In der Fremde glauben. Torsten W. Müller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Torsten W. Müller
Издательство: Bookwire
Серия: Erfurter Theologische Studien
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429061883
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Vertriebene, 49-51.

      11Die erzwungene Massenmigration führte dazu, dass im verbliebenen deutschen Territorium die Bevölkerungszahlen drastisch anstiegen – von 58,8 Millionen im Jahre 1939 auf 68,4 Millionen 1949, wobei in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die geflüchteten oder vertriebenen Menschen ein Viertel der Nachkriegsbevölkerung ausmachten. Vgl. M. Schwartz, Sowjets – Kommunisten – Einheimische – Vertriebene. Zum Spannungsfeld der „Umsiedler“-Integration in der SBZ/DDR, in: J. Pilvousek / E. Preuß (Hg.), Aufnahme – Integration – Beheimatung. Flüchtlinge, Vertriebene und die „Ankunftsgesellschaft“ (Studien zur kirchlichen Zeitgeschichte 3), Münster 2008, 9-27, hier 10f.

      12Einem breiteren Publikum machte zuletzt Andreas Kossert das Thema zugänglich. A. Kossert, Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München 2008.

      13Vgl. R. Bendel, Katholische Kirche und Vertriebene, in: Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien-Köln-Weimar 2010, 338-341, hier 338.

      14Vgl. F. X. Arnold, Das Schicksal der Heimatvertriebenen und seine Bedeutung für die katholische Seelsorge, in: Christ unterwegs 2 (1948) 1-9, hier 1. P. Mai, Das Verhältnis von Staat und Kirche in den deutschen Ostgebieten - Die Katholische Kirche, in: G. Zieger (Hg.), Die Rechtsstellung der Kirchen im geteilten Deutschland. Symposium 1./3. Oktober 1987 (Schriften zur Rechtslage Deutschlands 14), Köln-Berlin-Bonn-München 1989, 41-59.

      15Vor dem Krieg hatte es in diesem Gebiet rund 1,1 Millionen Katholiken gegeben. Von 1945 bis 1949 erhöhte sich die Gesamtzahl der Katholiken auf etwa 2,8 Millionen. Vgl. J. Pilvousek, Flüchtlinge, 11.

      16Zur Beschreibung des Untersuchungsgebietes werden die Begriffe „Thüringen“ und „Mitteldeutschland“ in dieser Arbeit oft synonym gebraucht, wenngleich sie auch nicht in jedem Fall deckungsgleich mit dem Ostteil der Diözese Fulda sind. Vgl. dazu O. Lemuth, Thüringen und “Mitteldeutschland“, in: J. John (Hg.), "Mitteldeutschland". Begriff - Geschichte - Konstrukt, Rudolstadt 2001, 393-408.

      17Vgl. H.-J. Röhrig, Neue Diaspora, in: LThK Bd. 3, Freiburg 32009, 202-203, hier 202.

      18Unter Hitlers „Muster-Gauleiter“ Fritz Sauckel (1894-1946) war seit 1925/1927 der NSDAP-Gau Thüringen entstanden, zu dem neben dem Freistaat Thüringen auch der preußische Regierungsbezirk Erfurt und der Kreis Schmalkalden (preußischer Regierungsbezirk Kassel) gehörten. Parteipolitisch war also ein „Trutzgau Thüringen“ durchgesetzt worden, der wegweisend für eine spätere administrative Zuordnung preußischer Landesteile werden sollte. Sauckel verlangte aber nicht nur auf Parteiebene nach einem „Großthüringen“; er versuchte – zunächst vergeblich – die alten Verwaltungsgliederungen zu zerschlagen und einen „Reichsgau Thüringen“ zu gründen. Auch wenn dies formal nicht gelang, bildeten sich dennoch während der NS-Zeit in wirtschaftlicher und institutioneller Hinsicht übergreifende Strukturen zwischen Thüringen und dem Regierungsbezirk Erfurt heraus. Beispielsweise fusionierten 1941 die beiden Staatspolizeistellen Erfurt und Weimar. Schließlich verfügte ein Führererlass vom 1.4.1944 die Aufteilung der preußischen Provinz Sachsen, wobei Sauckel die Befugnisse eines Oberpräsidenten im Bereich des Regierungsbezirkes Erfurt zufielen. Nach der Zerschlagung des „Tausendjährigen Reiches“ 1945 kam es zu einschneidenden Gebietsreformen, in deren Verlauf die Auflösung Preußens durch den Alliierten Kontrollrat beschlossen und der Weg für völlig neue Staatsgebilde frei gemacht wurde. So erfolgte auch in Thüringen 1945 der letzte Schritt zum staatlichen Zusammenschluss, wobei man die preußischen Territorien (Eichsfeld, Erfurt, Schmalkalden) von ihren angestammten Regionen löste und der neu gebildeten „Provinz Thüringen“ zuteilte, die nun etwa alle Gebiete des heutigen Freistaates umfasste. Dazu genehmigte bereits im Mai 1945 die US-amerikanische Besatzungsmacht den Aufbau einer einheitlichen Verwaltung im ehemaligen Gaugebiet Thüringens. Federführend dabei war der Sozialdemokrat und spätere Regierungspräsident Dr. Hermann L. Brill (1895-1959), der mit dieser Neuorganisation beauftragt wurde. Er war es auch, der nun geschickt die Gunst der Stunde nutzte und u.a. den Regierungsbezirk Erfurt sowie den Kreis Schmalkalden der neuen Provinz Thüringen einverleibte; ein Plan, den er bereits 1920 hegte, der aber wegen des Widerstandes Preußens scheiterte. Beim feierlichen Akt der Regierungsbildung am 9.6.1945 wurde aber die angestrebte endgültige territoriale Arrondierung Thüringens ausdrücklich einer späteren Entscheidung überlassen. Diese erfolgte mit der Einrichtung einer Länderstruktur durch die Siegermächte am 6.7.1945, in deren Folge auch das „Land Thüringen“ entstand. Zunächst autorisierten die Vertreter der sowjetischen Militärbehörden die Tätigkeit der Regierung der „Provinz Thüringen“, sodass die Aufbauarbeit ungehindert fortgesetzt werden konnte. Aber am 16.7.1945 wurde diese Regierung unter Dr. Brill abgesetzt, und die SMAD installierte eine von ihr abhängige Landesverwaltung. Die unter den Amerikanern konstituierte Provinz Thüringen verschwand; an ihre Stelle trat das Land Thüringen in der SBZ. Vgl. S. Raßloff, Fritz Sauckel. Hitlers „Muster-Gauleiter“ und „Sklavenhalter“, Erfurt 32008. M. Fleischhauer, Der NS-Gau Thüringen 1939-1945. Eine Struktur- und Funktionsgeschichte (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 28), Köln-Weimar-Wien 2010. M. Overesch, Hermann Brill in Thüringen (1895-1946). Ein Kämpfer gegen Hitler und Ulbricht (Politik- und Gesellschaftsgeschichte 29), Bonn 1992. V. Wahl, Thüringen unter amerikanischer Besatzung (April bis Juli 1945). Blätter zur Landeskunde, Erfurt 42001. T. W. Müller, Wie das Obereichsfeld zu Thüringen kam. Zeitgeschichtliche Anmerkungen, in: EHZ 57 (2013) 121-124.

