Der erste Hauptteil des „Sehens“ nimmt die Fußballwelt unter der Perspektive der Leidenschaft exemplarisch in den Blick. Dabei werden zunächst die Grundlagen der Leidenschaft dargestellt (1.). Zuerst wird die Geschichte des Fußballs als Geschichte der Leidenschaft beschrieben (1.1) und dann wird erläutert, warum die Grundlagen dieser Leidenschaft bereits im Wesen des Spiels selbst angelegt sind (1.2).
Nach der Vergewisserung über die Grundlagen werden Signaturen dieser Leidenschaft exemplarisch erörtert (2.), indem die emanzipatorische (2.1) und die anti-emanzipatorische Kraft des Fußballs (2.2) skizziert werden. Die emanzipatorische, positive Kraft des Fußballs wird einerseits anhand einer literarischen Erzählung (2.1.1.1 Christian Friedrich Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde) sowie anhand zweier autobiografischer Werke (2.1.1.2 Nick Hornby: Fever Pitch / 2.1.1.3 Klaus Theweleit: Tor zur Welt) verdeutlicht und andererseits anhand beispielhafter Berichte, wie Fans ihre Fußballleidenschaft auf unterschiedlichste Weise leben (2.1.2). Die antiemanzipatorische, negative Kraft des Fußballs soll nicht verschwiegen werden (2.2).
Der zweite Hauptteil des „Urteilens“ verortet die im ersten Hauptteil exemplarisch beschriebene Leidenschaft des Fußballs im Verhältnis von Gesellschaft und Religion bzw. Theologie. Ausgangspunkt dabei ist die These von Jürgen Habermas, Religion müsse ihre Inhalte so übersetzen, dass sie von der heutigen post-säkularen Gesellschaft verstanden werden. Die Suche nach einer pastoral-theologischen Sprachfähigkeit ist damit eröffnet. Das handlungsleitende Interesse bei der Suche nach Antwortmöglichkeiten auf diese Frage wird durch folgende Kernthese bestimmt: Der Theologie und der Kirche ist zu raten, sich umzusehen, wo und wie Spuren von Religiösität in der säkularen Welt außerhalb verfasster Kirchlichkeit bzw. außerhalb unserer pastoralen Bemühungen zu finden sind und hier in säkularer Sprache zum Ausdruck gebracht werden können, sodass es post-säkular geprägte Menschen, auch solche, die nicht religiös-sozialisiert sind, gut verstehen und daraus bereichernde Sinnkonstrukte für ihr Leben ableiten können (1.).
Als Hilfe bei dieser Suche wird zunächst die Theorie religiöser Dispersion herangezogen, die besagt, dass Religion heute in vielfachen Erscheinungsformen auftritt, oft auch außerhalb verfasster Kirchlichkeit. Nach der Diskussion einiger dieser Erscheinungsformen des Religiösen wird auf den Fußballplatz verwiesen, bei dem Spuren des Religiösen zu finden sind (2.).
Da der Fußball den Schwerpunkt dieser Arbeit bildet, werden die Spuren des Religiösen bei ihm unter 3. ausführlich erarbeitet, indem vier Kennzeichen des Heiligen beim Fußball exemplarisch nachgewiesen werden. Die Leidenschaft spielt bei jedem dieser Kennzeichen eine zentrale Rolle. Anhand der Leidenschaft des Fußballs kann man sehr gut nachvollziehen, wie religiöse Spuren ausgedrückt werden, dass sie von Millionen von Menschen heute verstanden werden. Deshalb eignet sich der Fußball hervorragend dazu, die unter 1. geforderte pastoral-theologische Sprachfähigkeit einzuüben.
Der dritte Hauptteil des „Handelns“ zieht die pastoral-theologischen Konsequenzen aus den ersten beiden Hauptteilen. Dies geschieht anhand von acht Beispielen, die deutlich machen sollen, wie die pastoraltheologische Sprachfähigkeit mittels der Leidenschaft des Fußballs konkret gelernt werden kann. Diese acht Beispiele verstehen sich als Antwortversuche auf die unter 1. skizzierte Habermas’sche Forderung. Sie bestehen jeweils aus einem Impuls, der eine Haltung der Lernbereitschaft seitens der Pastoraltheologie in Bezug auf die beim Fußball zu erlernende pastoraltheologische Sprachfähigkeit beschreibt und einem Handlungs-Impuls, der konkrete pastoral-theologische Sprachversuche vorstellt, die aus dem jeweiligen Haltungs-Impuls erfolgen.
