In der Fremde glauben. Torsten W. Müller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Torsten W. Müller
Издательство: Bookwire
Серия: Erfurter Theologische Studien
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429061883
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ab 1939 eingegangen. Der Kern der Untersuchung liegt jedoch in der Zeit ab dem Kriegsende 1945.

      75Vgl. M. Schwartz, Sowjets.

      76Vgl. C. Kleßmann, Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945-1955, Göttingen 51991, 15. K. Schroeder, Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949-1990, Köln-Weimar-Wien 32013, 83-85.

      77Vgl. V. Schädler, Katholischer Sakralbau in der SBZ und in der DDR (Bild-Raum-Feier. Studien zu Kirche und Kunst 11), Regensburg 2013.

      78Vgl. K. Hartelt, Entwicklung.

      79Pius XII. (Eugenio Pacelli): geb. 1879 in Rom, 1899 Priesterweihe, 1917 Nuntius in Bayern und Bischofsweihe, 1920 Nuntius beim Deutschen Reich, 1929 Kardinal, 1930 Staatssekretär, 1939 Wahl zum Papst, gest. 1958 in Castel Gandolfo.

      80Die „Ostdeutsche Bischofskonferenz“ wurde alsbald nur noch als „Berliner Ordinarienkonferenz“ (BOK) bezeichnet. Vgl. J. Pilvousek, Gesamtdeutsche Wirklichkeit - Pastorale Notwendigkeit. Zur Vorgeschichte der ostdeutschen Bischofskonferenz, in: E. Coreth u.a. (Hg.), Von Gott reden in säkularer Gesellschaft. Festschrift für Konrad Feiereis zum 65. Geburtstag (EThSt 71), Leipzig 1996, 229-242.

      81Vgl. J. Pilvousek, Theologische Ausbildung und gesellschaftliche Umbrüche. 50 Jahre Katholische Theologische Hochschule und Priesterausbildung in Erfurt (EThSt 82), Leipzig 2002.

      82Vgl. C. Brodkorb u.a. (Hg.), Finale Norbertinum. Lebendige Erinnerung an 47 Jahre Norbertuswerk, Leipzig 1999. D. Lorek, Die Pastoral vor neuen Aufgaben. Katholische Ausbildungsstätten im Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg, in: R. Bendel (Hg.), Vertriebene finden Heimat in der Kirche. Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945, Köln-Weimar-Wien 2008, 29-56.

      83Vgl. D. Lorek (Hg.), In nomine Domini! Die Huysburg – zur Geschichte des Priesterseminars, Leipzig 2004.

      84Vgl. D. Dubiel u.a. (Hg.), Tradition im Auf-Bruch 1948-1998. Festschrift Seminar für Gemeindepastoral Magdeburg, Paderborn 1998.

      85Vgl. E. Preuß, Die Kanzel in der DDR. Die ungewöhnliche Geschichte des St. Benno-Verlages (EThSchr 34), Leipzig 2006.

      86Der Fuldaer Weihbischof Adolf Bolte äußerte sich 1951 über den östlichen Fuldaer Diözesananteil, er freue sich über die dort herrschende Lebendigkeit und: „Das relig. Leben hier [sei] frischer wie im Westen.“ BAEF, Bischöfliches Generalvikariat Erfurt/ Bischöfliches Amt Erfurt-Meiningen, Zentralregistratur, CIa6, Konferenz der Beiräte im Ursulinenkloster, 3.7.1951.

      87Der Berliner Bischof Wilhelm Weskamm (1891-1956) verglich die Situation der Kirche in der DDR mit einer Gärtnerei: „Es ist so, wie wenn man eine Gärtnerei im Norden betreiben würde. Die ganze Atmosphäre ist areligiös und antireligiös.“ Oberstes Ziel war die Ermöglichung von Seelsorge, diese war für Weskamm auch in der „Gärtnerei im Norden“ möglich. Vgl. J. Pilvousek, Katholische Kirche in der DDR. Kirche für die Gesellschaft?, in: W. Schluchter (Hg.), Kolloquien des Max-Weber-Kollegs VI-XIV (1999/2000), Erfurt 2000, 93-116, hier 96f. – Der Meißener Bischof Otto Spülbeck (1904-1970) umschrieb dies auf dem Kölner Katholikentag 1956 mit dem Bild des „fremden Hauses“: „Aber wir leben in einem Haus, dessen Grundfesten wir nicht gebaut haben, dessen tragende Fundamente wir sogar für falsch halten. […] Wir tragen gerne dazu bei, daß wir selbst in diesem Haus noch menschenwürdig und als Christen leben können, aber wir können kein neues Stockwerk draufsetzen, da wir das Fundament für fehlerhaft halten. Das Menschenbild des Marxismus und seine Gesellschafts- und Wirtschaftsauffassung stimmt mit dem Bild, das wir haben, nicht überein. Dieses Haus bleibt uns ein fremdes Haus. Wir leben nicht nur kirchlich in der Diaspora, sondern auch staatlich.“ G. Lange u.a. (Hg.), Katholische Kirche - Sozialistischer Staat DDR. Dokumente und öffentliche Äußerungen 1945-1990, Leipzig 21993, 101-103. – Spülbeck ging von der Tatsache einer katholischen Kirche in einem totalitären Staat aus: „Gott hat die Kirche hier gewollt. […] Hier ist der Ort unserer Bewährung.“ Zitiert nach M. Höllen, Loyale Distanz? Katholizismus und Kirchenpolitik in SBZ und DDR. Ein historischer Überblick in Dokumenten. Bd. 2 (1956-1965), Berlin 1997, 252.

