22 Frank, Manfred: Der kommende Gott. Vorlesungen über die Neue Mythologie, Frankfurt a. M. 1982, 33.
23 Winthrop-Young, Geoffrey: Translator’s Introduction, in: Kittler, Friedrich, Grammophon, Film, Typewriter (1986), hg. und in das Amerikanische übers. v. Geoffrey Winthrop-Young und Michael Wutz, Tedwood City, CA 1999, XI-XXXVIII, XII und XVI.
24 Kittler, Friedrich: Aufschreibesysteme 1800/1900 [1985], München 2003, 272.
25 Zu Winthrop-Youngs Einordnung des »Theoriephänomens« German media theory, die für uns eine wichtige Inspiration gewesen ist, vgl. seinen Beitrag in diesem Band, sowie Ders.: Von gelobten und verfluchten Medienländern. Kanadischer Gesprächsvorschlag zu einem deutschen Theoriephänomen, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2, Bielefeld 2008, 113–127; vgl. auch die Repliken von Friedrich Balke, Rüdiger Campe, Helmut Lethen und K. Ludwig Pfeiffer (ebd., 129–145).
26 Ferry, Luc u. Renaut, Alain: Antihumanistisches Denken. Gegen die französischen Meisterphilosophen [1985], München/Wien 1987, 35.
27 Bouveresse: Spenglers Rache, 386.
28 Zu den (scheinbaren) Ähnlichkeiten zwischen postmodernen Positionen und denen Spenglers, sowie den grundsätzlichen Scheidelinien zwischen ihnen, vgl. den Beitrag von Gilbert Merlio in diesem Band; in Bezug auf das Kausalitätsprinzip und die (postmoderne) Wissenschaftstheorie vgl. die Beiträge von Christina Wessely und Christine Blättler.
29 Schmidt warf dem Strukturalismus und Poststrukturalismus insbes. Louis Althussers in mehreren Arbeiten einen ›ontologischen Rückfall‹ vor, in dessen Folge Geschichte – ähnlich wie bei Spengler – als streng immanente Funktion einer objektiven Systementwicklung erscheine. Vgl. Schmidt, Alfred: Geschichte und Struktur. Fragen einer marxistischen Historik, München/Wien 1977.
30 Schmidt: Postmoderne, 62 f.
31 Spengler selbst hatte festgestellt, dass die Archäologie »ja selbst ein Ausdruck des Gefühls« sei, »daß Geschichte sich wiederholt« (Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, München 2006, 4), und wäre von daher vielleicht gar nicht überrascht gewesen, dass Schmidt 1994 eine »Nähe zwischen Foucault und Spengler« konstatieren kann, die er folgendermaßen beschrieb: »Es dreht sich um das vehemente Ablehnen der Finalität oder Teleologie; beide greifen damit den teleologischen Gesamtzusammenhang der ›Weltgeschichte‹ an, freilich nicht um einer anderen stringenten Zusammenhangsart willen – ein großes Zerfallen geht los. Indem das Zerfallen jedoch Geschichte keineswegs überhaupt preisgibt, ist man zum Rückzug auf eine relativierte Finalität genötigt, der man das ›oberfaule‹ Evolutionäre genommen hat zugunsten der prothetischen Funktionalismen, zugunsten einer äußersten Engführung von Diachronie und Synchronie in Uchronie. Totalisierte Finalität soll gebrochen werden, um gleichsam einer zweit-›wilden‹ Finalität Platz zu schaffen, die man ein Auflösen in Kleinstfinalitäten nennen mag mit Selbsterhaltungssinn. Bei Spengler schlägt sich das nieder in der fensterlosen Monadie der Gestalthaftigkeit von Kulturkreisen und im Paradigma der Pflanze, bei Foucault in der Strukturalität der Struktur und dem Paradigma des Diskurses.« Schmidt: Postmoderne, 93.
