II. Ueber die Eigenschaften der heiligen Dreifaltigkeit.
1.
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Vollendet ist der Vater in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und in der Güte, und er hat seine ganze ungezeugte Substanz. Vollkommen ist der Sohn in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und im Wohlthun, und er hat auch das ganze anfangslose Sein. Vollkommen ist auch der heilige Geist in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und im Wohlthun, und er hat das ganze anfangslose Sein. Eine ist die Natur der Gottheit und der unveränderlichen Substanz, Eine Schöpfung und Eine Güte, Eine Herrlichkeit und Eine Kraft, und es ist nicht von irgendwoher eine Vermehrung oder ein Zuwachs des Ruhmes der anfangslosen Dreifaltigkeit. Denn sie ist die Quelle alles Guten, und von ihr vertheilen sich alle Wohlthaten der Schöpfung auf alle Geschöpfe. Sie ist es, welche gestaltet und ernährt und pflegt durch ihr Wohlthun die Sichtbaren und Unsichtbaren mit dem Geiste und mit wahrem Unterrichte; sie geleitet in ihr Reich und zum Ruhme Diejenigen, welche glauben an sie und die Heiligkeit vollenden in Gottesfurcht mit heiligem Herzen und mit ungeheucheltem Glauben, wie geschrieben steht.3
Also haben wir empfangen das Wort des Glaubens, und also habt auch ihr geglaubt an die allerheiligste Dreifaltigkeit, an Gott den Schöpfer und an den erschaffenden Herrn und an die lebengebende Gnade. Sie ist es, welche durch belebendes Licht und durch heilige Liebe zu Erben ihres unbeschreiblichen Reiches macht, welche erinnert an das Andenken an die verheißenen unbeschreiblichen Geschenke, welche aufbewahrt bleiben für die auf sie Hoffenden im Glauben und in der Liebe. Deßhalb drängte die Liebe den Schöpfer der Schöpfung, zu erschaffen alle Geschöpfe, welche sichtbar sind und nicht sichtbar, nicht geschaffen für seine Gottheit, sondern damit sein Ruhm sich zeige, welcher, an den Geschöpfen erkannt, den Unkörperlichen und den Körperlichen sichtbar wurde. Wie er nichts annimmt von den Lebenden, sondern ihnen das Leben gibt, wie nicht das Licht von den Augen, sondern vom Lichte erleuchtet wird und nicht sich selbst sieht, ebenso belebt und erleuchtet der Herr seine Geschöpfe, die vernünftigen und verständigen, und theilt an sie die Gnaden aus, wie er will. Wenn es auch nur Theile der Gnaden sind, so ist es doch Gott, welcher Alles in Allem gelingen macht. Er hat auch als Ehre den Engeln und den Menschen den freien Willen gegeben, daß sie verherrlichen den wohlthätigen Gott, der sie vom Nichts zum Sein brachte und der die Eigenschaften der Frömmigkeit lehrte in den heiligen Büchern, auf daß sie das Böse meiden könnten und das Gute thun und noch größeren Ruhm erlangen könnten.
Darin zeigt sich Gottes Liebe zu uns, daß er wegen uns den Himmel geschaffen hat und die Erde und die Geschöpfe auf ihr, und durch solche Fürsorge hat er geoffenbart die Güte seiner Liebe. Ebenso nahen sich auch die Geschöpfe in wahrer Liebe Gott im Glauben und in der Hoffnung und in der Beobachtung der Gebote, und er gibt Belohnung, auf daß wir in Allem danken für die Wohlthat der Fürsorge und uns bekennen und erklären zur Wahrheit und bleiben in der Unterwürfigkeit gegen die Tugend, welche nach dem Willen der Herrlichkeit ist, in der Bedrängniß und in der Ruhe unzertrennlich von der Liebe, die sich auf Gott bezieht, in aller Heiligkeit, im Geiste und im Fleische, sage ich, immerdar. Damit sie nicht mit dem Namen des Schöpfers die Geschöpfe benennen und nicht die Wahrheit verkehren in Falschheit, sondern damit sie immerdar im gesunden, reinen, makellosen Dienste der Liebe in Freundschaft bleiben. Und alle diese Formen des Rechtes und der Gerechtigkeit dauern für den Schöpfer mit Bezug auf die Geschöpfe immerfort.
2.
