Funktionelle Anatomie Yoga. Jo Ann Staugaard-Jones. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jo Ann Staugaard-Jones
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783767920392
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die Sinnesorgane fühlen und willkürliche und unwillkürliche Aktionen ausführen. Die Verarbeitung der entsprechenden Reize erfolgt im ZNS.

      Das PNS umfasst:

      1. Das vegetative Nervensystem (VNS) reguliert die inneren Organe und Drüsen und steuert unwillkürliche Vorgänge. Es besteht aus drei Subsystemen:

      • Sympathikus: Aktiviert im Krisenfall die sogenannte „Fight-or-Flight“-Reaktion (Stressreaktion, engl.: Kampf oder Flucht)

      • Parasympathikus: Stimuliert Aktivitäten, die man analog als „Rest-and-Digest“ (engl.: ruhen und verdauen) bezeichnen könnte

      • enterisches Nervensystem: Steuert den Verdauungstrakt bei Wirbeltieren

      2. Das somatische Nervensystem (SNS) übermittelt Informationen von den Nerven ans ZNS und vom ZNS an die Muskeln und Sinneszellen; es ist mit der bewussten Muskelkontrolle assoziiert.

      Wenn wir beim Yoga, wie im Buch beschrieben, über das SNS unsere Muskeln einsetzen, bedienen wir uns der körpereigenen Intelligenz. Der Schlüssel zur ganzheitlichen Gesundheit liegt darin, dass die non-verbalen Kommunikationssysteme des Körpers auf natürliche Weise Geist, Körper und Gefühle in Einklang bringen. Wenn es gelingt, den „sechsten Sinn“ (die intuitive Reaktion des Körpers) zu aktivieren, werden die körpereigenen Heilkräfte mobilisiert und ein Durchbruch für die persönliche Gesundheit kann eintreten. Dafür muss man die unmittelbaren Reaktionen des Körpers genau beobachten. Kinästhetische Bewusstheit ist ein Teil davon: Präsent zu sein, auf den Körper zu hören, sich bewusst zu machen, wo im Raum sich der Köper gerade befindet und was dabei in anatomischer Hinsicht passiert, ist im Yoga enorm wichtig. Die Nervenimpulse eines ausgewogenen, kontinuierlichen Yogatrainings aktivieren auch das Muskelgedächtnis und die Muskelintelligenz.

      Unser Nervensystem ist extrem komplex, wie man am Verlauf nur eines einzigen Nervs erkennen kann: Der Nervus genitofemoralis (s. Abb. 1.1. b)

      • gehört zum oberen Teil des Plexus lumbalis, einem von drei Teilen des größeren lumbo-sakralen Plexus (Nervengeflechts) im Bereich der unteren Wirbelsäule,

      • entspringt den Nervenwurzeln L1 und L2,

      • tritt an der vorderen Oberfläche des Muskels Psoas major hervor, wo der Plexus lumbalis eingebettet ist und viele Verzweigungen hat,

      • teilt sich in zwei Äste, den Ramus femoralis und den Ramus genitalis,

      • innerviert die Haut vor dem oberen Teil des Schenkeldreiecks,

      • zieht sich bei Männern durch den Inguinalkanal und versorgt den Cremaster-Muskel (Hodenheber) und die Haut des Skrotums,

      • endet bei Frauen in der Haut des Venushügels (vorderer Teil der Vulva) und der großen Schamlippen. Dieser Ast erfüllt bei beiden Geschlechtern eine sensorische Funktion.

       Organisation des Nervensystems

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       Abb. 1.1: a) Diagramm zum Nervensystem b) Nervenwurzeln des N. genitofemoralis

      Das Beispiel zeigt, dass das Thema Neurologie im Yoga nicht einfach zu behandeln ist. Bei entsprechendem Hintergrundwissen kann das Nervensystem jedoch durchaus berücksichtigt werden.

