Erfolgreich als Solo-Trainer und -Berater. Rolf Th. Stiefel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Th. Stiefel
Издательство: Bookwire
Серия: Strategieumsetzende PE und Führungskräfte-Entwicklung; Hg. Rolf Th. Stiefel
Жанр произведения: Зарубежная деловая литература
Год издания: 0
isbn: 9783897976566
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übernehmen und fern jeder unternehmerischen Arbeitsweise ihrem Hobby als Solo nachgehen. Diese »Hobby-Solos«, die als »Managergattin« oder gut »alimentierte Scheidungswitwe« keine ökonomischen Zwänge haben, können dann zum Ärgernis im Markt für Solos werden, wenn sie sich mit ihren relativ tiefen Honoraren nicht an die finanziellen Gepflogenheiten im Markt der PE-Leistungen halten.

      • Zu diesen »Hobby-Solos« zählen auch die »cum Solo«-Typen – »Hausmann cum-Solo« und »Hausfrau cum Solo« –, die ihr Hobby im Markt nur deshalb ausleben können, weil ihr jeweiliger Partner für die wirtschaftliche Existenzsicherung sorgt.

      »Was versteht man unter einer Mehrklassengesellschaft unter Solos?«

      Wenn man eine Differenzierung der Solos in unserer Szene unter der Berücksichtigung des erzielten Erfolgs vornimmt, erhält man eine Einteilung mit mehreren Klassen, was mich veranlasst, von einer Mehrklassengesellschaft unter Solos zu sprechen. Dabei verwende ich für die Zuschreibung von Erfolg mein mehrdimensionales Erfolgskonzept, gemäß dem man verschiedene Erfolgsdimensionen verfolgen muss, um als dauerhaft erfolgreich zu gelten.

      Ist ein Solo-Berater in allen Dimensionen erfolgreich und kann er mit dem Konzept von Lebensphasen bei den einzelnen Erfolgsdimensionen umgehen, qualifiziert sich ein Solo-Berater in meinen Augen als »Profi-Solo«. Im Einzelnen gehört dazu:

      • Anwendung eines »satisficing«-Konzepts bei der aktuellen Umsatzerzielung: Man erwirtschaftet ein angestrebtes Umsatzsoll und macht nicht alle Projekte, die der eigene Kalender und der Markt ermöglichen.

      • Erarbeitung einer finanziellen Beweglichkeit, die die Auswahl von genehmen Projekten erlaubt und ermöglicht »nein« zu Auftraggebern zu sagen, und damit eine Voraussetzung für langfristigen Markterfolg schafft.

      • Aufbau einer fachlichen Reputation, die in Richtung »Themenführerschaft« im Markt geht.

      • Fähigkeit zur ständigen Weiterentwicklung der angebotenen Produkte und Serviceleistungen als Ausdruck von Innovationskraft.

      • Stimmige Einbettung der beruflichen Arbeit in die persönlichen Koordinaten eines aktiv betriebenen Life Styling (Lebensqualität).

      • Das Arbeiten verschafft auf der ganzen Linie geplanten und nicht nur zufälligen »flow«.

      Viele der im Markt operierenden Solo-Berater sind sehr weit weg von diesen Erfolgsdimensionen. Die diesbezüglichen Erfolge stellen sich nicht automatisch ein, sondern müssen über Zeit mit einer Art »Balanced Scorecard«-Konzept angegangen werden. In dieser Betrachtung ist der Profi-Solo auch Ergebnis einer Reifegrad-Entwicklung, die allerdings bei vielen Marktteilnehmern unter den Solos in Zukunft – auch aufgrund des härteren Wettbewerbs – ausbleiben wird.

      Am anderen Ende der Mehrklassengesellschaft halten sich Freiberufler auf, die mit dem Anspruch von Solo-Beratern agieren, sich aber faktisch nahe an der Arbeitslosigkeit aufhalten und jeden Auftrag übernehmen, der ihnen angeboten wird. Für sie steht die Umsatzdimension im Mittelpunkt.

      »Was sind die dominanten Themen, mit denen ich mich als Solo während meiner Karriere beschäftigen sollte?«

      Ich unterscheide bei einer Solo-Karriere drei Phasen, in denen man sich mit jeweils anderen Fragen und Herausforderungen befassen sollte.

       Der Nobody-Solo und seine thematischen Herausforderungen

      Man fängt als Externer oder Freiberufler fast immer als Nobody-Solo an, ein Begriff, der anzeigen soll, dass man noch keinen besonderen Namen im Markt besitzt, gleichwohl aber freiwillig oder unfreiwillig diesen Berufsweg einschlagen will.

