Die dentale Trickkiste. Wolfram Bücking. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Bücking
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783868675696
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wird und nach Sterilisation erneut verwendet werden kann.

      Gegen das Verschlucken von Gegenständen können folgende Schutzmaßnahmen ergriffen werden:

       Anlegen von Kofferdam bei Füllungen und endodontischen Maßnahmen (vgl. Kapitel „Kofferdam rationell“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 45 ff.);

       Abdecken des Zungengrundes mit Gaze wie z. B. dem Wundverband Topper (vgl. Kapitel „Bruch einer Implantatschraube“, S. 11 ff.);

       Anleinen von Handschraubenziehern in der Implantatprothetik. Besser: Verwendung von Winkelschraubern maschinell oder händisch – alle Schrauben müssen klemmen! (vgl. Kapitel „Implantatprothetik – definiert verschraubt“ im Buch „Die dentale Trickkiste“, S. 195 ff.);

       Probetragen von Kronen und Brücken möglichst vermeiden. Wenn dies doch nötig erscheint, einen retentiven Zement wie z. B. den Carboxylatzement Durelon (Fa. 3M Espe) verwenden und nur an den Rändern bestreichen.

      Wichtig ist es, vorher zu wissen, ob der Patient einen Würgereiz aufweist, denn dann sollte man entsprechend vorsichtig behandeln. Würgereize werden vorzugsweise durch das Einengen der Zunge provoziert, weniger durch Berührung des Gaumens. Ganz wesentlich ist natürlich auch die vorherige forensische Aufklärung in einem Gespräch, bevor man mit verschluckbaren Teilen hantiert.

      Wenn es doch einmal vorkommt, dass der Patient ein Teil verschluckt – und das ist in jeder Praxis schon passiert –, sollte man versuchen, ein Herauswürgen zu provozieren. Manchmal wird das verschluckte Teil dadurch wieder nach oben befördert. Falls dies nicht gelingt, sollte man den Patienten ruhig aufklären und folgende Maßnahmen ergreifen:

       Es sollte eine Abdomenaufnahme beim Radiologen veranlasst werden, um sicherzustellen, ob das Teil wirklich verschluckt wurde. Manches Teil taucht auch wieder aus der Absauganlage auf.

       Der Patient wird angewiesen, Sauerkraut oder Kartoffelbrei, also weiche, umhüllende Speisen zu essen, um den Durchtransport des verschluckten Teiles zu erleichtern.

       Der Patient muss eine ständige Kontrolle des Stuhlgangs vornehmen. Es empfiehlt sich die Verwendung eines Nachttopfes – unsere heutigen Toiletten lassen alles sofort verschwinden.

       Gefundene Teile sollten vom Patienten gesäubert und in die Praxis gebracht werden. Sie lassen sich dann sterilisieren und weiterverwenden.

      Aber manchmal wird das Teil – in unserem Fall eine Innenteleskopkrone – nicht gefunden. Wie können wir die Situation retten? Ist es möglich, eine verloren gegangene Innenteleskopkrone identisch und präzise wieder herzustellen?

      Die erprobte Lösung: Reproduktion der Innenteleskopkrone

      Anhand eines Patientenfalls soll demonstriert werden, wie eine verloren gegangene Innenteleskopkrone exakt reproduziert werden kann.

      Einer 76-jährigen Patientin wurde im Sommer 2007 nach Pfeilervermehrung mit Implantaten Regio 13 und 15 eine teleskopierende Modellprothese auf den Pfeilerzähnen 15, 13, 23, 24 und 25 erfolgreich eingegliedert (Abb. 1 und 2). Bei der Nachkontrolle im Oktober 2007 fehlte plötzlich die Innenteleskopkrone 24. Die Patientin gab an, dass sie diese wohl vor einiger Zeit verschluckt haben müsse (Abb. 3a und b). Sie habe im Stuhlgang nachgeschaut, die Krone aber nicht gefunden. Eine radiologische Untersuchung lehnte sie ab, weil sie in letzter Zeit bereits zu oft geröntgt worden sei. Abbildung 4 zeigt als Beispiel die Röntgenaufnahme eines verschluckten Innenteleskopes in einem anderen Fall.

      Abb. 1 Die gaumenfreie Teleskopprothese im Oberkiefer

      Abb. 2 Abstützung auf den Zylinderinnenteleskopkronen 13, 15, 23, 24 und 25

      Abb. 3a Innenteleskope 23, 24 und 25 nach der Eingliederung

      Abb. 3b Das Innenteleskop fehlt – es wurde verschluckt

      Abb. 4 Röntgendarstellung eines verschluckten Innenteleskopes (aus: Olms und Mandla2)

      Wir beschlossen die Neuanfertigung des Innenteleskopes auf Kulanz durch unser Labor. Das Vorgehen wird im Folgenden Schritt für Schritt erläutert.

       Die Präparationsgrenze wird kontrolliert, ggf. finiert, und es wird ein Rektraktionsfaden gelegt (Abb. 5 und 6).Abb. 5 Der Pfeilerzahn 24 – bereit zur AbformungAbb. 6 Der abgeformte Pfeilerzahn

       Haftlack wird auf die vorhandene Modellgussprothese in das Außenteleskop und dessen Umgebung gestrichen, verblasen und getrocknet.

       Der Pfeilerzahn 24 wird mit feinem Polyetherabformmaterial (Permadyne blau aus der Doppelkartuschenspritze) beschickt und nach einmaligem Verblasen nochmals beschickt.

       Die Modellgussprothese wird exakt im Mund auf den Teleskopen adaptiert.

       Nach der Abbindung des Materials wird die Prothese abgenommen und die Abformung unter Vergrößerung kontrolliert (Abb. 7).Abb. 7 Modellstumpf aus Superhartgips

       Ein Modellstumpf 24 aus Superhartgips wird hergestellt und die Präparationsgrenze dargestellt sowie markiert.

       Auf diesem Modellstumpf wird mit ausbrennbarem PMMA-Kunststoff (Pattern Resin) ein dünnes Käppchen hergestellt (Abb. 8).Abb. 8 Modelliertes Käppchen aus Pattern Resin

       Dieses Käppchen wird im Mund einprobiert, kontrolliert und fest aufgesteckt (Abb. 9).Abb. 9 Modelliertes Käppchen auf dem Zahn 24

       Das Außenteleskop und der umliegende Bereich werden sorgfältig mit Vaselineöl isoliert (Abb. 10).Abb. 10 Isolierung des Außenteleskopes

       Rückstandslos ausbrennbarer PMMA-Kunststoff (Pattern Resin) wird fließfähig angeteigt und mit geringem Überschuss in das Außenteleskop 24 eingefüllt (Abb. 11 und 12).Abb. 11 Anmischen von Pattern Resin – abgerundeter Spatel schont den NapfAbb. 12 Einfüllen von Pattern Resin

       Nach der Aushärtung kann die Modellgussprothese mit kippenden Bewegungen abgenommen werden (Abb. 13).Abb. 13 Abnahme der Prothese nach Aushärtung

       Im Labor wird die Modellation aus dem Außenteleskop entfernt, ausgearbeitet