus sein«; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht. 47 Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie ihn umbrächten, 48 und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn alles Volk hing ihm an und hörte ihn.
Lk 19,45–46 Der Zusammenstoß am Tempel (Mt 21,12–13; Mk 11,15–17; Joh 2,13–17) 19,45 Händler, von Opfergaben (Lk 2,24); da Lukas keinen Grund für die Anwesenheit der Verkäufer angibt, könnte der Text auf korrupte Handlungen verweisen. 19,46 Bethaus, vgl. Jes 56,7. Räuberhöhle, vgl. Jer 7,11; der Ort, an den Diebe mit ihrer Beute gehen. Es geht nicht um Korruption oder zu hohe Preise, sondern um Rituale, die nicht mit Buße und guten Taten einhergehen.
Lk 19,47–48 Lehre im Tempel (Mk 11,17–19) 19,47 Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes, Jesu Gegner in Jerusalem