Gleichzeitig sind wir mit einem schier unstillbaren Forschergeist ausgestattet und streben nach Erkenntnis auf allen Ebenen unseres Seins. Wir wissen um unsere Unfähigkeit, mit dem begrenzten Bewusstsein sinnvolle, übergeordnete Zusammenhänge zu erkennen, und leiden an der zunächst nur sehr begrenzten Überschaubarkeit unseres Handelns. Wir wollen die Welt verstehen und wissen, warum wir hier sind. Wir wollen unseren engen Rahmen erweitern und streben nach einem höheren Bewusstsein. Über unser Wertesystem und unser Herz sind wir fähig zu Liebe, Gnade, Hingabe usw.
Gleichzeitig sind wir aber in unseren alten evolutionären Programmen und Trieben gefangen, und der Überlebenstrieb bleibt zunächst die dominierende Triebfeder unseres Seins. Trotzdem wollen wir verstehen und machen uns auf die Sinnsuche. Dabei lassen wir uns immer wieder von unseren Ängsten und Begrenzungen ausbremsen und erliegen nur allzu oft den Verlockungen der Macht. Wir möchten besser sein als die anderen, erschaffen Strukturen der Unterdrückung und Dominanz anstatt natürliche Hierarchien, und wir haben durch unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten die Möglichkeit geschaffen, uns selbst und die ganze Erde zu zerstören.
All das sind Facetten des menschlichen Bewusstseins. Wir möchten ohne Angst in einem sicheren Rahmen leben, wir möchten lieben und geliebt werden, wir suchen und streben nach Sinn, Anerkennung und Erleuchtung.
All diese Fähigkeiten und Anlagen sind durch unsere körpereigenen Informationssysteme möglich. Dank unseres Bewusstseins von uns selbst und der Welt besteht die Möglichkeit, dass sich uns ein tieferer Lebenssinn erschließt, zumindest sind wir in der Lage, eine Sinnfrage zu stellen, über unseren Daseinszweck nachzudenken und zu philosophieren.
Betrachten wir nun aber zunächst den Aufbau des menschlichen Bewusstseins.
2.4.1 Das menschliche Bewusstsein
Ebenenmodell »Das menschliche Bewusstsein«
Aus schamanischen, psychologischen und spirituellen Sichtweisen und Einteilungen der Welt können wir für das menschliche Bewusstsein verschiedene Ebenen ableiten:
Die mittlere Welt: Sie liegt zwischen unterer und oberer Welt und wird unterteilt in die alltägliche und die nicht alltägliche Wirklichkeit. Die alltägliche Wirklichkeit entspricht unserer Alltagsrealität mit allem, was wir darin wahrnehmen können. Die nicht alltägliche Wirklichkeit finden wir auf derselben Ebene – allerdings können wir sie nicht mit unseren fünf Sinnen erfassen. Normalerweise bleibt sie uns verborgen. Hier finden wir zum Beispiel die Chakras, die Aura und die Geistwesen der Natur.
Mit unserem normalen Wachbewusstsein können wir die alltägliche Wirklichkeit wahrnehmen und uns darin bewegen.
Mit einem leicht erweiterten Bewusstsein erlangen wir Zugang zur nicht alltäglichen Wirklichkeit.
Die obere Welt: Hier öffnet sich unser Bewusstsein aus der Begrenzung der alltäglichen, sichtbaren Welt. Im Übergangsbereich liegt unser Überbewusstsein. Hier lösen wir uns aus unserer Beschränktheit und verbinden uns mit unserem höheren Selbst. Mit einem nochmals erweiterten Bewusstsein tauchen wir ein in das Gottesbewusstsein; wir erfahren die göttliche Weisheit, außerdem uns selbst als Schöpfer unserer Realität.
Die untere Welt: Hier öffnet sich ebenfalls unser Bewusstsein aus der Begrenzung der alltäglichen, sichtbaren Welt. Im Übergangsbereich liegt unser Unterbewusstsein. Hier erlangen wir Zugang zu allen in uns abgespeicherten positiven und negativen Glaubenssätzen, die unser Leben maßgeblich beeinflussen, und tauchen ein in die Kollektivebene der menschlichen Archetypen und psychologischen Grundmuster. Mit einem nochmals erweiterten Bewusstsein gehen wir ein in das Land unserer Seele und erleben uns selbst in unserer Seelenlandschaft mit den Archetypen der Seele. Hier erlangen wir Zugang zu den in uns abgespeicherten ursächlichen Grundmustern unserer Krankheiten und zu unserer Seelenführung.
