Ach, wirklich? Ich habe zehn Jahre lang ohne Partner gelebt, und glauben Sie mir: Es gab genügend Monate, in denen ich „es am wenigsten erwartete“. Ich kenne Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte von Singlefrauen, die es nie erwarten. Dreimal dürfen Sie raten: Bei ihnen ist der Richtige auch (noch) nicht aufgetaucht.
„Du musst die Sache wie einen Vollzeitjob angehen. Du musst daran arbeiten.“
Tatsächlich? Dates zahlen aber nicht die Miete, meine Lieben!
„Du musst es locker sehen.“
Wieso, ich dachte, ich sollte daran arbeiten?
„Du hast zu hohe Ansprüche.“
Im Ernst? Eine anständige und zivilisierte Unterhaltung bei einem Glas Wein sind zu hohe Ansprüche?
Wie Sie später erfahren werden, bin ich kein Freund von Dating-Strategien. Wenn Sie eine Strategie verfolgen und sie funktioniert, dann sage ich: „Schön, dass sie funktioniert hat“ (und meine es auch). Leider erlebe ich es oft, dass Frauen irgendeine strategische Dating-Methode anwenden, dass sie sich viel Mühe geben, einen Fitnessplan und einen Dating-Plan einhalten und alles daransetzen, sich den richtigen Partner zu angeln. Es ist zwar gut, wenn man für das, was man will, hart arbeitet, doch wenn er nach all den Bemühungen immer noch nicht auftaucht, neigen solche Frauen dazu, sich und nicht ihrer Strategie die Schuld am Misserfolg zu geben.
Ob mit oder ohne Strategie – wie Sie in die Dating-Szene hineinspringen (oder wieder eintauchen) hat viel damit zu tun, was Sie sich vom gesamten Vorgang erwarten.
Was erwarten Sie also von Ihrer ersten Verabredung?
Haben Sie die Latte zu hoch gehängt?
Werden Sie schon fünf Minuten, nachdem Sie ihn kennengelernt haben, am liebsten Ihr Online-Profil wieder löschen?
Hoffen Sie inbrünstig, dass er sich auch sechs Kinder wünscht?
Egal, ob es sich um ein Blind Date handelt oder um eine erste Verabredung mit jemandem, den Sie in einer Bar kennengelernt haben – eines sollten Sie beim ersten Date erwarten: Dass Sie es beide locker, höflich und freundlich zueinander meistern. Sie können nicht erwarten herauszufinden, ob Ihr Gesprächspartner Sie auch so toll findet wie Sie ihn. Häufig sagen sie es zwar netterweise, doch das ist nicht immer der Fall.
Sie können nicht davon ausgehen, dass Sie seine wahren Absichten erfahren werden. Damit will ich nicht sagen, dass er ein Lügner wäre – das meine ich nicht. Doch oft entscheiden Männer und Frauen sehr rasch, ob sie die Person wiedersehen wollen oder nicht. Sie rücken damit jedoch nicht heraus, weil sie das unfreundlich finden. Sie halten sich für nett oder höflich. Was für ein Irrtum! Wer hat nicht schon einmal bei einem Treffen den Mund gehalten, um die Gefühle des anderen nicht zu verletzen – und hat seine wahren Gefühle stattdessen per E-Mail oder SMS losgelassen? Das mag sich zwar einfacher anfühlen, doch es ist nur selten der bessere Weg.
Während Sie Ihrem Gegenüber beim ersten Date nichts schulden, ist es tatsächlich netter und höflicher, es ihm persönlich zu sagen. Wenn er fragt: „Kann ich dich morgen anrufen?“, und Sie nicht von ihm angerufen werden wollen, dann sagen Sie bitte nicht ja. Das machen Frauen ständig. Es ist die häufigste Klage, die ich von Männern höre. Für jemanden, der die andere Person wirklich wiedersehen will, ist eine unehrliche positive Antwort verletzend.