      19Vgl. J. Leinweber / A. Wostratzky, Bistum Fulda. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Fulda 1983. E. Gatz, Bistum Fulda, in: E. Gatz (Hg.), Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon, Freiburg 2005, 287-299. L. Pralle, Das Bistum Fulda, in: H. Butterwegge / A. Erdle (Hg.), Diaspora heute. Weg und Wandlung, Paderborn 1962, 105-109.

      20Vgl. J. Pilvousek, Erfurt und Fulda 1929-1994. Marginalien zur Geschichte einer diözesanen Verwandtschaft, in: Fuldaer Geschichtsblätter. Zeitschrift des Fuldaer Geschichtsvereins 79 (2003) 193-219.

      21Zum Eichsfeld gehört auch das kleinere, auf niedersächsischem Gebiet liegende Untereichsfeld (mit Zentrum in Duderstadt), das im Folgenden aber nicht weiter berücksichtigt wird. Vgl. B. Opfermann, Die kirchliche Verwaltung des Eichsfeldes in seiner Vergangenheit. Ein Handbuch mit 5 Karten, Leipzig 1958. R. Linge / P. Schmidt, Kirche und Glaube im Eichsfeld, Leipzig 1967. J. Pilvousek, Die Geschichte der katholischen Kirche im Eichsfeld, in: Eichsfeld-Jahrbuch 4 (1996) 9-16. A. Wand, Das Eichsfeld als Bischöfliches Kommissariat 1449-1999. Ein Amt macht Geschichte (Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte 41), Leipzig 1999. T. W. Müller, Zur Geschichte der Kirche im Eichsfeld, in: Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V. / Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.V. (Hg.), Die Kirchen im Eichsfeld. Kirchen- und Kunstführer, Duderstadt 22011, 10-14. T. W. Müller, Das katholische Eichsfeld unter „zwei gottlosen Diktaturen“. Randbemerkungen zur jüngsten Geschichte, in: Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld (Hg.), Die Herzen sind einander zugewandt. Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld, Duderstadt 2012, 15-18.

      22Vgl. A. Schröter, Land an der Straße. Die Geschichte der katholischen Pfarreien in der thüringischen Rhön, Leipzig 1966. R. Brodmann, Unter dem hohen Rössbergkreuz. Menschen-Dörfer-Schicksale. Beiträge zur Heimatgeschichte des Geisaer Landes unter besonderer Berücksichtigung der Ortschaften der Pfarrei Spahl, hg. v. Robert Arnrich, Leipzig 21984.

      23Vgl. J. Pilvousek, Erfurt, in: LThK Bd. 3, Freiburg 32009, 759-761. J. Pilvousek, Die Stadt als sakrale Gemeinschaft. Erfurt im Spätmittelalter, in: M. Moritz / K. Brodersen (Hg.), Amplonius. Die Zeit. Der Mensch. Die Stiftung. 600 Jahre Bibliotheca Amploniana in Erfurt (Schriften des Museums für Thüringer Volkskunde 34), Erfurt 2012, 99-105. M. Klaus, Die mainzischen Küchendörfer, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 53 (2001) 11-42.

      24Vgl.