Heilsame Reden und Lehren. Gregor der Erleuchter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gregor der Erleuchter
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849660352
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der überschwenglichen gnadenspendenden Liebe Diejenigen, welche gerufen worden sind zur Gnade der Kindschaft. Und mit solch’ freier Tugend vereinigt er zu unbefleckter Reinheit durch die Sehnsucht die Erleuchteten in das Reich der allerheiligsten Dreifaltigkeit und reiht sie ein in die Kindschaft mit unveränderter Wahrheit. Denn der Herr ist der Vollbringer dieser Künste, Schüler zu erwerben und tugendhafte Märtyrer und Mitarbeiter der Wahrheit an seinen Geschöpfen, auf daß Diese Wächter der Seelen und der Leiber werden in der Liebe Gottes für die Entfernten und die Nahen.28

       3.

      Laßt uns also in wahrem Glauben und im Glanze der Tugend, in Gerechtigkeit und Heiligkeit befestigt werden zum Ruhme der unsichtbaren Größe, welche unerforschlich ist und unbeschreiblich gemäß den Verheißungen unendlicher und unaussprechlicher Herrlichkeit und mit unveränderlichem Herzen und wahrem Bekenntnisse benedeien den unerforschlichen Schöpfer, und unbeweglich bleiben in lebendiger Hoffnung und in stiller Ruhe sein wie bei der Erscheinung dessen, was das Auge nicht gesehen und das Ohr nicht gehört hat, und wovon es in keines Menschen Herz gekommen ist, was der Herr denen bereitet hat, die ihn lieben. Denn unaussprechlich ist die Güte, welche die Heiligen besitzen durch die Fürsorge und die belebende Liebe Gottes.

       4.

      Für dieses Alles sind wir immer schuldig zu danken der schöpferischen Fürsorge, welche uns würdig macht solcher Güter im Sichtbaren und Unsichtbaren. Kräftig laßt uns benedeien die unsterbliche Herrlichkeit bei Tag und bei Nacht mit unbeugsamer Liebe, mit aufrichtigem Willen und makelloser Reinigkeit; laßt uns unvergeßlich im Gedächtniß im Sinne behalten die Sorge der Heiligkeit zum Lobe des Ruhmes Gottes, zum Zeugniß seines Wohlgefallens. Denn wie die Strahlen der Sonne vorwärts sich bewegen und hinterher sich ausbreiten, so ist vorher die Wahrheit der Wesenheit, unveränderliche Substanz, welche unerreichbarer ist als der Verstand und die Gedanken; welche erzählt wird vor den Geschöpfen und noch später als die Ewigkeiten der Ewigkeiten, welche höher ist als der Himmel und tiefer als die Abgründe des Meeres, welche in Unermeßlichkeit verbleibt. Die Nachforschung der Einen anfangslosen Wesenheit des gütigen Willens haben die Geschöpfe von dem Schöpfer; denn so ist er unbegrenzt und unvergleichlich, eine unermeßliche und klare Quelle, allmächtig und allvermögend. Leben ist er und Lebengeber, ewiges Licht, furchtbar, stark, allweise und vorherwissend, gütig und Spender des Guten, mitleidig und barmherzig, nachsichtig und langmüthig, rein den Reinen und Reinigkeit allen Geschöpfen. Wenn die unzähligen Heere der Unkörperlichen und die Gestirne des Himmels, welche sichtbar sind und nicht sichtbar, und die Söhne der Menschen und was auf der Erde und im unermeßlichen Meere lebendig ist und die andern unbeseelten Geschöpfe darin zur Sprache kämen, so würde das Wort des Lobes nicht genügen, gemäß der Größe seines Ruhmes seiner würdiges Lob darzubringen.

       5.

      Obwohl er also so unermeßlich ist an Größe und Ruhm und höher als alles Verständliche und Sichtbare, so erniedrigt er sich doch zu den Geschöpfen, und wird verstanden und erkannt gemäß unserer Kraft und seiner Fürsorge. Auch die Engel, welche viel schneller sind als der Verstand der Menschen, können nicht erreichen einen Theil, wie vermöchten wir Irdische den Ruhm zu erreichen? „Denn Niemand,“ sagt er, „kennt den Vater als der Sohn, und den Sohn und den Geist, außer der Vater.“29

      Aber die Fürsorge des gütigen Willens der Liebe Gottes sorgt durch vielerlei Mittel, welche von der anfangslosen Wesenheit und unveränderlichen Ewigkeit sind, für die Geschöpfe, um sie zu nähren und für sie zu sorgen, die allerheiligste Dreifaltigkeit, welche voll ist von allvermögendem Guten. Denn sie versammelt durch ihre überschwenglichen Gnaden und durch die belebende, auserwählte Tugend zur seligen Ruhe und krönt mit ewigen und süßen Geschenken. Deßhalb hat der Schöpfer die Heere der Engel und die Menschen mit freiem Willen erschaffen, auf daß sie durch die Auswahl der geistigen Gesetze die Verwandlung erhalten, von dem Wenigen das Viele, von der Verachtung die Ehre, von dem Verderben die Unverderblichkeit, von der Sterblichkeit die Unsterblichkeit der Gottheit in Christo Jesu. Bei ihm ist nicht ein Wechsel der Zeiten und ein Entreißen des Guten, gegeben im Reiche Gottes, damit wir immer in ewiger Seligkeit uns erfreuen an dem Ruhme der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes in alle Ewigkeit. Amen.