Seien Sie stattdessen ehrlich. Sie können zum Beispiel sagen: „Vielen Dank, dass du mich anrufen möchtest, aber ich glaube nicht, dass wir zusammenpassen. Ich wünsch dir alles Gute.“
Kennen Sie das Gefühl, wie enttäuschend es ist, wenn man einen tollen Abend mit jemandem verbracht hat und auf seinen Anruf wartet, bis man nach einer Woche feststellen muss, dass das Warten umsonst war? Machen Sie es ihm nicht nach.
Was können Sie also noch vom Dating erwarten?
Gehen Sie davon aus, dass Sie neue Leute kennenlernen werden.
Gehen Sie davon aus, dass Sie Fragen stellen und beantworten werden, die aufheitern, witzig sind oder Ihre und seine einzigartigen Seiten zutage bringen.
Rechnen Sie damit, dass möglicherweise die Chemie fehlt – auf Ihrer Seite, auf seiner Seite, auf beiden Seiten. Es passiert oft, dass die Chemie fehlt.
Versuchen Sie, das Beste aus ihm herauszuholen, indem Sie ihn dazu bringen, über Dinge zu reden, die ihm am Herzen liegen.
Versuchen Sie, etwas Neues über diesen Menschen herauszufinden.
Versuchen Sie, in Dingen, die Ihnen wichtig sind, gehört und verstanden zu werden.
Versuchen Sie, die Begegnung freundlich zu gestalten, sich mit ihm verbunden zu fühlen und Spaß zu haben, was zu noch mehr Verbundenheit und Spaß führen kann.
Versuchen Sie, ehrlich zu sein, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem Sie einander sagen, wo Sie stehen. Möchten Sie abspringen? Oder möchten Sie weitermachen? Das könnte auch einen Ortswechsel am selben Abend bedeuten. Sagen wir mal, Sie haben das Abendessen mit ihm genossen und er schlägt einen Spaziergang vor, ein anderes Lokal für den Nachtisch oder ein beliebtes Weinlokal. Wenn Sie Spaß mit ihm haben, dann sagen Sie ja. Wenn Sie von dem Date genug haben, dann ziehen Sie es nicht aus reiner Höflichkeit in die Länge. Beenden Sie es einfach.
Es kann Verabredungen geben, bei denen Sie wissen, dass Sie sich nie wiedersehen werden, aber trotzdem Spaß haben. In diesem Fall können Sie das Date fortsetzen, solange Sie darauf achten, ihm keine falschen Hoffnungen zu machen.
Date #44: Bisons und eine Massage – Was kann daran verkehrt sein?
Ich stand in der Warteschlange des Cafés, eines coolen Altbaus mitten im Zentrum von Mill Valley in Kalifornien. Früher war es ein Bahnhof für die Mühlenarbeiter; heute ist es ein beliebter Treffpunkt bei Espresso und Croissants für Singles wie mich. Während ich darauf wartete, bis ich meinen Eistee bestellen konnte, sah ich mich um – und entdeckte mein Date hinter mir in der Schlange.
Auch wenn wir uns noch nicht begrüßt hatten, war mir auf Anhieb klar, dass er nicht mein Typ war. Ich glaube, er merkte es auch, denn er versuchte von Anfang an, sich so gut wie möglich zu verkaufen: Er lenkte das Thema auf seine gemeinnützigen Bemühungen, Menschen, die Umwelt und Tiere zu retten.
„Tiere?“
„Ja, ich rette alle möglichen großen Tiere und helfe dabei, sie in Schutzgehegen und privaten Unterkünften entlang der Küste unterzubringen“, sagte er. „Zum Beispiel Bisons.“
„Bisons? Das muss ich sehen!“, stieß ich begeistert aus.
„Echt?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ja klar!“
Wir warteten, bis wir an der Reihe waren, nahmen unsere Getränke und setzten uns an ein rundes Granittischchen, das so klein war, dass es eigentlich nur einer Person Platz bot.
„Wenn du wirklich die Bison sehen willst, musst du mir sagen, was du heute noch vorhast“, sagte er.
„Mein Plan war, mit dir Kaffee zu trinken und anschließend zur Massage zu gehen. Ich habe in knapp zwei Stunden einen Termin. Also haben wir ein bisschen Zeit“, sagte ich.
„Glaubst du, du kannst