      88Vgl. J. Pilvousek, „Innenansichten“, 1140f. Zuletzt J. Pilvousek, Von der "Flüchtlingskirche" zur katholischen Kirche in der DDR. Historische Anmerkungen zur Entstehung eines mitteldeutschen Katholizismus, in: J. Manemann / W. Schreer (Hg.), Religion und Migration heute. Perspektiven-Positionen-Projekte (Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 6), Regensburg 2012, 170-186, hier 179-181.

      89Vgl. W. Trilling, Der Weg der katholischen Kirche in der DDR, in: Theologisches Jahrbuch 1991, Leipzig 1992, 249-258, hier 251-253.

      90Vgl. Ebd.

      91Der Trilling’schen Periodisierung schließen sich an: K. Richter, Katholische Kirche in der DDR. Wandel kirchlicher Strukturen unter den Bedingungen sozialistischer Gesellschaft, in: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften 13 (1972) 215-245. "Provisorium". Materialsammlung zu 40 Jahre Wandel in der römisch-katholischen Kirche in der DDR, in: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 41 (1990) 22-24.

      92A. Kossert, Kalte Heimat, 229.

      93M. Hirschfeld, Vertriebene Katholiken in Niedersachsen. Konfessionelle Identität in einem mehrheitlich evangelischen Umfeld, in: U. Rieske (Hg.), Migration und Konfession. Konfessionelle Identitäten in der Flüchtlingsbewegung nach 1945 (Die Lutherische Kirche - Geschichte und Gestalten 27), Gütersloh 2010, 325-342, hier 327.

      94So M. Schwartz, Vertriebene, 1127.

      95Vgl. R. Bendel, Aufbruch aus dem Glauben? Katholische Heimatvertriebene in den gesellschaftlichen Transformationsprozessen der Nachkriegsjahre 1945-1965 (Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 34), Köln-Weimar-Wien 2003, 590.

      96Dr. theol. Josef Frings: geb. 1887 in Neuss, 1910 Priesterweihe in Köln, 1937 Regens des Priesterseminars, 1942-1969 Erzbischof von Köln, 1945-1965 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, 1946 Ernennung zum Kardinal, 1948 Protektor für die Flüchtlingsfragen, 1969 Resignation, gest. 1978 in Köln. Vgl. E. Hegel, Frings, Josef, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001. Ein biographisches Lexikon, Berlin 2002, 287-290.

      A) HISTORISCHE UND PASTORALE VORAUSSETZUNGEN

      Im Nachkriegsdeutschland – einer Zeit des totalen Zusammenbruchs, eines allgemeinen Verwaltungschaos’ und einer über allem lastenden Ungewissheit – erlangte die katholische Kirche außerordentliche Bedeutung.1 Sie war neben der Besatzungsmacht ein wichtiger Ordnungsfaktor der Nachkriegszeit und hatte den nationalsozialistischen Totalitätsansprüchen weitgehend widerstanden.2

      Die katholische Kirche verfügte über ein nahezu intaktes Organisationsgefüge und eine personelle Kontinuität von hauptamtlichen Mitarbeitern. In der „Zusammenbruchsgesellschaft“3 erreichte der Klerus als Träger von Tradition, Sinndeutung und Kontinuität eine große öffentliche Resonanz.4 Für Thüringen muss an erster Stelle der Erfurter Dompropst und spätere Weihbischof Dr. Joseph Freusberg5 genannt werden, der seit 1916 in Erfurt lebte und weithin geschätzt war.6 Weiterhin existierte im Obereichsfeld und in der Rhön eine gut ausgebaute, dichte Personaldecke von Priestern und Ordensleuten. Dem Heiligenstädter Bischöflichen Kommissarius Propst Josef Streb7, dem höchsten katholischen Würdenträger des Eichsfeldes unterhalb der Bischofsebene, waren in der Nachkriegszeit sogar einige Kompetenzen zugewachsen, die seine Bedeutung bei der Bevölkerung derart steigerten, dass das Eichsfeld-Kommissariat nach außen als quasiautonomer Kirchenbezirk erschien.8 In der Diaspora gab es in einigen wenigen größeren Orten katholische Priester. Insgesamt bestandenen bei Kriegsausbruch im Ostteil der Diözese Fulda 127 Pfarreien