Die Anspannung wich aus Frankies Gesicht. „Tut mir leid. Und vielleicht hast du recht und wir sollten darüber reden. Aber könntest du für heute Nacht einfach wieder mit reinkommen?“ Er legte seine Arme um mich. „Mir frieren die Eier ab, das heißt weniger Trinkgeld.“
„Ja. Sorry. Ich hätte nicht einfach so wegrennen sollen.“ Es war ja nicht so, als hätte er dem Kerl einen runtergeholt oder einen geblasen. Himmel, es gab Kerle, die drehten Pornos und hatten Partner. Wer war ich, mich darüber zu beschweren, wenn jemand in einem Stripclub ein bisschen grabbelte? „Ich bin bereit. Lass uns zurückgehen.“
Bevor wir wieder hineingingen, gab ich Frankie einen Kuss. „Ich werde dir nicht noch mehr Ärger machen. Ich bin froh, dass du meine Seite sehen kannst.“
„Das liegt daran, dass deine Seite direkt neben mir ist.“
Für die nächsten zwei Stunden saß ich, abgesehen von ein paar Toilettengängen wegen all des Wassers, das ich trank, an der Bar und sah Frankie bei seiner Performance zu. Er stand mit Anmut und Stolz dazu, wer er war. Frankie blühte auf im Rampenlicht. Er liebte das Publikum und seine Fans liebten ihn, wie der Haufen Scheine zu seinen Füßen bewies. Der Mann, der auf mich angewiesen war, um Entscheidungen zu treffen und ihm sagte, was zu tun sei, war verschwunden. Frankie hatte sich verändert.
Die Lichter gingen an und die Musik wurde leiser. Überrascht bemerkte ich, dass es Zeit war zu gehen. Ich schob dem Barkeeper einen Zwanziger zu. „Ist das genug?“ Ich hatte drei Mineralwasser getrunken und war dann zu stillem Wasser gewechselt.
Er schob das Geld zurück. „Geht auf mich.“
„Nein, Mann,“ versuchte ich ihn zu überzeugen, doch als das zu nichts führte, nahm ich einen Fünfer und legte ihn vor mich. „Nimm wenigstens das, für alles, was du für mich getan hast.“
José steckte das Geld ein und legte seinen Kopf schief. „Was habe ich denn getan?“
„Du hast zugehört. Mir den Kopf geradegerückt. Mich wie einen Menschen und nicht wie einen Kriminellen behandelt.“
„Weißt du, niemand von uns ist perfekt. Wir bauen alle mal Scheiße. Aber man sollte draus lernen.“
Hector, der stämmige Türsteher vom Eingang ging an mir vorbei, beugte sich vor und gab José einen Kuss auf die Lippen. „Können wir bald gehen?“
„Ich muss noch das Geld zählen und James geben. Gib mir noch zwanzig Minuten.“
Whoa. Das hatte ich nicht kommen sehen. Ich hatte nicht gewusst, dass die beiden schwul waren. Aber wer wusste dieser Tage schon irgendetwas?
Hectors braune ernste Augen bohrten sich in meine. „Du hast dich heute Abend gut geschlagen. Mach weiter so.“
Sein Ton brachte mein Blut zum Kochen, doch es war nicht mehr, als ich verdient hatte. Ich war ins Gefängnis gegangen, nachdem ich jemand bei einer Kneipenschlägerei verprügelt hatte, weil ich meinen Frust über Frankie an einem Fremden ausgelassen hatte.
Frankie kam herübergehüpft, nach seinem Lieblingsaftershave riechend, sein Haar in dunklen feuchten Locken. Ich liebte es, ihn so zu sehen, sein Gesicht frisch und sauber, befreit von all dem Make-up, das er auf der Bühne trug.
„Ich bin bereit. Bist du gefahren?“
„Ja.“ Ich erhob mich, steif vom Sitzen und streckte meinen Rücken. „Ich stehe eine Straße weiter.“ Ich hob zwei Finger an die Stirn und salutierte, um mich von José zu verabschieden. „Danke für alles, Mann.“
„Hoffe, es hat geholfen.“
Frankie und ich verließen den Club, mein Arm um seine Schulter gelegt. „Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du so spät nachts alleine nach Hause gehst, also werde ich dich von jetzt an abholen.“
Statt mein Angebot anzunehmen, blieb Frankie still an meiner Seite, während wir darauf warteten, dass der Parkwächter mein Auto brachte. Als wir eingestiegen waren und uns angeschnallt hatten, legte er seinen Kopf schief. „Was glaubst du, habe ich getan, während du im Gefängnis warst?“
„Hä?“ Ich konzentrierte mich auf den Verkehr und achtete nicht zu sehr auf das, was Frankie sagte. „Ich kann nicht glauben, dass unter der Woche so viele Leute noch so spät nachts unterwegs sind.“
„Ich sagte, was glaubst du, habe ich getan, während du im Gefängnis warst? Wie glaubst du, bin ich nach Hause gekommen?“
„Oh.“ Ich hielt an einer roten Ampel. „Ähm … Ich weiß nicht.“
„Ich habe den Zug genommen. Jede einzelne Nacht. Alleine. Ich bin nicht erst mit dem Auto in die Stadt gegurkt. Ich wäre eh zu müde gewesen, um so spät noch nach Hause zu fahren.“
„Na ja, jetzt müsstest du es nicht mehr. Ich bin hier.“ Ich lächelte ihn an, doch er antwortete mit einem Stirnrunzeln.
„Darum geht es gar nicht. Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber du kannst nicht immer so lange aufbleiben. Du hast jetzt einen Job und musst früh raus. Ich bin es gewohnt.“
„Aber …“
„Nein“, sagte Frankie, mit einem störrischen Ausdruck, den ich noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. „Du musst dich daran gewöhnen, dass ich jetzt anders bin. Unabhängig. Wesentlich mehr, als bevor du weg warst. Ich bin nicht mehr der „gib-jederzeit-nach“, „was-immer-du-möchtest“-Typ. Ich habe im Lauf des letzten Jahres gelernt, für mich selbst einzustehen.“
„Oh, verstehe.“ Ein Teil dessen, was ich an Frankie liebte, war, wie sehr er auf mich angewiesen war. Nun musste ich mich weiterentwickeln und lernen, ihn für seine Reife und Stärke zu lieben.
„Ist das ein Problem?“, sagte er in herausforderndem Tonfall. Ich versuchte, so beruhigend wie möglich zu lächeln.
„Nein, natürlich nicht. Wir müssen uns beide erst wieder aneinander gewöhnen. Du hast dich verändert, genauso wie ich.“
„Ja. Das weiß ich.“
Ich ließ diese Bemerkung fürs Erste stehen. Ich wusste, dass Frankie mehr mit mir über meine Zeit im Gefängnis reden wollte, doch ich konnte nicht. Noch nicht. Falls überhaupt jemals.
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