       Das Nervenkompressionssyndrom

      Die Kompression eines Nervs kann Schmerzen verursachen, die sich durch die Ausübung der richtigen Asanas lindern lassen. (Der Ausdruck „eingeklemmter Nerv“ wird vor allem beim Karpaltunnelsyndrom oder Ischiasbeschwerden verwendet, beschreibt aber eigentlich jede Art von Druck auf einen beliebigen Nerv im Körper.) Ischiasbeschwerden z. B. zeichnen sich normalerweise durch Schmerzen im Verlauf des Ischiasnervs (N. ischiadicus) von der Wirbelsäule zum hinteren Oberschenkel aus. Häufig ist daran der Piriformis-Muskel beteiligt. Der Yoga-Praktizierende kann vorsichtig verschiedene Dehnungen oder Haltungen (wie die Drehung im Liegen, einsetzen, um diesen Muskel zu entspannen und damit den Druck auf den darunter verlaufenden Ischiasnerv zu verringern.

      Ein weiteres Beispiel dafür, wie eine Nervenkompression durch Yoga gelindert werden kann, bietet der Plexus brachialis. Das Nervengeflecht leitet Signale vom Rückenmark an Schultern, Arme und Hände weiter. Bei einer Verletzung können die Nerven gezerrt oder eingeklemmt werden, ja sogar reißen. (In diesem Fall ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.) Dieser Bereich wird beeinträchtigt, wenn durch eine Fehlhaltung von Hals oder Schultern (etwa nach vorn gesackte Schultern) der Weg eines Nervenimpulses behindert wird. Jede Yogastellung, die eine Streckung der Wirbelsäule und eine Korrektur der Schulterhaltung (normalerweise „zurück und nach unten“) bewirkt, wie etwa die Berghaltung (Tadasana), kann helfen, die Blockade aufzulösen.

      Je nach Körperregion gibt es unterschiedliche Ursachen für ein Nervenkompressionssyndrom, von degenerierten Bandscheiben über Knochensporne, Arthritis und Muskelprobleme bis hin zu Verletzungen sowie Muskelverhärtungen aufgrund psychischer Anspannung. Die richtige Diagnose sollte unbedingt ein Physiotherapeut, Arzt oder Neurologe stellen.

       Es ist erwiesen, dass Muskelentspannung ein Nervenkompressionssyndrom lindern kann. Verschiedene Asanas sind dafür geeignet.

       Die periphere Innervierung

      Die periphere Innervierung ist in diesem Buch bei allen Muskeln aufgeführt. Auch die maßgeblichen Nervenwurzeln wurden aufgenommen. Die Aussagen in der Fachliteratur darüber, aus welchem Rückenmarkssegment2 die Nervenfasern hervorgehen, sind allerdings teilweise widersprüchlich. Das liegt daran, dass es für Anatomen sehr schwierig ist, einer einzelnen Nervenfaser beim Durchqueren des zugehörigen Plexus (Geflecht aus Nerven, von lat. plectere: flechten) durch dieses dichte Bündel aus Nervenfasern zu folgen. Im Buch werden die zugehörigen Nervenwurzeln ggf. in Klammern hinter dem Namen des Nervs aufgeführt, gefolgt von weiteren relevanten Angaben. Für den Nervus genitofemoralis heißt das z. B. N. genitofemoralis (L1, L2), aus dem Lendenteil des Plexus lumbosacralis.

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      Abb. 1.2: Querschnitt durch einen Rückenwirbel. Die Nervenwurzeln bilden einen Spinalnerv, der sich in je einen vorderen und hinteren Ast aufteilt.

       Anatomische Orientierung

       Anatomische Richtungsbezeichnungen

      Zur Beschreibung der relativen Lage von Körperteilen und ihrer Bewegungen ist eine Referenzhaltung vonnöten. Als solche dient die sogenannte anatomische Grundposition: Aufrechter Stand, Arme hängen an der Seite, Handflächen zeigen nach vorn (Abb. 1.3). Anatomische Richtungsangaben beziehen sich immer auf den Körper in anatomischer Grundposition, egal in welcher Stellung er sich gerade tatsächlich befindet. Rechts und links entsprechen dabei den Seiten des betrachteten Körpers.

      Abb. 1.3: Anterior/Ventral Vorn, zur oder auf der Körpervorderseite

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