Der Millionär von nebenan. M.J. O'Shea. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.J. O'Shea
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958236172
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ich in den letzten beiden Jahren mit ihm zu tun hatte?« Was zum Glück weniger oft aufgetreten war, als er befürchtet hatte, aber dennoch denkwürdig. Wenn Joanne die Schöne war, dann war Harrison das Biest. Heiß, ja. Anziehend und charismatisch, auf jeden Fall. Grüblerisch, herablassend und unmöglich im Umgang mit anderen Menschen – das vervollständigte das Paket. Sashas Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, den ganzen Sommer über Harrisons Launen ausgesetzt zu sein. In den letzten Stunden hatte er versucht, möglichst nicht darüber nachzudenken.

      »Wie könnte ich das vergessen? Du erinnerst mich doch regelmäßig an seine schlechten Eigenschaften«, lachte Mateo.

      »Du bist blöd.« Sasha beugte sich trotzdem zu ihm herüber und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange, denn schließlich würde es Monate dauern, bis er dies wieder tun konnte.

      »Was hast du mit Lancelot vor, während du den Sommer in den Hamptons zusammen mit Beyoncé und Jay Z verbringst?«, fragte Mateo.

      Eine seltsame erste Frage, aber eine berechtigte.

      Besagter Lancelot musste seinen Namen gehört haben, denn aus Sashas Zimmer tapste ein winziges, verschlafenes, schwarzes Fellknäuel und blinzelte sie mit großen, grünen Augen an.

      In diesem Moment schmolz Sasha wohl zum tausendsten Mal dahin, seit er ein Katzenvater geworden war. Die Katze ihrer Nachbarn eine Etage tiefer hatte vor zwei Monaten Junge bekommen und Sasha hatte die Kätzchen jeden Tag nach der Arbeit besucht, egal wie müde er war. Es war keine große Überraschung gewesen, als er vor ein paar Tagen das kleinste mit nach Hause gebracht hatte. Und so war Lancelot ein Teil der Familie geworden.

      Sasha würde nie im Leben ohne ihn gehen, denn er liebte Lancelot mehr als alles andere auf der Welt, obwohl er Joanne noch nicht mal von ihm erzählt hatte. Sasha beugte sich vor und nahm das Kätzchen hoch. »Du kommst mit Papa in die Hamptons, oder, mein kleiner Liebling?« Lancelot schnurrte und wand sich in Sashas Armen.

      Mateo schnaubte. »Du willst eine Katze in Kingsleys Schloss einführen? Dieser Ort ist perfekt – nicht ein einziges Staubkörnchen weit und breit. Ich habe Fotos davon im Architectural Digest gesehen.«

      »Und solche Fotos sind ja auch immer realistisch, wie wir beide nur zu gut wissen.« Sasha schaute Mateo vielsagend an. Wenn jemand wusste, dass eine derartige Perfektion nicht existierte, dann war es Mateo. »Außerdem heißt es Kingsley Court, nicht Schloss. Mach es nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.« Sasha verdrehte die Augen. »Aber ernsthaft, was hatten seine Vorfahren bloß für Probleme? Wer benennt denn bitte sein Haus nach sich selbst?«

      »Wer gibt seinem Haus überhaupt einen Namen? Die Egos dieser Leute«, gab Mateo zurück. Sie grinsten. Mateo und Sasha hatten beide zuweilen ebenfalls ihre egozentrischen Anwandlungen. »Wann fährst du los?«

      »In etwa einer Stunde.« Sasha stöhnte. »Und du?«

      »Nächsten Montag. Ich habe mein Zimmer den Sommer über an Raina untervermietet. Sie wollte immer mal ein paar Monate in der Stadt verbringen und so muss ich nicht doppelt Miete bezahlen.«

      Bei dem Gedanken, dass ein Mädchen, das kaum seine Teenagerzeit hinter sich gelassen hatte, in seiner Wohnung wohnte, sank Sashas Magen in seine Kniekehlen. Er riss sich zusammen und beschloss, es locker zu nehmen.

      »Das geht in Ordnung. Aber sag ihr, sie soll die Finger von meiner Plattensammlung lassen.« Sasha liebte seine alten Vinyl-Schallplatten. Mateos zwanzigjährige Cousine würde sie wahrscheinlich bei der kleinsten Berührung kaputt machen.

      Mateo ließ sich nichts vormachen. Er lächelte Sasha warm an. »Dafür werde ich sorgen.«

      Sasha seufzte. »Ich werde dich vermissen, Babe.« Er legte die Arme um Mateos Hals und schniefte. Er war nicht dramatisch, er hatte seinen Mitbewohner nur lieb. Wirklich. »Aber du darfst keinen heißen kanadischen Eishockeyspieler kennenlernen und fest zu ihm ziehen, okay? Ich erlaube dir nicht, mich zu verlassen.«

      »Was, wenn es ein Curling-Spieler ist? Oh, oder wenn er auf Ahornsirup steht?« Mateo wackelte mit den Augenbrauen.

