5Unser Umfeld
•Unsere Arbeit
•Unsere private Sphäre
•Unsere Wurzeln
•Unsere Beziehungen
•Unsere Geschenke
Am Ende jedes Abschnitts finden Sie so genannte Haltepunkte. Diese werden durch ein kleines
angekündigt. Haltepunkte dienen der tieferen Verankerung von Slowing down im Alltag.Ein Beispiel aus dem Abschnitt »Unsere Hände«:
… bevor sie ein Geschenk überreichen.
Dies soll Sie daran erinnern, vor der Übergabe eines Geschenks auf den Zustand Ihrer Hände zu achten. Sich zu erinnern und anzuhalten ist essenziell, um antreibende Gewohnheiten zu erkennen und zu verändern. Wählen Sie bitte die für Sie passenden Haltepunkte aus und erfinden Sie zusätzliche.
Slowing down lebt von Ihrer persönlichen Erfahrung. Lesen ist gut – Üben ist besser. Intellektuelle Einsicht ohne entsprechende Umsetzung kann uns lähmen. Daher finden Sie am Ende jedes Abschnitts mehrere Übungsangebote, aus denen Sie intuitiv auswählen können.
Lesen Sie dieses Buch bitte in kleinen Portionen und in entspannter Atmosphäre. Wenn es Ihnen gelingt, im Leseprozess Slowing down zu kultivieren, hat der Veränderungsprozess bereits begonnen. Achten Sie auf Ihre inneren Impulse während des Lesens. Treibt Sie etwas an? Sind Sie ganz beim Text? Versuchen Sie Querlesen, hastiges Umblättern und Ablenkung zu vermeiden. Slow down your life kann zu Ihrem persönlichen »Stopp!«-Signal werden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich immer wieder ans Anhalten erinnern und Freude an der Übung finden.
Fünf Schlüssel zu Slowing down
Der erste Schlüssel: Gegenwärtigkeit
Der zweite Schlüssel: Unbeständigkeit
Der dritte Schlüssel: Kein Anfang/kein Ende
Der vierte Schlüssel: Entwicklung
Der fünfte Schlüssel: Rhythmik
Wie wir tief in unserem Herzen über Zeit denken, bestimmt unser Leben und gibt ihm Geschwindigkeit und Richtung. Wir stehen mit unserem ganzen Sein in der Zeit. Und unsere Ideen über Zeit durchdringen unser ganzes Sein.
Jede Epoche hat anders über das Phänomen der Zeit gedacht. In jeder menschlichen Gemeinschaft dominieren bestimmte Ideen über Zeit. Sie sind Schlüssel zum Verständnis der Realität einer Gesellschaft oder Gruppe. Ideen über Zeit können unser Leben positiv ausrichten oder verkomplizieren. Nehmen wir die Idee »Zeit ist Geld«. Ökonomisierung macht einiges möglich und vieles unmöglich. Welche Türen öffnet dieser Schlüssel in unserem Leben? Welche verschließt er? Wo bringt er uns hin?
Auf unserem Slowing-down-Weg gilt es kritisch auf unsere Leitideen zu schauen und uns von destruktiven Ideen über die Zeit zu befreien. Wir werden neue Schlüssel zum Thema Zeit und Geschwindigkeit ausprobieren, um unser Verständnis der Welt zu weiten. Im Folgenden stelle ich Ihnen fünf zentrale Schlüssel zu Slowing down vor und zeige ihre Wirkung auf unser Zeitverständnis auf.
Der erste Schlüssel ist Gegenwärtigkeit.
Das Leben findet nur im gegenwärtigen Augenblick statt und nicht in der Zukunft oder Vergangenheit.
Dieser Schlüssel öffnet das Tor zu einem Leben, in dem wir jeden Moment voll erfahren. Wir sind in Kontakt mit dem, was gerade passiert. Wir sind ganz da. Wenn wir trinken, dann trinken wir. Wenn wir wütend werden, spüren wir unsere Wut. Wir spüren, wie unsere Adern anschwellen und unser Puls sich beschleunigt. Wir lassen unsere Wut nicht allein. Es gilt, das Glück im Jetzt wertzuschätzen und nicht zu verpassen.
Der zweite Schlüssel ist Unbeständigkeit.
Alles verändert sich immer und überall. Nichts bleibt, wie es ist. Keine Situation wiederholt sich.
