»Hast du eine Ahnung, woher er die Wunden haben könnte?«, fragte er nach.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Hat er in den letzten Tagen irgendeinen heftigen Einsatz gehabt?«
»Das kommt nicht von einem Einsatz. Aber du siehst es ja gleich selbst«, antwortete ich überzeugt.
Wir gingen zurück und Leon teilte Renko mit, dass er ihn untersuchen wollte.
Renko schüttelte den Kopf.
»Renko. Verdammt, wir müssen auch nicht erfahren, wer das war. Aber lass Leon die Wunden wenigstens versorgen«, redete ich auf ihn ein.
Natürlich wollten wir wissen, wer ihm das angetan hatte, das ahnte er wahrscheinlich. Aber trotzdem hoffte ich, ihn mit diesen Worten überzeugen zu können. Und immerhin blockte er nicht sofort wieder ab. Er regte sich gar nicht.
»Ich deute das als Zustimmung«, informierte ich ihn. »Ich werde dir jetzt das Shirt ausziehen.«
Er reagierte nicht und lag nur stocksteif im Bett. Sein Atem ging stoßweise. Das Vorgehen war purer Stress für ihn. Aber da musste er wohl oder übel durch, denn wenn sein ganzer Rücken so aussah, wie das Stück, das ich gesehen hatte, brauchte er dringend ärztliche Hilfe.
Es war nicht nur das kleine Stück. Und auch nicht nur der Rücken. Als das Shirt behutsam ausgezogen war, sah ich das erschreckende Ausmaß. Es betraf seinen kompletten Oberkörper. Rücken, Brust, Bauch, Schultern, Oberarme, Unterarme. Da war wirklich keine Stelle, die kein Striemen oder blauer Fleck zierte. Manche Regionen waren auch grün-gelb. Also war es nicht das erste Mal gewesen, dass ihm so etwas angetan worden war.
Niemand von uns sagte was. Wir waren alle zu geschockt von diesem Anblick. Und Renko? Der hatte sich zusammengerollt und wohl für sich entschieden, es einfach über sich ergehen zu lassen.
»Fuck! Das ist …« Ich saß weiterhin an der Bettkante und fand als Erster die Sprache wieder.
»… heftig«, beendete Leon meinen Satz. Er kam näher und setzte sich zu mir. »Renko? Hast du noch schlimmere Verletzungen? Verstauchungen oder so?«, fragte er.
»Nein«, antwortete er. Das war schon mal ein gutes Zeichen.
»Okay. Wie sieht der Rest deines Körpers aus?«, fragte Leon weiter. Eine Frage, die ich mir auch schon gestellt hatte.
Renko versteifte sich noch mehr. »Nicht so schlimm«, brachte er hervor.
»Dein Hintern?«, hakte Leon genauer nach.
Es lag nahe, dass der genauso aussah. Wenn man seinen Oberkörper betrachtete, fragte man sich unweigerlich, ob überhaupt irgendeine Stelle verschont worden war. Renko konnte froh sein, wenn er keine Schäden an seinen inneren Organen davongetragen hatte.
»Geht schon«, wiegelte er ab.
»Das glaube ich dir nicht. Ich würde mir gern selbst ein Bild davon machen«, entschied Leon.
»Nein! Das … Das kann ich auch selbst«, wehrte er sich weiter.
Ich beugte mich zu ihm runter, griff sanft an sein Kinn und wartete, bis er die Augen öffnete und mich ansah. Grüne Augen, leider mit Schmerz durchzogen.
»Renko … Es ist wichtig, die Wunden zu versorgen, hörst du?«, redete ich leise auf ihn ein. »Ich weiß, dass das eine sehr unangenehme Situation für dich ist und wir können dich auch mit Leon allein lassen, wenn dir das lieber ist, aber ich möchte, dass du dich behandeln lässt.«
Tränen bildeten sich in seinen Augen und liefen über seine Wangen. »Nicht …«, stammelte er und krallte sich an meinen Arm, auf dem ich mich abstützte.
Ich wusste nicht, was ich mit dieser Aussage anfangen sollte und blickte Hilfe suchend zu meinem Partner. Kai kam näher und hockte sich direkt neben Renkos Kopf ans Bett. Eine Hand legte er an mein Knie. Ob er das extra oder aus Versehen tat, keine Ahnung, aber irgendwie beruhigte mich das. Die Situation war auch für mich neu und verwirrend.
