Frankie - Unvergesslich. Felice Stevens. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Felice Stevens
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894995
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Lennie wischte sich mit dem Arm über die Stirn. „Wir sind fertig.“

      Ein zweiter Mann kam zu uns und als er seine Brieftasche hervorholte, sah ich einen Ehering aufblitzen. Ich warf dem anderen Mann einen Blick zu. Jap. Ein passender Ring an seinem Finger. Verheiratete schwule Pärchen zu sehen, gab mir immer ein warmes Gefühl. Ich hoffte, dass Frankie und ich eines Tages auch dahin kommen würden.

      „Danke schön. Wir sind erst letzten Monat in unser neues Haus gezogen und freuen uns schon so darauf, den Garten herzurichten. Die hier werden das Ganze perfekt machen.“

      Lennie sagte nichts und ich bemühte mich, die Stille zu füllen. „Sie haben eine großartige Wahl getroffen. All diese Büsche wachsen sehr gut bei wenig Pflegeaufwand. Stellen Sie nur sicher, dass sie genug Wasser bekommen, und passen sie auf, wenn der Rhododendron schwarze Flecken bekommt.“

      „Danke für den Ratschlag. Wir freuen uns wirklich darüber. Es ist so schwer, alles im Auge zu behalten. Ich glaube, ich werde mir ein Buch besorgen und alles aufschreiben, wenn ich sie einpflanze.“

      „Gute Idee.“

      Sie lächelten mir zu und ich erwiderte die Geste. Lennies Ellenbogen traf mich hart in die Seite.

      „Wir müssen weiter, Aaron. Können die anderen Kunden nicht warten lassen. Wir werden das jetzt für Sie aufladen.“

      Einer der Männer gab jedem von uns einen Zwanziger. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir wissen das wirklich zu schätzen.“ Lennie nickte und stopfte den Geldschein in seine Tasche.

      Ich winkte ihnen nach. „Danke und auf Wiedersehen“, rief ich. Lennie und ich hievten die Sträucher auf die Ladefläche und banden sie mit Seilen fest, um sicherzugehen, dass sie unterwegs nicht hin und her rollen würden. Danach ging ich zum Seitenfenster, gab ihnen ein Daumen hoch und die beiden fuhren davon.

      Lennie und ich gingen zurück in den Gartenbereich. Leute schlenderten umher, doch niemand sah aus, als bräuchte er Hilfe. Gegen vier Uhr wurde es normalerweise ruhiger und wir würden bald beginnen, die Blumen zurück hinter die Tore zu tragen, die wir jede Nacht verschlossen. Nach einer Woche hatte ich mich ihrer Routine ziemlich gut angepasst und mich an das Kommen und Gehen der Kunden gewöhnt.

      Lennie tippte mir auf die Schulter. „Willste nen Kaffee?“

      Marie hielt jederzeit eine frische Kanne im Büro für uns bereit.

      „Ja, gern.“

      Ich folgte ihm nach drinnen und wartete, während er unsere Tassen zurechtmachte. „Ich raffe es immer noch nicht“, sagte er, während er Zucker in unsere Tassen löffelte. „Es ist seltsam.“

      „Was begreifst du nicht? Danke.“ Ich nahm einen Schluck.

      „Dieses ganze Schwulending.“

      Ich bemühte mich, meinen Gesichtsausdruck neutral zu halten, und antwortete mit einem einfachen, „Oh, wirklich?“

      Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch. Marie tippte weiter an ihrem PC und machte die monatliche Inventur.

      „Ich mein ja nur. Wenn die Typen ficken wollen, dann sollen sie es doch nicht so zur Schau stellen. Warum muss ich mir die Scheiße angucken?“

      Tief ein- und ausatmen.

      „Hast du zwei Typen beim Ficken gesehen?“

      „Nein! Was zur Hölle?“ Lennie hustete und stellte seine Tasse ab. „Ich meine die Typen, denen wir geholfen haben. Die waren doch offensichtlich … schwul halt. Ich will nicht wissen, was die in ihrem Bett treiben.“

      „Dann frag nicht“, gab ich zurück. „Sie sind verheiratet. Ich habe ihre Ringe gesehen. Sie haben nichts getan, was ein Heteropärchen nicht auch tun würde. Was kümmert es dich, was sie zu Hause tun?“

      Lennie runzelte die Stirn und nahm seinen Kaffee. Marie hatte ihre Aufgabe beendet und drehte ihren Stuhl, um mitzuhören.

      „Ich denke nicht gerne daran, dass Kerle meinen Schwanz lutschen wollen.“

      „Ihh, Lennie, sei nicht so ekelig.“ Marie kicherte.

