Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Tübinger Beiträge zur Linguistik (TBL)
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823301011
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Paris: Agence Nationale des Recherche (ANR) [online: http://projet-rhapsodie.fr/; letzter Zugriff am 25.10.2017].

      Teston-Bonnard, Sandra: CLAPI: Corpus des langues parlées en interaction. Lyon: ICAR/Université de Lyon [online: http://clapi.ish-lyon.cnrs.fr/, letzter Zugriff am 25.10.2017].

      FRANTEXT: Base textuelle FRANTEXT. Version décembre 2016. Nancy: ATILF – CNRS & Université de Lorraine [online: http//:www.frantext.fr; Letzter Zugriff am 25.10.2017].

      Zur Syntax des Subjektpronomens im ältesten Französisch (9.–12. Jh.)

      Barbara Wehr

      Dans notre contribution, nous nous proposons de reprendre la discussion sur le sujet pronominal en ancien français et son origine. Tandis qu’une partie des chercheurs pense que l’expression du sujet pronominal se serait peu à peu grammaticalisée dans l’histoire du français, d’autres sont d’avis que le sujet pronominal était présent dès le début (par exemple Price 1979). Pour répondre à cette question, il faut se rappeler qu’en ancien français l’expression ou non du sujet pronominal dépendait de l’ordre des mots. Si un élément autre que le sujet („X“) se trouvait en position initiale, dans la plupart des cas il y avait omission du sujet pronominal: X–V–Ø. On avait donc

      (1) anc. fr. Il vint

      mais

      (2) anc. fr. Lors vint Ø a son oncle.

      Dans notre étude, nous examinerons l’expression et la non-expression du sujet pronominal en ancien français dans les plus anciens textes transmis. L’excellente étude de Franzén sera un point de référence important. Tout porte à croire que l’existence du pronom sujet ainsi que la règle ou la tendance à sa non-expression sont dues à l’interférence de l’ancien francique occidental à l’époque du proto-français.

      1 Situierung des Problems

      Im Folgenden soll die Frage nach der Entstehung des Subjektpronomens im Altfranzösischen noch einmal aufgenommen werden, die kontrovers diskutiert wird.1 Nach allgemeiner Ansicht hat sich die Setzung des Subjektpronomens vom Altfranzösischen zum Neufranzösischen in einem Prozess zunehmender Grammatikalisierung entwickelt. Da nach der communis opinio das Subjektpronomen im Altfranzösischen noch nicht obligatorisch war, war man an einer Interpretation der Setzung des Subjektpronomens immer mehr interessiert2 als an dessen Nicht-Setzung, die sozusagen das „Erwartbare“ war.3 Man könnte aber auch die Auffassung der „Nicht-Obligatorität“ des Subjektpronomens im Altfranzösischen präzisieren und die Meinung vertreten, dass das Subjektpronomen unter bestimmten syntaktischen Bedingungen regelmäßig gesetzt wurde und unter bestimmten anderen syntaktischen Bedingungen regelmäßig nicht gesetzt wurde. Dann wären Setzung und Nicht-Setzung nicht „beliebig“, sondern folgten klaren Regeln. Erst mit dem dem Wegfall dieser Regeln würde die Grammatikalisierung der Verwendung des Subjektpronomens dann ihren Lauf nehmen können.

      Bevor wir uns genauer mit dieser Hypothese auseinandersetzen und anhand einiger der ältesten überlieferten Texte (9.–12. Jh.) überprüfen, müssen wir uns die Regeln der Setzung des Subjektpronomens im Altfranzösischen noch einmal vergegenwärtigen.