Alles, was wir denken, bauen oder säen, ist unbeständig. Wir sind eine vergängliche Form, die sich in Wechselwirkung mit allen anderen Formen wandelt. Unbeständigkeit können wir in jeder Wolke, jedem Blatt, jedem Samen oder kleinen Kind sehen. Und in jedem unserer Gedanken. Unbeständigkeit im Alltag zu erleben bedeutet die Verletzlichkeit aller Dinge zu erkennen und steigert unsere Wertschätzung für alles, was ist. Schon morgen kann es zerfallen sein. Nutzen wir den Schlüssel der Unbeständigkeit, verlieren wir langsam die Angst vor Veränderung. Wandel ist natürlich. Laub verwelkt, unser Körper wird älter und legt seine Haut in Falten. Finstere Gedanken gehen vorüber. Unbeständigkeit lehrt uns das Loslassen. Loslassen lehrt uns eine Freude, die uns gegenüber äußeren Wechselfällen unabhängiger macht.
Der dritte Schlüssel ist kein Anfang/kein Ende.
Anfang und Ende lassen sich nicht objektiv festlegen. Alles, was existiert, hat seine Vorgänger und Nachfolger. Nichts kann aus sich heraus existieren. Keine Handlung bleibt ohne Folgen. Oft sind wir gefangen in unseren Vorstellungen von Anfang und Ende. JETZT hat es begonnen. JETZT ist es vorbei. Diese klaren Start- und Endpunkte gibt es in der Natur aber nicht. Im Sumoringen heißt es, dass der Ausgang eines Kampfes bereits am Ende des Begrüßungsrituals entschieden ist. Wahlen werden lange vor der Abstimmung gewonnen oder verloren. Anfang und Ende sind sprachliche Vereinbarungen, die beim genaueren Hinsehen zerfallen. Jedes Projekt, das wir beginnen, hat seine Vorgeschichte und wird lange nach seiner Beendigung noch weiterwirken. Nichts geht verloren. Unsere Herzlichkeit und Großzügigkeit kommen in vielfältiger Weise zu uns zurück. Unsere Gereiztheit und unser Zorn auch. Wir sind die Erben unserer Taten und vieles, was heute in unserem Leben blüht, haben frühere Generationen gesät.
Der vierte Schlüssel ist Entwicklung.
Alle Dinge unterliegen einem individuellen Entwicklungsprozess, der für jedes Objekt eine spezifische Eigenzeit hat. Das »Ergebnis« dieses Prozesses ist Reife.
Das menschliche Leben ist Entwicklung. Langsam reifen wir heran. Vom Embryo zum Säugling und Kleinkind. Wir gehen zur Schule und durchleben die Pubertät. Auf jeder Entwicklungsstufe verändert sich unser Körper und unser Geist. Auf jeder Entwicklungsstufe müssen wir uns von einem umfangreichen Weltbild verabschieden und in etwas Neues hineinwachsen. Mensch sein heißt in Entwicklung sein. Hinter jedem Potenzial, das wir realisieren, wartet der nächste Entwicklungsschritt auf uns. Aus dieser Sicht sind wir niemals fertig oder abgeschlossen. Wir können uns Jahre und Jahrzehnte im Kreis drehen und dabei immer schneller werden. Entwicklungsknoten gilt es innerhalb und außerhalb von uns zu identifizieren und behutsam aufzulösen.
Der fünfte Schlüssel ist Rhythmik.
Unser Leben ist in vielfältige innere und äußere Rhythmen eingebettet. Wenn wir diese Rhythmen erkennen und respektieren, werden wir von ihnen getragen.
Alles hat seinen Takt und seinen Rhythmus: unser Herz, die Wellen am Strand und unser Atem. Takt und Rhythmus sind in der Natur nichts Starres. Unser Herz schlägt nicht wie eine Maschine. Unser Puls ist vielfältigen Schwankungen unterworfen, beeinflusst von unseren Gefühlen, Gedanken, von Krankheit und körperlicher Aktivität. Wenn wir das Gefühl für den uns gemäßen Rhythmus verlieren, gerät unser Leben ins Ungleichgewicht. Wenn unser Rhythmus zunehmend fremdbestimmt wird, verlieren wir unsere Freiheit. Rhythmik fragt nach den Einflusskräften, die den Takt unseres Lebens bestimmen. Die Wirkung unterschiedlicher