Die dentale Trickkiste. Wolfram Bücking. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Bücking
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783868675696
Скачать книгу
verklemmte Teleskopprothese

      Problem: Eine Teleskopprothese ist verklemmt und kann nicht mehr abgenommen werden

      Eine Patientin kam ganz verzweifelt in die Praxis, weil sie ihre Teleskopprothese im Unterkiefer seit 4 Tagen nicht mehr entfernen konnte. Sie hätte alles ausprobiert (Abb. 1 und 2).

      Abb. 1 Die verzweifelte Patientin

      Abb. 2 Die verklemmte Teleskopprothese im Unterkiefer

      Die Prothese war teleskopierend auf vier Implantaten in der Unterkieferfront gelagert (Regio 43, 42, 31 und 33). Wir versuchten es mit der Kraft der Hände, mit Hammer und Hirtenstab sowie mit der Zange und dem Coronaflex-Gerät (Abb. 3a bis c). Die Prothese ließ sich aber nicht abnehmen, und der Patientin schmerzte der Unterkiefer.

      Abb. 3a bis c Versuch der Teleskopprothesenabnahme mit bloßen Händen (a), Hirtenstab und Hammer (b) sowie Zange und Coronaflex-Gerät (c)

      Spontan fiel mir außer der Abnahme durch Auftrennen der gesamten Konstruktion nichts ein, und dies hätte zwangsläufig eine Neuanfertigung nach sich gezogen. Deshalb wurde mit der Patientin ein Termin am folgenden Tag vereinbart, verbunden mit der Hoffnung, dass bis dahin ein Weg zur Lösung des Problems gefunden werden könnte. Kaum war die Patientin jedoch aus der Praxis, fiel der Groschen, und ich ließ alle Röntgenbilder, Modelle und Aufzeichnungen zur Planung der Abnahme zusammentragen.

      Die erprobte Lösung: Eröffnung der Schraubenkanäle und Abschrauben der Innenteleskope samt Abutments

      Ein kurzes Nachdenken über das Problem führte zur Lösung: Es musste ein Zugang durch die Gesamtkonstruktion zu den Vertikalschrauben der Abutments auf den Implantaten geschliffen werden, damit die Overdenture-Prothese abgenommen werden konnte. Dieses exakte Auffinden der Schraubenschächte erforderte eine sorgfältige Planung und einen Ablaufplan. Ein ungenaues Aufschleifen hätte sicherlich die Reparaturfähigkeit der Teleskopprothese gefährdet (Abb. 4 und 5).

      Abb. 4 Die Teleskopprothese (Okklusalansicht)

      Abb. 5 Wo sitzen die Teleskope? Frontaler Abschnitt der Teleskopprothese

      Auf dem Meistermodell aus dem Archiv wurde die Mitte angezeichnet sowie der Abstand zwischen den einzelnen Implantaten vermessen und auf dem Modell notiert (Abb. 6 a bis c). Diese Positionen wurden mit der Situation auf dem Orthopantomogramm verglichen (Abb. 7). Die Patientin erschien pünktlich zum vereinbarten Termin und war gespannt, wie wir das Problem lösen würden. Das geplante Vorgehen wurde ihr ausführlich erklärt, und sie war mit allem einverstanden – Hauptsache, es funktionierte!

      Abb. 6a Festlegung der Mitte

      Abb. 6b Abstandsmessung mit der Millimetersonde

      Abb. 6c Abstandswerte auf dem Modell notiert

      Abb. 7 OPG nach Implantation – Messung der Abstände mit dem OPG-Lineal

      Im Mund wurden die ermittelten Implantatpositionen mit Faserschreiber nach Vermessung auf der Prothese markiert (Abb. 8). Mit einem überlangen Rosendiamanten wurden anschließend die Außenteleskope freigeschliffen (Abb. 9a bis c). Die Perforation der Außen- und Innenteleskopkronen erfolgte mit einem feinen scharfen Kronenauftrenner (Abb. 10a bis c).

      Abb. 8 Markierung der Implantatpositionen auf der Teleskopprothese nach Vermessung

      Abb. 9a Rosendiamant

      Abb. 9b Freischleifen der Außenteleskope mit dem Rosendiamanten

      Abb. 9c Die freigeschliffenen Außenteleskope

      Abb. 10a Feiner Kronenauftrenner

      Abb. 10b Perforation von Außenund Innenteleskopkrone mit dem Kronenauftrenner

      Abb. 10c Die gelungene Perforation

      Das den Schraubenschacht ausfüllende Komposit war nun sichtbar. Es wurde vorsichtig mit einem zylindrischen Diamantschleifer langsam in die Tiefe gehend bis zum Kopf der Schraube entfernt (Abb. 11). Direkt am Kopf der Schraube lag ein Wattepellet, welches sich praktischerweise