»Renko. Ich nehme dir die Entscheidung jetzt ganz einfach ab. Wir werden dir gleich vorsichtig die Hose ausziehen und uns das anschauen. Mirco geht vor die Tür, dann sind nur noch Steffen, Leon und ich da. Wir wissen, dass du ein starker Polizist bist, aber jetzt musst du dir erlauben, unsere Hilfe zu akzeptieren und anzunehmen. Verstanden?«
Diese Worte hatte Kai ruhig, aber auch bestimmend ausgesprochen, was bei Renko eindeutig Wirkung zeigte. Erst nahm sein Atem zu, dann wich plötzlich alle Anspannung. Schließlich nickte er.
»Gut«, lobte Kai. Er stand auf, strich ihm einmal mit der Hand durch die Haare und kümmerte sich um das Ausziehen der Hose.
War das gerade sein innerer Dom, der da hervorschaute? So kannte ich ihn eigentlich nur, wenn wir gemeinsam spielten. War Renko ein Sub? War Thorstens Frage dazu berechtigt gewesen?
Renko
Nach Kais Äußerung konnte ich es annehmen, dass sie sich um mich kümmerten. Seine Worte hatten irgendeine Blockade in mir gelöst.
Mir war bewusst, dass sie alle gleich einen weiteren Schock kriegen würden, wenn sie den Peniskäfig entdeckten. Denn die Schrauben saßen da noch immer drin, weil Olaf mir verboten hatte, etwas daran zu verändern. Durch das lange Tragen war mein Schwanz wund und aufgescheuert. Es brannte höllisch. Schon seit Stunden. Aber im Verdrängen von Schmerzen war ich mittlerweile Meister. Doch das wussten Steffen, Kai und Leon ja nicht.
Ein Zischen, ein Knurren und das Anspannen von Steffens Arm, um den ich mich geklammert hatte, zeigten mir, dass er es jetzt sehen konnte. Die Wut, die ich in seinen Muskeln spürte, ließ mich ihn schnell loslassen, aus Angst, seine Wut könnte gegen mich gerichtet sein.
Kaum hatte ich losgelassen, wandelte sich seine Ausstrahlung. Er beugte sich wieder runter, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte, und streichelte mir sanft über die Wange.
»Keine Angst. Ich bin nicht sauer auf dich. Nur auf den, der dir das antut«, besänftigte er mich.
»Das wird unglaublich schmerzhaft, wenn wir den abnehmen«, sprach Leon in den Raum.
»Renko, auf einer Skala von eins bis zehn, auf welcher Stufe befindet sich dein Schmerz im Moment, was den Käfig angeht?«, verlangte Kai zu wissen.
Er hatte weiterhin diesen Ton drauf, der mir keine andere Wahl ließ als ehrlich zu antworten.
»Zwölf?«, gab ich mehr fragend als aussagend an.
»Das können wir nicht hier machen, Kai«, warf Steffen bedenkend ein. »Der Schmerz wird ihn unkontrolliert handeln lassen. Das ist zu gefährlich. Wir wollen ja nicht noch mehr verursachen.«
»Hm, ich überlege auch gerade«, gab der zurück.
»Ich werde ihm etwas gegen die Schmerzen geben«, sagte Leon sofort.
»Nein!«, wehrte ich ab. »Keine Medikamente!«
Ich hatte Angst, dass sie mir irgendwas gaben, was mich entscheidungsunfähig machte. Meine Kontrolle wollte ich nicht abgeben, nicht so.
»Wir packen ihn ein und machen es bei mir«, entschied Steffen schließlich.
Auch er hatte inzwischen einen festen Ton angeschlagen, dem ich nicht widersprach.
Kai wischte sich mit einer Hand übers Gesicht und sah mit Sorge zu Steffen und mir. »Ja. Es wird anders nicht funktionieren. Hoffentlich geht das gut.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
Kai seufzte, klärte mich aber nicht wirklich auf, was sie damit genau meinten. Stattdessen wickelten sie mich in eine Decke. Steffen nahm mich wieder auf seine Arme. Genau wie Kai war er kräftig gebaut und trug ansehnliche Muskeln zur Schau. Lediglich in der Größe unterschieden sie sich. Kai war einige Zentimeter größer, Steffen etwa so groß wie ich. Im Gegensatz zu den beiden war ich eher der