      Vor dem Start als Solo haben die meisten Vertreter dieser Beraterkategorie bereits Erfahrungen gesammelt. Oft waren sie in einer PE-Abteilung tätig und haben als Einkäufer oder Partner von Trainern und Beratern deren Dienstleistung für das Unternehmen kontrahiert oder in der Durchführung begleitet. Ab irgendeinem Zeitpunkt entstand bei unternehmerisch denkenden Typen der Wunsch nach einer ähnlichen Rolle. Mit einer gewissen kapazitativen Zusicherung vom alten Arbeitgeber begann für diese Vertreter der freiwilligen Solos der Gang in die Selbstständigkeit.

      Daneben gibt es aber auch eine größere Zahl von zunächst mehr oder weniger unfreiwilligen Solos, die mit einer Abfindung aus ihrem Unternehmen ausscheiden, weil sie ein Opfer von Personalabbau geworden sind oder weil sie einen Standortwechsel des Unternehmens nicht mitmachen wollten.

      Am Beginn jeder dieser Solo-Karrieren stellen sich für mich die folgenden Kernfragen:

      • Mit welcher finanziellen Ausstattung beginne ich die Selbstständigkeit?

      • Was sind meine besonderen Kompetenzen und Erfahrungen, über die ich verfüge?

      • Wie lassen sich aus Kompetenzen und Erfahrungen Produkte kreieren, und wer hat für diese Produkte einen Bedarf?

      • Was machen Mitanbieter derartiger Produkte im Markt, und wie betreiben sie Marktbearbeitung?

      • Was könnte ich von anderen lernen, und wie kann ich zugleich an meiner Einzigartigkeit arbeiten?

      Als Nobody-Solo macht man Umsatz mit unterschiedlichen Produkten und Klienten, um herauszufinden, wie man ankommt, aber auch um zu erfahren, was besonderen Spaß macht und was nur für »cash flow« sorgt. Wenn man diese ersten Eingrenzungen bei Produkten und Klienten vornehmen kann, sollte man schauen, dass mit gezielten Weiterbildungsprogrammen, Fachliteraturprojekten und im Austausch von Erfahrungen mit anderen die Kompetenzen in den präferierten Produkten »geschärft« werden.

      Man bleibt solange Nobody-Solo, bis man von einem bekannten Klienten als seriöser Wertschöpfungspartner »bestätigt« oder »legitimiert« wird – nicht als »Einmal-Auftrag«, sondern als Tendenz, die anzeigt, dass man jetzt in einer neuen Liga spielt. Dazu muss man vorab aus seinen Produkten und Klienten ein finanziell tragfähiges Geschäftsmodell konzipiert haben, das Aussicht auf längerfristigen finanziellen Erfolg verspricht, und man muss dieses Geschäftsmodell in wirksamer Form im potentiellen Markt kommuniziert haben.

      Man verlässt die Phase des Nobody-Solos, wenn man sich im Markt einen Namen als »legitimierter Wertschöpfungspartner« gemacht hat und dieser Meilenstein in einer Solo-Karriere Dauerhaftigkeit verspricht, auf der eine Freiberufler-Karriere ohne Existenzängste basieren kann. Bis dahin oszilliert man zwischen Prekariat auf der einen Seite und momentaner Umsatzzufriedenheit auf der anderen Seite, die jedoch keine immanente Verstetigung aufweist. Diese Schwelle des »Geschafft-Habens« wird in dem jungen Entrepreneurship-Fachgebiet als »legitimacy threshold« bezeichnet (RUTHERFORD / BULLER 2007, S. 78 ff.).

      Was sind die häufigsten Nachlässigkeiten und Fehler in der Phase des Nobody-Solos?

      • Man hat alles angenommen, was Umsatz bringt, ohne daraus Ideen für ein dauerhaftes Geschäftsmodell zu entwickeln.

      • Wenn man zu unerwarteten Umsatzspitzen kommt, wird in Büro-Hardware (neuestes I-Phone etc.) und Demonstrationsluxus (größeres Auto) investiert, aber nicht in die Entwicklung von neuen Fachkompetenzen oder – besser – in die Vertiefung von vorhandenen Fachkompetenzen.

      • Man ist aufgrund seiner engen finanziellen Ausstattung so auf das »Umsatz-machen-Müssen« fixiert, dass man seine Familie vernachlässigt, so dass Scheidungen in dieser Phase keine Seltenheit sind.

      • Durch ein zu großzügiges »Kosten-Kleid« wird man zum permanenten Umsatz gezwungen, was sehr nachteilige Folgen für die eigene »work life-balance« hat.

      Das häufigste schwellenüberwindende Ereignis im beruflichen Leben eines Trainers oder Beraters ist der Erhalt eines größeren Projekts von einem bedeutenden Klienten. Damit wird anderen Stakeholdern im Markt angezeigt, dass es ein Trainer oder Berater geschafft hat und dieser jetzt jenseits der »Legitimationsschwelle« operiert. Mit der »Legitimierung« als seriöser Wertschöpfungspartner folgen nun andere Aufträge, und man wird im Markt als interessanter Partner