Das Allbewusstsein: Überschreiten wir die Grenzen unseres Bewusstseins, löst sich alles auf – wir erfahren uns als die Einheit, die unbegrenzte Liebe und das Allbewusstsein jenseits von Raum und Zeit.
Dieses Schema umfasst also weit mehr als unser enges, materialistisches Welt- und Menschenbild. Es zeigt, dass die unsichtbaren Welten seit Jahrtausenden bekannt sind und bereist wurden, so wie es im Amazonasgebiet in Zeremonien mithilfe von Ayahuasca immer gemacht wurde und auch noch heute gemacht wird (→ Kap. 4.4.3).
Das Bewusstsein und die Hirnwellen im EEG
Alles Existierende hat eine Eigenschwingung. Die Frequenz gibt an, wie schnell bei einem periodischen Vorgang die Wiederholungen aufeinanderfolgen. Wird zum Bespiel eine Trommel 4-mal pro Sekunde geschlagen, spricht man von einem 4-Hertz-Rhythmus. Genauso ist es bei unseren Hirnwellen: Unser Gehirn erzeugt andauernd ein unterschiedliches Gemisch verschiedener Schwingungen bzw. Wellen, die im EEG sichtbar gemacht werden können. Hier gibt die Frequenz an, wie viele fortlaufende Schwingungen pro Sekunde stattfinden. Durch die Analyse der im EEG gemessenen Spannungskurven können vage Aussagen über den jeweiligen Bewusstseinszustand des Menschen getroffen werden, da unterschiedliche Wachheitsgrade durch ein verändertes Frequenzspektrum begleitet werden.
Unsere Hirnwellen werden nach ihrer Frequenz in fünf Kategorien eingeteilt:
– Gamma-Wellen (ca. 100–35 Hertz): Sie sind bislang wenig erforscht; sie sind kennzeichnend bei starker Konzentration, Lernprozessen oder beim Meditieren. Bei transzendenten Erfahrungen und Zuständen, wie wir sie aus Ayahuasca-Berichten (→ Kap. 4.4.3) oder von der erweckten Kundalini-Energie (→ Kap. 5.4; Ich–Verlust, universelles Wissen, Einheitserlebnisse) kennen, spielen sie ebenfalls eine Rolle. Auch wenn sich verschiedene Hirnareale synchronisieren, treten die Gamma-Wellen auf.
– Beta-Wellen (ca. 34–15 Hertz): Diese sind vorwiegend bei normalem Wachbewusstsein festzustellen, der höhere Frequenzbereich vor allem auch bei Unruhe, Stress oder Angst und der niedere Frequenzbereich bei klarem Denken, bei Zuständen der Wachheit, Aufmerksamkeit und Kreativität.
– Alpha-Wellen (ca. 14–8 Hertz): Sie sind hauptsächlich bei geschlossenen Augen charakteristisch. Der Alpha-Wellenanteil verstärkt sich bei leichter Entspannung. Je gelöster und entspannter die Grundhaltung, desto höher wird der Anteil. Die Alpha-Wellen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Meditation, da sie es uns ermöglichen, die Inhalte der Meditation mit in unser Wachbewusstsein zu bringen.
– Theta-Wellen (ca. 7–4 Hertz): Sie sind bei Kleinkindern physiologisch und treten beim Erwachsenen in leichten Schlafphasen und während des Träumens auf. Sie kommen besonders in der Meditation vor und wenn wir unser Unterbewusstsein und unsere seelischen Bereiche betreten. Auch wenn es um kreative und spirituelle Erfahrungen geht, spielen die Theta-Wellen eine Rolle. Ohne gleichzeitig auftretende Alpha-Wellen bleiben alle Bilder und Erfahrungen im Theta-Wellenbereich im Unterbewusstsein, sodass wir uns nicht daran erinnern.
– Delta-Wellen (ca. 3–0,5 Hertz): Sie sind typisch für die meist traumlose Tiefschlafphase, kommen aber auch in Kombination mit anderen Hirnwellen vor, gerade wenn es um unsere Intuition und hier besonders um das Einfühlungsvermögen geht.
2.4.2 Bewusstseinsprägungen
Normalerweise bewegen wir uns mit unserem Bewusstsein in sehr eng gesteckten Grenzen; eine deutliche Erweiterung unseres Bewusstseins findet nicht oder nur selten statt. Im Gegenteil, es zeigt sich allzu oft, dass wir dazu neigen, es uns in unseren selbst geschaffenen Komfortzonen gemütlich zu machen. Damit nutzen wir nicht einmal einen Bruchteil unserer Möglichkeiten, die uns in Wahrheit zur Verfügung stehen.
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