Metallteile flogen durch die Luft und prallten gegen die Betondecke des Subway-Tunnels.
Der Lärm war ohrenbetäubend.
Offenbar hatten die Angreifer einen der anderen Wagen kurzerhand in die Luft gesprengt.
Ich hörte Schreie, Schritte, heisere Befehle.
Und dann flog ein eiförmiger Gegenstand durch das Fenster zu uns herein.
Dies war keine Reizgasgranate, wie die STAR DRAGONS sie gegen uns benutzt hatten, um sich der Verhaftung zu entziehen.
Dies war eine reguläre Handgranate, wie sie zur Ausrüstung der Army gehörte.
Sekundenbruchteile und dieser Wagen würde sich in ein flammendes Inferno verwandeln...
Der Tunnel-King stierte mich ungläubig an und stieß dann einen heiseren Schrei aus.
Es blieb keine Zeit, um zu überlegen.
Ich hechtete auf das Teufels-Ei zu. Ein Sekundenbruchteil noch und es konnte explodieren, mich und den ganzen Wagen in Stücke reißen.
Ich griff mit der Linken danach, umfasste es. Mit derselben Bewegung schleuderte ich es durch das zerschossene Fenster.
Im selben Augenblick entstand draußen ein Flammenpilz. Die Hitze war mörderisch. Die Druckwelle riss ein Teil des Daches vom Wagen. Ich presste mich dicht an den Boden.
Und wartete.
Heiser gebrüllte Befehle waren zu hören.
Die Angreifer waren sehr gründlich.
Hier sollte niemand überleben.
Das war ihr Ziel, das sie kompromisslos und ohne jedes Erbarmen verfolgten.
14
Die Schießerei verebbte. Ich fürchtete, dass von den Tunnel-King-Leuten kaum jemand überlebt hatte.
Es wurde still in dem Subway-Tunnel.
Ich warf einen kurzen Blick zu Milo hinüber, der einem toten Wächter die Waffe abgenommen hatte. Eine Pumpgun.
Ein Wächter war tot, ebenso der Mann, der Tiger genannt worden war.
Ein Dritter lag schwer verletzt auf dem Boden.
Er blutete stark.
Sein Stöhnen war so schwach, dass es kaum zu hören war.
Von draußen waren Schritte zu hören.
Ein Maskierter stürzte durch die offene Schiebetür. Der Lauf seiner Maschinenpistole wirbelte herum.
"Die Waffe runter! FBI!", schrie ich.
Er ließ mir keine Wahl.
Rot züngelte das Mündungsfeuer aus dem kurzen Lauf der MPi heraus. Die Kugeln gingen jedoch in die Decke, als ein Ruck durch den Körper des Maskierten ging.
Die Kugel des 45er Magnum, die ich dem Tunnel King entrissen hatte, erwischte den MPi-Schützen an der Schulter.
Er taumelte zurück, Milo schnellte hoch und hielt ihm die Pumpgun entgegen.
Dann nahm er dem Maskierten die MPi ab.
Draußen wurde wieder geschossen.
Eine Megafonstimme ertönte.
"Hier spricht das FBI! Legen Sie die Waffen nieder und ergeben Sie sich!"
Das waren unsere Kollegen, die es endlich geschafft hatten, uns bis hier zu folgen.
Ein paar Schüsse gingen noch hin und her.
Durch den enormen Hall in diesem unterirdischen Gewölbe, war das Ausmaß der Schießerei nur schwer einzuschätzen.
Dann verebbte der Kugelhagel.
Männer in kugelsicheren Westen und den Einsatzjacken des FBI stürmten die Subway-Wagons. Ich war froh, als ich Agent Fred LaRocca durch die Schiebetür hereinkommen sah, beide Hände um den Griff seiner Dienstpistole geklammert.
"Alles in Ordnung, Jesse?"
"Ich denke schon."
"Es war gar nicht so leicht, euch hier zu finden..."
"Was ist mit den Angreifern?"
"Wir wissen nicht genau, wie viele es waren. Einige haben wir, der Rest ist geflohen. Mal sehen, ob wir sie hier unten nicht doch noch finden..."
"Es gibt eine Reihe von Verletzten, um die man sich kümmern muss."
"Der Notarzt ist unterwegs, Jesse."
Ich wandte mich an den Tunnel King.
Er hatte nichts abbekommen. Trotzdem war sein Gesicht vom Schrecken gezeichnet.
Mit dieser Entwicklung hatte er nicht im Traum gerechnet.
"Du bist verhaftet, Tunnel-King - oder wie immer dein wirklicher Name auch lauten mag!" sagte ich. "Du hast das Recht zu schweigen. Falls du auf dieses Recht verzichtest..."
"Spar dir deinen Spruch, G-man!", knurrte er.
15
Unsere Leute nahmen den Tatort tief unter der Kreuzung Canal Street/ Seventh Avenue genauestens unter die Lupe. Die Erkennungsdienstler der Scientific Research Division sammelten jedes Projektil und jede, noch so unscheinbare Spur auf, während etwa dreißig G-men vergeblich versuchten, die flüchtigen Killer noch zu fassen. Sie waren buchstäblich wie vom Erdboden verschluckt.
Die Möglichkeiten, sich hier unten zu verstecken, waren schier unbegrenzt. Die Zahl der Fluchtwege genau so.
Der Mann, den ich niedergeschossen hatte, war zu schwer verletzt, um vernommen werden zu können. Das gleiche galt auch für den verletzten Wächter aus dem Gefolge des Tunnel King. Er konnte von Glück sagen, sofern er mit dem Leben davonkam.
Die anderen Männer des Tunnel King waren entweder tot oder geflüchtet.
"Was waren das für Leute, die euch angegriffen haben?", fragte ich den selbsternannten King, während er darauf wartete, von einigen unserer Beamten in die Federal Plaza 26 gebracht zu werden. Zu unserem Hauptquartier gehören auch einige Gewahrsamszellen, in denen wir Verdächtige festhalten können.
Der King verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Du bist Abschaum, G-man! Kein Wort rede ich mit dir!"
"Du weißt, wer das war!",