Der Millionär von nebenan. M.J. O'Shea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.J. O'Shea
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236172
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ja, außerdem Finger weg von der Plattensammlung. Wie konnte ich mich bloß mit solch einem Hipster anfreunden? Einem spießigen Hipster noch dazu.« Mateo lachte. »Keine Partys«, äffte er ihn mit verstellter Stimme nach.

      »Ich will nur nicht, dass meine Sachen beschädigt werden, außerdem bin ich kein Hipster«, murrte Sasha. »Ich mag eben die Klangqualität von Schallplatten.«

      »Und während er das sagt, trägt er abgeschnittene Jeans und eine Hornbrille.« Mateo verdrehte die Augen und schnipste. »Und damit schließe ich meine Beweisführung ab.«

      Als Antwort stürzte sich Sasha auf Mateo. Sie lachten und kitzelten sich gegenseitig, bis der Nachbar unter ihnen mit dem Besenstiel an die Decke hämmerte – seine übliche Reaktion, wenn sie etwas anderes taten, als laut zu atmen.

      »Es ist ja nicht so, als ob wir Sie nicht hören könnten, wenn Sie jeden Samstagabend unanständig werden, Mr. Schmidt«, rief Sasha Richtung Fußboden. »Ohhhh, Erika«, stöhnte er übertrieben.

      Mateo lachte und schlug Sasha auf die Schulter. »Ich bleibe noch fünf Tage hier, weißt du? Mach mir keinen Ärger.«

      »Und ich bin noch hier bis...« Sashas Handy piepste mit einer Nachricht des Fahrers, dass er angekommen war. »Jetzt, wie es scheint. Das ist mein Startsignal.«

      »Ich kann nicht glauben, dass du gehst«, schmollte Mateo.

      »Bald bist du noch viel weiter weg, also darfst du dich nicht beschweren. Du kommst besser im Herbst zurück«, drohte Sasha ein letztes Mal. »Ich will keinen Abschiedsanruf aus dem durchnässten Norden bekommen.«

      »Gibt es so etwas wie Abschiedsanrufe überhaupt?«, fragte Mateo. »Ich dachte, der Sinn von Abschiedsbriefen wäre, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.«

      Sasha zuckte mit den Schultern. Das mochte stimmen. Er scherte sich nicht um Spitzfindigkeiten, solange Mateo zu ihm zurückkam. Er konnte den heißen kanadischen Eishockeyspieler mit dem Ahornsirupfetisch gerne mitbringen, wenn er bloß nach Hause kam. »Komm schon, Matty. Hilf mir, meine Taschen zum Auto zu bringen, dann umarmen wir uns zum Abschied und ich werde nicht mal eine Sekunde lang weinen.«

      Sasha war nicht sicher, wer von ihnen das weniger glaubte – Mateo oder er selbst.

      Ein paar Minuten und einige verstohlene Tränen später – zum Glück von ihnen beiden – saß Sasha auf dem Rücksitz eines Firmenwagens vom Label Harrison Kingsley. Genau genommen war es Joannes privates Auto. Sie hatte noch nie ihren Wagen Angestellten zur Verfügung gestellt. Dafür besaß das Label genügend andere Wagen, die weniger individuell ausgestattet waren und mit Sicherheit keine derartigen Annehmlichkeiten wie den Lavender Mint Kombucha von Joannes Lieblingsmarke aus Connecticut mit sich führten, an dem Sasha gerade nippte.

      Ihm ihren Luxuswagen zu leihen, war vermutlich ihre Art, sich zu entschuldigen, weil sie ihn aus der Stadt verbannt hatte, um sich den ganzen Sommer lang mit ihrem Bruder herumzuschlagen. Sasha würde einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, egal, welch schlechtem Gewissen er entstammte. Lancelot war nicht mehr in seiner Transportbox, sondern saß zufrieden schnurrend auf Sashas Schoß, während Sasha ihm mit seiner freien Hand den kleinen Bauch kraulte. Alles in allem hätte er es schlechter treffen können.

      »Wir werden in einem Schloss wohnen, Lancelot. Das ist genau passend für dich, nicht wahr?« Lancelot schnurrte noch lauter, als er seinen Namen hörte. »Ich weiß noch nicht, wie ich mich dort einfügen soll, aber ich werde mein Bestes geben. Du wirst natürlich perfekt sein, wie immer.«

      Sasha sann über ein Leben in den Hamptons nach. Dann dachte er an Harrison – den großen, muskulösen, hinreißenden, dunkelhaarigen Harrison. Hätte Sasha nicht gewusst, dass er der kalte, arrogante Modekönig war, von jedermann gleichzeitig geliebt und gehasst, könnte er ihn sich gut auf einer Farm vorstellen, wie er Kühe hütete, auf einem Pferd saß mit einem engen Hemd und einem Hut auf seinem ach so perfekten Kopf.