      IV. Offenbarung eines irrigen Sinnes und Darbringung der Gottesverehrung.

       1.

      **

      Unvergleichlich,30 allmächtig ist die allerheiligste Dreifaltigkeit, und von der anfangslosen Wesenheit und Ewigkeit wurden erschaffen alle Geschöpfe, die sichtbaren und die unsichtbaren. Himmel und Erde und Alles, was darauf ist, wurden von dem Einen Schöpfer erschaffen mit allvermögender Kraft, von dem allleuchtenden Lichte und dem belebenden Herrn; darum sind alle Geschöpfe voll von seinem Ruhme. Durch seinen allweisen, allwissenden und allsehenden gütigen Willen sorgt er für seine Geschöpfe, welche er aus dem Nichts und aus dem Nichtsein in’s Dasein setzte, die geistigen und die körperlichen, die vernünftigen und die unvernünftigen. Und alle Elemente hat er ausgestattet mit vier Gestalten, mit Höhe und Tiefe, mit Breite und Länge. Und lebendig und unsterblich, verständig und vernünftig hat er die Schaaren der Engel und die himmlischen Heerschaaren gemacht, welche gesetzt sind zur Ehre und Verehrung und zu unaufhörlicher Verherrlichung der allmächtigen Herrlichkeit. Er hat auch die Gestirne am Himmel gesetzt zur Leitung und zum Wechsel der Tage und Zeiten, zur Ernährung der Menschen und alles Lebendigen und der Kräuter und Pflanzen. Er hat auch das Feuer und das Wasser, die Wolken und die Winde eingerichtet für verschiedene Kräuter und Pflanzen,31 welche jede eigens für die Bedürfnisse der Menschen geschaffen wurden, ebenso was im Wasser schwimmt und die Fische, die Gattungen der Thiere mit den verschiedenen Geschlechtern und den verschiedenen Arten im Meere und auf dem Lande, die großen und kleinen, die zahmen und wilden, die nützlichen und unnützen, deßgleichen die Pflanzen und Kräuter, welche für die Menschen geschaffen sind und nicht für den Schöpfer. Er hat auch Gold und Silber erschaffen und Kupfer und Eisen, und die kostbaren und werthlosen Steine wurden geschaffen für die Menschen zum Zeugnisse des großen Gottes. Und von den vier Stoffen hat er das Sichtbare gemacht: das Feuchte und Trockene, das Kalte und Warme wurde von Gott gebildet.

       2.

      Und von demselben Stoffe hat er den Menschen gemacht und hat ihm eingehaucht einen lebendigen und unsterblichen, verständigen und vernünftigen Geist. Und er hat das Geistige mit dem Leiblichen vermischt, damit der Mensch den Schmuck seiner Vertrautheit mit dem Schöpfer zeige, geduldig mit geistiger Liebe beobachte das Gebot in Furcht des Herrn, daß er Gott wohlgefällig, Erbe werde der unendlichen Seligkeiten; denn „Er hat,“ heißt es, „den Menschen gemacht nach seinem Bilde und der Herr hat ihn über Alles gesetzt und nach seinem Bilde hat er ihn geschaffen“,32 was gemäß der Menschwerdung Christi zu verstehen ist. Und durch den freien Willen hat er die Menschen ausgezeichnet wie die Engel und sie erfüllt mit Weisheit und Wissenschaft und sie unterrichtet in allen Arten der geistigen Ermahnungen zum Wohlgefallen seiner Herrlichkeit, damit sie Aufseher der Geschöpfe des Schöpfers würden gemäß seinem Gebote, damit die Menschen durch das Verständniß der Kunst alle Elemente benutzten zur Erbauung der Welt nach Dörfern und Städten, damit sie auch Einrichtungsgegenstände und Werkzeuge und Gefäße gemäß der Künste nach den Sitten des Landes für die Bedürfnisse des Lebens bereiteten.

       3.

      Auch den beseelten Thieren, den wilden Thieren und Vögeln hat er Stimmen gegeben und Gehör zum Bedarf, denen das Gehör die Stimme in Bewegung setzt zur Thätigkeit, welche durch ihre Stimme Lehrer sind für den Verstand der Menschen, für ihre Bedürfnisse und zu unserem Dienste. Und unter ihnen sind kleine und große, werthlose und nützliche, nothwendige und unnöthige, häßliche und schöne, auf daß das bessere vor dem schlechteren sich zeige und das werthlose vor dem werthvollen. Wie vor der Dunkelheit das Licht sich zeigt, und vor den wilden Thieren das zahme,