In der Fremde glauben. Torsten W. Müller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Torsten W. Müller
Издательство: Bookwire
Серия: Erfurter Theologische Studien
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429061883
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4.3 Kinder-, Mütter- und Altenheime

       4.4 Konflikte

       5 Vertriebenenseelsorge

       5.1 Anfänge: Landsmannschaftliche Seelsorge

       5.2 Vergangenheitsbewältigung: Mysterienspiele

       5.3 Kontinuität: die Liturgie

       5.4 Vertriebenenarbeit unter staatlicher Kuratel und Repression

       6 Gemeindeaufbau

       6.1 Vertriebene unter Katholiken

       6.2 Vertriebene in der Diaspora

       6.3 Analyse des Gemeindelebens

       7 Geistliche Stärkungen

       7.1 „Heilige Heimat“ als Begriffsfindung

       7.2 Theologische Differenzierungen

       7.3 „Sozialistische Heimat“ versus „heilige Heimat“

       8 Alte und neue Wallfahrten und deren Funktionen

       8.1 Alte Wallfahrtsorte

       8.2 Neue Wallfahrtstraditionen

       8.3 Eine Analyse

       9 Begegnungen der Konfessionen

       9.1 Das gemeinsame Gotteshaus

       9.2 Alte und neue Spannungen

       10 Gottesdiensträume und Kirchbauten

       10.1 Erste Option: Umbauten von Profanräumen

       10.2 Zweite Option: Kirchenneubauten

       10.3 Patrozinien

       10.4 Gestaltung des liturgischen Raumes

       10.5 Kirchliche Kunst

       C) Akteure im Aufnahme- und Beheimatungsprozess

       11 Priester

       11.1 Ankunft und Aufnahme

       11.2 Anstellung und Besoldung

       11.3 Priestermangel

       11.4 Alltagssituation

       11.5 Priesterliches Miteinander

       11.6 Kirchliche „Karrieren“

       12 Frauen in der Seelsorge

       13 Orden, Kongregationen und Säkularinstitute

       13.1 Männliche Religiose

       13.2 Weibliche Religiose

       14 Resümee

       Quellen- und Literaturverzeichnis

      1 Einleitung

       1.1 „Kirche, die aus dem Osten kam“1

      Zum tieferen Verstehen des mitteldeutschen Katholizismus in den Neuen Bundesländern ist es unentbehrlich, die Wurzeln dieser recht heterogenen Diasporakirche zu untersuchen und evident darzustellen.2 Seit der Reformation bestand in Mitteldeutschland3 eine eindeutige und fast ausschließlich evangelisch geprägte Konfessionsstruktur; nur in wenigen geschlossenen katholischen Gebieten, in Städten oder industriellen Ballungsräumen konnten sich vereinzelt katholische Gemeinden etablieren.4 Erst durch Flucht und Vertreibung5 seit 1944/1945 kam es zur massenhaften Ansiedlung von Katholiken im „Kernland der Reformation“,6 sodass die heutige Diaspora eine Diaspora der Heimatvertriebenen ist, die ihre Entstehung und ihren Ursprung letztlich in dem von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg und in den Beschlüssen der alliierten Siegermächte hat.7

      Auf den Konferenzen in Teheran, Jalta und Potsdam legten die Alliierten die ethnische und territoriale Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg fest.8 Im Osten kam es zu erheblichen Grenzverschiebungen, deutsche Gebiete mussten abgetreten werden. Die dort und im übrigen Ostmitteleuropa lebenden Deutschen wurden in das verkleinerte, besetzte und geteilte Deutschland vertrieben.9 Außerdem flohen zahlreiche Deutsche bereits vor Kriegsende vor der Sowjetarmee oder waren von Polen und Tschechen aus ihrer angestammten Heimat verwiesen worden. Infolgedessen kamen rund zwölf Millionen Menschen10 aus dem ehemaligen Osten des Deutschen Reiches bzw. aus Ostmitteleuropa in das Gebiet des heutigen Deutschlands und fanden hier Aufnahme.11 Thüringen

      Konfliktpotentiale in den Aufnahmegemeinden, wie die Störung der alten Dorfordnung, der soziale Abstieg der Flüchtlinge – bedingt durch das Fehlen adäquater Erwerbsmöglichkeiten – und die Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Zugewanderten, deren Werthaltungen häufig aufgrund unterschiedlicher Traditionen und konfessioneller Strukturen beträchtlich divergierten, blieben latent vorhanden.12