      Sasha erschauerte. Gott, der Mann war so sexy. Solange Sasha verdrängte, wie schrecklich er war, entsprach Harrison genau seinem Typ. Sasha streichelte Lancelot, trank seinen Kombucha und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Er war kurz davor einzudösen, als sein Handy klingelte. Joanne. Auch wenn ihr letztes Telefonat erst eineinhalb Stunden her war, freute sich Sasha außerordentlich, ihren Namen zu sehen.

      »Hallo«, grüßte er. »Vermisst du mich schon? Ich bin noch nicht einmal in den Hamptons angekommen.«

      »Natürlich vermisse ich dich. Ich werde von Hormonen geplagt und muss die nächsten acht Wochen in meinem Appartement verbringen.« Sie gab ein ersticktes, gequältes Stöhnen von sich. Sasha konnte sie verstehen, denn er kannte Joanne. Sie hatte sich schon seit Jahren Kinder gewünscht, aber Harrison Kingsley war ihr Baby und der Zeitpunkt war nie passend gewesen. Sie und ihre Partnerin Jemma hatten schließlich den Schritt gewagt, aber anscheinend verspürte sie Entzugserscheinungen von der Arbeit.

      »Noch kann ich zurückkommen, weißt du. So lange hat das Packen nicht gedauert.« Sasha hoffte, dass sie ja sagte, aber er bezweifelte es.

      »Eigentlich habe ich angerufen, weil ich einen Auftrag für dich habe. Nur zwischen uns beiden, verstehst du?«

      Sasha kannte diesen Tonfall. Für gewöhnlich setzte sie ihn ein, wenn er sich für sie um ihren Bruder kümmern sollte, und er kam nie gut dabei weg. Er wartete, bis sie die Bombe platzen ließ. »Was gibt es, Jo?« Er gab sich große Mühe, nicht Was willst du dieses Mal? zu fauchen, auch wenn er genau das dachte.

      »Du weißt über den Applebaum's-Vertrag Bescheid, oder?«

      »Applebaum's?« Sasha verzog das Gesicht. Es war nicht so, dass er per se etwas gegen Kaufhäuser mit Schnäppchen und fast schon ordinär billigen Angeboten hatte... okay, hatte er doch. Sie erinnerten ihn daran, wie er aufgewachsen war. Sein Leben war nicht schlecht und seine Kindheit nicht unglücklich verlaufen, sie passten nur einfach nicht zu ihm. Applebaum's und dergleichen, das war nicht er. »Die Kaufhauskette?«

      »Ja. Erinnerst du dich, dass ich vor ein paar Wochen ein Treffen mit George Applebaum hatte?«

      Sasha gefiel nicht, in welche Richtung dieses Gespräch lief. »Ich erinnere mich.« Er war es gewesen, der das Treffen in ihren iCalendar eingetragen und sich gewundert hatte, was um alles in der Welt der Grund dafür sein konnte.

      »Applebaum möchte eine Harrison Kingsley-Abteilung in seinen Läden aus unserer Ästhetisch, aber erschwinglich-Serie. Ich bin dafür, denn es ist ein guter Einstieg in den kommerziellen Markt.«

      Sasha gefiel nicht, was Joanne da sagte. »Wo ist der Haken?«, fragte er. Abgesehen davon, dass Applebaum's und Harrison Kingsley nicht zusammenpassten. Joanne hatte wahrscheinlich noch nie ein Applebaum's von innen gesehen, Sasha hingegen schon viele. Es passte einfach nicht zusammen.

      »Harrison ist von dem Plan nicht gerade begeistert.«

      Was wahrscheinlich bedeutete, dass jede elitäre, versnobte, arrogante Zelle in Harrisons Körper schrie: »Nie im Leben werde ich Chinohosen und Pullover mit V-Ausschnitt in der hintersten Ecke jedes Einkaufszentrums im Mittleren Westen verscherbeln.« Auch wenn Sasha nichts gegen Applebaum's generell hatte, konnte er Harrisons Ärger nachvollziehen. Und dann war da noch sein eigener Ärger darüber, in diese unangenehme Position gebracht worden zu sein.

      »Was erwartest du von mir?«, fragte er, auch wenn er die Antwort bereits kannte.

      »Ich will, dass du ihn überredest. Du bist unglaublich darin, andere zu überzeugen. Harrison Kingsley kann nicht expandieren, ohne den kommerziellen Markt abzudecken.«

      Großartig. Nicht nur, dass er schlecht sagen konnte, dass er von Joannes Idee ebenfalls nichts hielt, er konnte auch nicht anmerken, dass er unmöglich Erfolg haben würde. Vom Aufgeben hielt sie rein gar nichts. Wenn seine Chefin also glaubte, er hätte aufgegeben, bevor er es überhaupt versucht hatte, wäre sie nicht gerade erfreut. Aber das würde ihn trotzdem nicht davon abhalten, sein Missfallen über die Lage zu äußern, in die sie ihn manövriert hatte.

      »Joanne, ich kann nicht glauben, dass du mich in solch eine Situation bringst. Er