      Fuck. Ich mochte diesen Job sehr und wollte ihn nicht aufgeben müssen.

      „Hat dich einer von ihnen angemacht? Gesagt, dass sie Sex mit dir wollen? Ich habe nichts dergleichen gehört. Ich meine, betrachte es doch mal so: Willst du mit jeder Frau ins Bett gehen, die du siehst? Nein. Glaubst du, jede Frau will dich? Das bezweifle ich. Nicht jeder, den du triffst, will dir an die Wäsche, egal ob schwul oder hetero.“

      Das schien ihn zum Schweigen zu bringen, und wir tranken unseren Kaffee schweigend aus. Die ganze Unterhaltung hatte mich den Rest des Nachmittags über nervös und reizbar werden lassen. Und als Lennie mich nach Feierabend fragte, ob ich mit seinen Kumpels abhängen wollte, lehnte ich ab.

      „Ich kann nicht. Hab andere Pläne. Ein andermal?“

      „Ja, klar.“ Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. „Du bist angepisst. Wegen dem Schwulending?“

      Der Wunsch, reinen Tisch zu machen, rang mit praktischem Denken. Ich kannte Lennie noch nicht so gut, und nach unserer Unterhaltung am Nachmittag fühlte ich mich nicht eben sicher. Etwas sagte mir, dass ich noch warten sollte, bevor ich die Wahrheit offenbarte.

      „Ne.“ Ich lächelte ihn gewinnend an und hoffte, dabei überzeugend auszusehen. „Ernsthaft. Ich hab was mit den Jungs aus meiner Gegend vor. Frag mich definitiv wieder, ja?“

      Ohne auf eine Antwort zu warten, winkte ich ihm, öffnete meine Autotür und schloss sie hinter mir. Die Reifen quietschten und spuckten Split, als ich den Motor anwarf und losfuhr.

      Während ich durch die Stadt fuhr, wanderten meine Gedanken zu diesen zwei Typen, die ihr „glücklich bis ans Ende“ in ihrem neuen Haus lebten und dann weiter zu Frankie und mir, wie wir versuchten, unsere Beziehung zu sortieren, während seine Eltern und Freunde gegen uns waren. Ein harter Knoten bildete sich in meinem Magen.

      „Woher hast du denn die Narbe?“

      Das Quietschen von Bremsen und lautes Hupen rissen mich aus meiner Trance. „Fuck.“ Ich war bei Rot über die Ampel gefahren. Schnell sah ich mich um, ob irgendwelche Cops in der Nähe waren. Mein Herz pochte so heftig, dass mir schwindelig wurde. Ich musste aufpassen und für die nächsten paar Blocks konzentrierte ich mich nur auf den Verkehr und blendete alle anderen Gedanken aus. Während ich an einer roten Ampel wartete, blinkte mir ein Schild auf der gegenüberliegenden Straßenseite entgegen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als ein Bier. Kühl, weich und ein wenig herb. Verdammt. Nichts hatte mir früher so gut geschmeckt wie ein gut gekühltes Bier nach einem langen Arbeitstag.

      Doch in dem Wissen, wie ich mich verhielt, wenn ich getrunken hatte − gemein, beleidigend und herablassend gegenüber Frankie − hatte ich geschworen, nie wieder zu trinken, nachdem ich aus dem Gefängnis gekommen war. Und bisher hatte ich mein Versprechen gehalten.

      „Nein.“ Ich schlug gegen das Lenkrad. „Konzentriere dich. Behalt das Ziel im Auge.“ Die Ampel schaltete auf Grün und so vorsichtig wie möglich, darauf bedacht, mich an die Geschwindigkeitsregeln zu halten, gelangte ich ohne weitere Zwischenfälle nach Hause.

      Frankie war nicht daheim, da er mal wieder mit Austin, Cort und ihrem anderen Tanzfreund in der Stadt essen war. Sie hatten sich versprochen, sich einmal in der Woche zu treffen, um sich nicht aus den Augen zu verlieren. Es machte Sinn, dass er heute, wo er am Abend tanzen würde, mit ihnen in der Stadt war. Ich hatte nie wirklich Freunde gehabt und musste gestehen, dass ich ein wenig eifersüchtig auf ihre kleine Clique war.

      Nachdem ich geduscht und ein Sandwich gegessen hatte, streckte ich mich auf dem Sofa aus. Nach fast einem Jahr im Gefängnis würde jeder ein wenig Ruhe und Privatsphäre genießen und solange ich drinnen war, hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als genau das: herumzuliegen, fernzusehen und zu tun, was ich wollte, statt was man mir befahl. Nicht vierundzwanzig Stunden am Tag unter Beobachtung zu stehen, hatte schon etwas für sich. Und doch