      »Perversling.« Sasha versetzte ihm einen leichten Schlag. »Das ist mein Ernst. Ich will nicht mit Raina zusammenleben. Mit ihr kann ich längst nicht so schön lästern wie mit dir. Ich brauche meinen Project Runway-Partner.«

      Mateo küsste ihn auf die Stirn. »Ich komme zurück, versprochen. Nicht mal der gesamte Ahornsirupvorrat Kanadas könnte mich von dir fernhalten, mein Lieber.«

      »Das hoffe ich doch«, brummte Sasha.

      Sonst würde er den ganzen Weg in die neblige, kanadische Stadt antreten und Mateo persönlich nach New York zurückschleppen.

      Kapitel 2

      »Ich bin startklar«, sagte Sasha etwa eine Stunde später am Handy. »Ich bin immer noch nicht begeistert davon, aber meine Sachen sind gepackt.«

      Er knirschte mit den Zähnen, war jedoch entschlossen, den Sommer zu genießen, egal wie sehr er seinen neuen Job verabscheute.

      Joanne ignorierte Sashas wenig erfreuten Tonfall. Ebenso wie seine Wortwahl. Sie konzentrierte sich auf den Teil mit dem startklar und ignorierte ganz bequem den Rest. »Fantastisch. Ich schicke dir einen Firmenwagen, um dich abzuholen« sagte sie, bevor sie hörbar ins Telefon gähnte. Die meiste Zeit über konnte Sasha ausblenden, dass sie in zwei Monaten ein Kind zur Welt bringen und sich alles verändern würde. Aber in Momenten wie diesen, wenn sie zu müde war, um Joanne Kingsley zu sein, traf es ihn am härtesten.

      »Ich hätte auch den Bus nehmen können«, meinte Sasha. Nicht, dass der Gedanke, mit vier Koffern und Lancelots Transportbox mit dem Bus in die Hamptons zu fahren, besonders reizvoll war, aber er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er ihr mit seinem Widerstand nur noch stärker zugesetzt hatte. Ihm hatte er auch nichts gebracht. Den Ärger hätte er ihnen beiden ersparen können.

      »Auf keinen Fall. Jordan wird dich abholen. Ich nehme an, deine Habseligkeiten werden alle ins Auto passen?«

      Sasha hatte ihr immer noch nichts von der Katze erzählt und erfreute sich ein wenig an dieser kleinen Form der Rebellion. »Ja, das sollte passen.«

      »Jordan wird in dreißig Minuten da sein«, sagte Joanne. »Danke, dass du eingewilligt hast, Sash. Ich weiß, dass du Harry nicht sonderlich magst. Du musst ihn nur richtig kennenlernen, versprochen.« Joannes Worten haftete ein leiser Unterton an, den Sasha nicht einordnen konnte, aber er entschied, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie war seit Monaten nicht sie selbst gewesen.

      »Ich werde mein Bestes geben, das weißt du doch.« Sasha gab nie weniger als sein Bestes, auch wenn es ihn große Überwindung kostete.

      »Halt mich auf dem Laufenden, Süßer«, sagte Joanne. »Ich bin zwar ab Montag zu Hause, aber nicht tot. Ich werde verrückt, wenn ich nicht wenigstens etwas Ablenkung bekomme.«

      »Versuch es mal mit Sudoku«, stichelte Sasha. »Oder beschäftige dich mit Reality-Soaps wie den Kardashians.«

      »Klar, ganz bestimmt. Ruf mich auf jeden Fall an, damit ich wenigstens einmal am Tag deine Stimme hören kann. Andernfalls verfrachte ich meinen fetten Hintern in ein Auto und komme dich holen, solltest du es nicht tun.«

      Das klang genauso wie seine Drohung an Mateo. Vielleicht waren sie engere Freunde, als er gedacht hatte. »Ich halte dich auf dem Laufenden. So wie immer.«

      Sasha verbrachte die letzten dreißig Minuten seines kurzen Sommers in der Stadt damit, mit Mateo zu quatschen und das Schokoladeneis zu vernichten – Mateos Cousine Raina mochte ohnehin keine Schokolade, oder? Dieser Dienst an der Menschheit war allemal besser, als es verderben zu lassen. So lautete jedenfalls die Version, an der er festhalten würde. Weniger Gedanken machte sich Sasha über die Tatsache, dass er den Sommer an einem Badeort, nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, verbringen würde, zusammen mit einem Haufen Modefreaks. Schon deshalb wäre es wohl keine gute Idee, sich dermaßen mit Schokoeis vollzustopfen. Aber egal, er würde es bei all dem Stress mit seinem neuen Job sowieso abtrainieren.

      »Sag Raina, dass ich