      2 Zur Setzung bzw. Nicht-Setzung des Subjektpronomens im Altfranzösischen

      Nach einem satz-einleitenden Nicht-Subjekt, im Folgenden „X“ genannt,1 steht das nominale Subjekt regelmäßig in Inversion (cf. Foulet 1968 [1930]:§ 450). Es heisst also

       (1) Li rois dist: …

      aber:

       (2) Lors dist li rois: …

      Das ist die berühmte „V2“-Regel des Altfranzösischen (cf. etwa Marchello-Nizia 1999:41).2 Ist das Subjekt hingegen pronominal, wird es meist nicht gesetzt, wenn es in Inversion nach „X“ stünde. Es heisst also

       (3) Il dist: …

      aber:

       (4) Lors dist Ø: …

      Die Nicht-Setzung des Subjektpronomens, stünde es in Inversion, wurde auf klare Weise von Foulet (1968 [1930]) und Franzén (1939) beschrieben. Foulet nennt dieses Merkmal zu Recht „un des faits les plus curieux de la syntaxe médiévale“:

      [L]’inversion du sujet est souvent masquée par une habitude qui constitue un des faits les plus curieux de la syntaxe médiévale […]: si le sujet est un pronom personnel, il sera très souvent sous-entendu. C’est là un point fondamental de la syntaxe du vieux français: l’inversion du sujet entraîne facilement dans le cas du pronom personnel l’omission du sujet. (Foulet 1968 [1930]:§ 457; Hervorhebung von ihm)

      Franzén beschreibt die Nicht-Setzung des Subjektpronomens sowohl in Haupt- als auch in Nebensätzen. Zur Nicht-Setzung in Hauptsätzen bemerkt er:

      [Le sujet n’est pas exprimé quand] [l]e verbe est précédé d’un membre de phrase accentué, ce qui entraîne le plus souvent l’omission du pronom sujet. (Franzén 1939:24)

      Dasselbe gilt auch für Nebensätze:

      [Q]uand le verbe de la subordonnée était précédé d’un membre de phrase à accent propre, le pronom sujet était à l’ordinaire omis. (Franzén 1939:27)

      Allerdings ist die Position des nicht-gesetzten Subjektpronomens im Haupt- und Nebensatz nicht identisch: während sie sich im Hauptsatz nach dem Prädikat befindet (cf. Beisp. (4)), ist sie im Nebensatz vor dem betonten Element anzusetzen:

       (5) Quant Ø infans fud (Leodegarlied V. 13)3

      Cf. Foulet (1968 [1930]:§ 466) und das folgende Beispiel

       (6) Qu’elle Deo raneiet (Eulaliasequenz V. 6)

      wo das Subjektpronomen ausnahmsweise gesetzt wird.4

      In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig festzuhalten, dass die Nicht-Setzung des pronominalen Subjekts nicht etwa von seiner Referenzidentität mit einem unmittelbar zuvor genannten Subjekt abhängt; cf. Franzén zu Haupt- und Nebensätzen: „[I]l n’est pas nécessaire que le sujet sous-entendu soit identique à celui de la proposition précédente“ (1939:26)5 und „Cette règle était observée, que le sujet de la subordonnée fût identique, ou non, à celui de la principale“ (Franzén 1939:27, Anm. 5). Die Nicht-Setzung des Subjektpronomens ist also syntaktisch bedingt. Dasselbe gilt auch für seine Setzung: „The use of the unstressed subject pronoun in OFr depends mainly on the structure of the clause“ (Price 1979:§ 11.5.2). Sie hat, den Bemerkungen von Foulet, Franzén und Price zufolge, nichts mit einem etwaigen „Subjektwechsel“, „Topicwechsel“6 oder einer besonderen Hervorhebung des Subjektreferenten7 zu tun, sondern stellt den „Normalfall“ dar. Wenn diese Auffassung richtig ist, müssen wir also nicht die Setzung, sondern im Gegenteil die Nicht-Setzung des Subjektpronomens erklären.

      Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die unterschiedliche Frequenz der Setzung des Subjektpronomens in Haupt- und Nebensätzen. Da Hauptsätze im Altfranzösischen sehr häufig durch ein Element „X“ eingeleitet werden, das die Inversion auslöst, kommen Subjektpronomina in Hauptsätzen viel seltener als in Nebensätzen vor, wo die einleitende Konjunktion oder das Relativpronomen8 nicht als „X“ zählen (cf. Foulet (1968 [1930]:§ 459). Das Subjektpronomen steht folglich ganz regulär nach der Konjunktion oder dem Relativpronomen (sofern nicht ein betontes Element dem Verb vorausgeht):

       (7) la nef […] ou il deveit entrer (Alexiusleben V. 77)

      Franzén (1939:29) fasst diesen Sachverhalt folgendermaßen zusammen: