7. Die Verbreitung
Die Dialoge nennt P. Anselm Manser eine Fortsetzung der „Väterleben”; sie waren für die Folgezeit bahnbrechend und Vorbild der Erzählungskunst.14 Wie kaum ein anderes Werk geben sie Einblick in das häusliche, soziale und religiöse Leben der nachrömischen Zeit. Sie erfreuten sich durch das ganze Mittelalter größter Beliebtheit und fanden die weiteste Verbreitung. Sie wurden unzählige Male abgeschrieben und gehörten zum unerläßlichen Bestand der Bibliotheken. Die Abgegriffenheit der Exemplare, die auf uns gekommen sind, zeigt, wie sehr sie benützt wurden. Als einziges Beispiel sei nur angeführt, was vom hl. Ulrich, Bischof von Augsburg, gest. 973, sein Biograph Gerhard schreibt: „Et post expletionem cursus et totius psalterii, legente Gerhardo praeposito, sacrorum lectiones librorum audivit… Lectiones vero fuerunt Vitas Patrum sanetorum et über S. Gregorii, quem dialogorum vocant.”15
8. Ausgaben und Übersetzungen. Literaturangabe
Hain führt in seinem Repertor. Bibliogr. 15 Wiegendrucke der lateinischen Dialoge auf. Von den neueren Ausgaben zeichnet sich aus die von Umberto Moricca, welche in vornehmer Ausstattung eine weitausgreifende Einleitung bietet und den Text nach der Schreibweise der ältesten italienischen Handschriften wiederherzustellen sucht.16
Übersetzt wurden die Dialoge schon frühe und oft. Papst Zacharias (741-752) übersetzte sie ins Griechische. Nach dieser Vorlage wurden sie von einem Mönch Antonius noch vor 800 ins Arabische übertragen.Alfred der Große ließ sie mit der Pastoralregel ungefähr 890 durch Bischof Waerferth von Worcester ins Angelsächsische übersetzen.Angier fertigte 1212 eine altfranzösische Übersetzung. Die Bibliothek von Monte Cassino bewahrt eine italienische Übersetzung aus dem 13. Jahrhundert. 1472, 1473, 1476 wurde in Augsburg eine deutsche Übersetzung gedruckt, der im Jahre 1571 die des Schweizers Adam Walasser, gedruckt in Dillingen, folgte. Sie fällt auf durch die Reinheit und den Fluß der Sprache.17 1475 war in Venedig die italienische Übersetzung des Lunardo da Udine erschienen, 1689 folgte eine französische. 1873 erschien in der Köselschen Bibliothek der Kirchenväter die Übersetzung des Benefiziaten Theodor Kranzfelder. Sie wurde wegen ihrer Genauigkeit der gegenwärtigen Arbeit zu Grunde gelegt.
Wie leicht erklärlich, hat das II. Buch, das Leben des hl. Benediktus, eigene Übersetzungen erfahren. So erschien eine solche 1701 unter dem Titel: Das Leben deß Heiligen Wunderthätigen und Weit berümbten Vatters Benedicti Von dem H. Pabst und Kirchenlehrer Gregorio M. beschrieben. Nun aber allen Liebhabern der Andacht zu nutz in teutsch übersetzt und in dieser zweyten Truck mercklich verbessert. Köllen bey Sebastiano Ketteler, Bibliopol. im Hanen vor S. Paulus. Anno 1701.
Abt Benedikt Sauter veröffentlichte 1904 bei Herder in Freiburg eine Übersetzung mit aszetischem Kommentar unter dem Titel: Der heilige Vater Benediktus nach St. Gregor dem Großen.
1929 erschien zum vierzehnhundertjährigen Jubiläum des Erzklosters Monte Cassino im Beuroner Kunstverlag als Prachtausgabe die 4. Auflage von P. Cornelius Kniel: Leben und Regel des heiligen Benediktus, mit einer Übersetzung der Dialoge.
Indem wir auf die allgemeine Literaturangabe zu Gregor in Bd. 4 verweisen, geben wir aus der reichen Literatur zu den Dialogen folgende Arbeiten an:
Merker Julius: Laut- und Formenlehre der altfranzösischen Dialoge Gregoire lo Pape. Bonn 1899. Dissertation.
Wiese Leo: Die Sprache der Dialoge des Papstes Gregor mit einem Anhang: Sermo de Sapientia und Moralium in Job fragmenta. Halle, Waisenhaus, 1899. Gekrönte Preisschrift.
Hecht Hans: Bischof Waerferths von Worcesters Übersetzung der Dialoge Gregors des Großen (Bibliothek der angelsächsischen Prosa, V, 2). Hamburg, Grand, 1907.
Günter H.: Legenden-Studien. Köln, 1906.
Delehaye, Die hagiographischen Legenden. 1907.
Reitzenstein Richard: Historia monachorum und Historia Lausiaca. Eine Studie zur Geschichte des Mönchtums und der frühchristlichen Begriffe Gnostiker und Pneumatiker. Göttingen, Vandenhoeck und Rupprecht (1916). (Forschungen zur Religion und Literatur des A. u. N. T. Neue Folge 7. Heft.)
Herwegen Ildefons, Abt: Der heilige Benedikt. Ein Charakterbild. Düsseldorf 1917.
Zu vorliegender Übersetzung diente die lateinische Ausgabe Migne, P. L. LXXVII (I., III. Und IV. Buch) und LXVI (II. Buch). Verschiedentlich wurden die Lesarten Moriccas verwendet.
Der Übersetzer versuchte das Original möglichst wortgetreu wiederzugeben und dabei den traulichen Charakter, die liebliche Farbe desselben samt allen seinen Umständlichkeiten zu wahren.
Dem Hochwürdigen Herrn Dr. P. Johannes E. Stöcckerl O.F.M. wird für Anfertigung des Registers aufrichtiger und herzlicher Dank ausgesprochen.
Fußnoten
1. Ep. Lib. III. 51, Migne P. L. LXXVII, 646
2. Vgl. hiezu die Einleitung zum I. Buch der Dialoge S. 1 ff.
3. Lib. Ep. V, 22, Migne P. L. LXXVII, 751
4. Dudden, Gregory the Great, London 1905, I. 324
5. Regel des hl. Benedikt, Kap. 42
6. Dufoucq A., Etudes sur les „Gesta martyrum” romains, Paris 1900
7. III Buch, 35. Kap.