Darum lassen wir ab von den eitlen und vergeblichen Forschungen und folgen wir den Weisungen der heiligen Schriften, der alten und der neuen! Es ist kein Anderer, welcher das Recht erzählt; denn „in ihm leben wir und schweben wir und sind wir.“4 Auf Den hören wir und auf Den hoffen wir, der uns erlöst hat von allen Gefahren und der uns versetzt in das Himmelreich: „Kommet, meine Kinder! und höret mich, und die Furcht des Herrn will ich euch lehren,“5 sagt im Psalmengesang Derjenige, der Alle auffordert zur Unterwürfigkeit gegen die geistigen Gesetze. Denn „wer meine Gebote beobachtet,“ sagt der Herr, „der ist es, der mich liebt, und wer mich liebt, der wird geliebt von meinem Vater, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung nehmen bei ihm.“6 Mit welch’ unaussprechlicher Liebe sind wir ausgezeichnet worden!
Laßt uns also nicht von Gott verworfen befunden werden, damit wir nicht fallen aus dem seligen Leben, welches er den Heiligen versprochen hat. Denn die Gerechten werden das Gute erben, die Sünder aber erleiden die Strafen. „Die vom Geiste Gottes,“ heißt es, „getrieben werden, diese sind Kinder Gottes; die aber nach dem Fleische leben, können Gott nicht wohlgefällig sein.“7 Auf daß wir durch die geistigen Sitten mit solchem Leben in den Besitz aller himmlischen Güter gelangen. Wie hoch ist die unvergleichliche und unerreichbare und unschätzbare Größe dieses unendlichen Lebens! ja es ist unbeschreiblich, was vom heiligen Geiste durch die Liebe des Schöpfers bereitet worden ist; es wird nicht gehört und nicht verstanden, was er Denjenigen gibt, die ihn lieben, auf daß sie durch seine belebende Liebe in den Besitz von Gütern gelangen, welche über allen Verstand und über die Gedanken und über die irdischen Kräfte erhaben sind; denn die Liebe versetzt sie in die unsterblichen Reihen. Aber es ist eine Auswahl in den Wohnungen nach der Würdigkeit, unerforschliche Schönheit.
3.
Denn wie die vernünftigen Geister lebendig sind und unsterblich und nicht die Beschränkung des Alters und die Begrenzung der Schritte haben, obgleich sie sich über den Himmel erheben und über das Meer hinüberschreiten, im Gedächtniß des Wissens der Weisheit, welche in der Leitung der heiligen Schriften besteht, sondern wie sie sich in einem Augenblick von dorther begeben in die Wohnungen des körperlichen Lebens, ebenso werden auch die Leiber in der Auferstehung dort versetzt in ein unaussprechliches und unbeschreibliches Leben, in mannigfache Strahlen und in lebendiges Licht und in Herrlichkeit; sie werden entzündet mit dem Feuer des Geistes zu einem unauslöschlichen Lichte. Und wie es verächtlich und unrühmlich ist, die Leiber zu sehen wie lebendige, unsterbliche Geister, ebenso sind auch alle Lichter und alle Strahlen der Gestirne, welche erlöschen, sichtbar den Geschöpfen, obwohl sie unerreichbar sind und nicht bleiben, sondern nur die lebendigen und unvergänglichen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit des Ruhmes bleiben, womit bekleidet sind die Heiligen im unsterblichen Leben mit der Seele und dem Leibe, gleichwie man zu sehen vermag die mit Licht umkleidete Sonne vom Aufgang bis zum Untergang, ein Licht, welches auslöschlich ist nach dem Ausspruche des Herrn: „Sonne und Mond werden verfinstert werden,“ sagt er, „und die Sterne werden verdeckt werden, und die Gerechten werden glänzen wie die Sonne im Reiche Gottes.“8 „Denn wenn Christus, euer Leben,“ sagt der Apostel, „offenbar wird, dann werdet auch ihr offenbar werden mit Ruhm,“9 angefacht mit göttlichem Feuer zu einem unauslöschlichen und reinen Lichte. Und wenn er sie mit seinem unauslöschlichen Lichte umkleidet, mit dem Lichte der Sonne der Gerechtigkeit, und ihnen den Glanz der Heiligen gibt, dann bleiben sie immerfort lebendig und erleuchtet. In heiliger Liebe sind sie beseligt und mit Ruhm verherrlicht in der unendlichen Vollkommenheit Christi; denn Niemand kann Dieses sagen; denn Gott wird Alles in Allem sein. Er ist voll von unsterblichen Gütern nach dem Ausspruche des Herrn, der vom Vater erfleht: „Wie du und ich Eins sind, daß so auch die Gläubigen und die Heiligen in uns seien.“10 Denn also hat Gott die Menschen geliebt, daß er auch die Ehre und den Ruhm der Gottheit uns geschenkt hat. Gott hat diese Welt gemacht wegen der Menschen zur Hervorbringung und