Ein Schlusswort mit perspektivischen Überlegungen unter dem Motto von Josef Herberger „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ rundet die Arbeit ab.
1 Vgl. Seite „Fußball“, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Juli 2016, 13:13 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fu%C3%9Fball&oldid=156164876 (Abgerufen:17. August 2016, 07:50 UTC).
2 Vgl. Deutscher Fußball Bund, Mitgliederstatistik, in: http://www.dfb.de/verbandsstruktur/mitglieder/ [24.10.2015].
3 Vgl. Seite „Fußball“ in Wikipedia.
4 Vgl. Seite „Fußball-Bundesliga 2014/15“, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. August 2016, 16:33 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fu%C3%9FballBundesliga_2014/15&oldid=154961043 (Abgerufen: 17. August 2016, 08:01 UTC).
5 Vgl. Seite „Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014“, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juni 2016, 09:01 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Finale_der_Fu%C3%9Fball-Weltmeisterschaft_2014&oldid=155434012 (Abgerufen: 17. August 2016, 08:07 UTC).
6 Kapperer, Thorsten, Das Fußballfeld. Ein pastoraler Ort. Zulassungsarbeit im Rahmen der Zweiten Dienstprüfung im Bistum Würzburg (Eingereicht am 6. Januar 2011 am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Universität Würzburg. Betreuer der Arbeit war Dr. Bernhard Spielberg), Würzburg 2011, 5.
7 Vgl. ebd., 4.
8 Wolf, Ror, Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Frankfurt am Main 2008, 295.
9 Seite „Bill Shankly“, in: Wikiquote, Die freie Zitatsammlung. Bearbeitungsstand: 9. April 2014, 09:44 UTC. URL: https://de.wikiquote.org/w/index.php?title=Bill_Shankly&oldid=476408 (Abgerufen: 17. August 2016, 08:11 UTC - zitiert nach: Sunday Times vom 4. Oktober 1981).
10 Kapperer, Das Fußballfeld 5-6.
11 Herzog, Markwart, Von der ‚Fußlümmelei‘ zur ‚Kunst am Ball‘. Über die kulturgeschichtliche Karriere des Fußballsports, in: Herzog, Markwart (Hrsg.), Fußball als Kulturphänomen. Kunst - Kult - Kommerz, Stuttgart 2002, 11-43, hier 17-18.
12 All dies könnte man auch für viele weitere Länder dieser Erde behaupten. Der Fokus dieser Arbeit liegt jedoch auf Deutschland.
13 Vgl. den Untertitel von Klaus Theweleits Buch „Tor zur Welt : Fußball als Realitätsmodell“. Vgl. Theweleit, Klaus, Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell, Köln 2004.
14 Vgl. Merkt, Andreas, Die Arena. Warum Fußball eigentlich ein recht zivilisiertes Spiel ist, in: Merkt, Andreas (Hrsg.), Fußballgott. Elf Einwürfe, Köln 2006, 17-50, hier 50.
15 Ebd., 50.
16 Vgl. Seite „Fußball im Vatikan“, in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juli 2016, 16:49UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fu%C3%9Fball_in_der_Vatikanstadt&oldid=156563991 (Abgerufen: 17. August 2016, 08:52 UTC).
17 Vgl. Schaub, Fritz / Grün, Karl, Gott erfahren - Christus bekennen. Kirche begegnet Sport, Würzburg 2009, 10.
18 Sport-Uni Mainz, Erstes Vatikanisches Sportseminar mit deutscher Beteiligung, in: http://www.sport.unimainz.de/mueller/Texte/VatikanSportseminarPresseXI05.pdf [22.12.2015].
19 Schaub, Fritz / Grün, Karl, Gott erfahren 10.
20 Vgl. Seite „Aloisius Scrosoppi“,