32 Ebd., 64 f.
33 Ebd., 86.
34 Raulet, Gérard: Gehemmte Zukunft. Zur gegenwärtigen Krise der Emanzipation, Darmstadt/Neuwied 1986, 9.
35 Adorno, Theodor W.: Musikalische Aphorismen, in: Ders.: Gesammelte Schriften, a. a. O., Bd. 18, 21.
36 Schmidt: Postmoderne, 59.
37 Ebd.
38 Spengler: Untergang, XI.
39 Die neoreaktionäre Theoriebildung, die seit 2013 vor allem in Form von Blogs vorangetrieben wird, zielt darauf, eine Verbindung von politischem Autoritarismus und technologischem Fortschritt als (einzig) zukunftsfähige Gesellschaftsordnung zu entwerfen, und steht damit in direkter und eingestandener Tradition des reactionary modernism (Jeffrey Herf) etwa Ernst Jüngers oder Oswald Spenglers. Sie trägt durchweg biologistische, teilweise offen rassistische Züge und propagiert einen autoritären Antiliberalismus auf hochtechnisierter Produktivkraftbasis. Für eine gute Darstellung der Geschichte und Theorie dieses Syndroms in den USA, die insbesondere dem Einfluss der tragischen deutschen Geschichtsphilosophie in der Nachfolge Hegels (dabei auch und gerade der Spenglers) nachspürt, vgl. Hui, Yuk: On the Unhappy Consciousness of Neoreactionaries, in: e-flux, journal, #81 (http://www.e-flux.com/journal/81/125815/on-the-unhappy-consciousness-of-neoreactionaries/, zuletzt abgerufen am 14. Februar 2018). Die neoreaktionäre Theoriebildung wird heute vielfach als intellektueller Vorläufer einer größeren neurechten Sammelbewegung namens alt-right (alternative right) beschrieben, die insbesondere in Zusammenhang mit dem Wahlkampf Donald Trumps an das Licht einer breiteren Öffentlichkeit getreten ist. So verfassten Milo Yiannopoulos und Allum Bokhari, die selbst zum Umfeld der altright gezählt werden müssen, 2016 ein wohlwollendes und breit rezipiertes Porträt der damals noch weitgehend unbekannten Bewegung für die Nachrichtenplattform Breitbart.com, in dem sie deren Genese beschrieben und feststellten: »The origins of the alternative right can be found in thinkers as diverse as Oswald Spengler, H. L. Mencken, Julius Evola, Sam Francis, and the paleoconservative movement that rallied around the presidential campaigns of Pat Buchanan.« (http://www.breitbart.com/tech/2016/03/29/an-establishment-conservatives-guide-to-the-alt-right/, zuletzt abgerufen am 14. Februar 2018). Vgl. den Beitrag Christoph Asendorfs in diesem Band, der sich u. a. mit Rezeptionen Spenglers in den Vereinigten Staaten, und damit der Vorgeschichte zu seiner heutigen Wiederentdeckung beschäftigt.
40 Das Konzept der Agentur LifeCourse Associates, die 1999 von Strauss und Howe gegründet wurde und bis heute geleitet wird, basiert auf einer explizit an den Untergang des Abendlandes angelehnten, zyklisch verfassten Geschichtstheorie, die sie in ihrem Buch The Fourth Turning: An American Prophecy – What the Cycles of History Tell Us About America’s Next Rendezvous with Destiny, New York 1997 vorlegten. Unter dem Motto »put what we know to work for you« bieten die beiden geschichtsphilosophisch grundiertes Strategie-Consulting für Unternehmen, Politik und Militär an und versprechen, ihre ›Einblicke‹ in den Lauf der Geschichte umstandslos als Wettbewerbsvorteil geltend machen zu können. Denn: »Sound strategic planning cannot ignore the key lessons of history.« Vgl.: http://www.lifecourse.com., zuletzt abgerufen am 21. November 2017.
41 Vgl. Gasimov, Zaur: Spengler im heutigen Russland. Zur Neu-Eurasischen Rezeption der Kulturmorphologie, in: Merlio, Gilbert u. Meyer, Daniel (Hrsg.), Spengler ohne Ende. Ein Rezeptionsphänomen im internationalen Kontext, Frankfurt a. M. u. a. 2014, 243–255.
42 Der ›Parteiphilosoph‹ der Alternative für Deutschland, Marc Jongen, langjähriger akademischer Mitarbeiter Peter Sloterdijks an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, bezieht sich in seinen Vorträgen regelmäßig auf Spengler, den er neben Nietzsche, Heidegger und eben Sloterdijk zum philosophischen Gewährsmann eines ›Avantgarde-Konservatismus‹ stilisiert, in dessen Zentrum eine auf Mobilisierung zielenden Theorie des Wutbürgers (Thymostheorie) steht. Sein im Januar 2016 angekündigtes ›Manifest‹ für die AfD liegt zwar bislang noch nicht vor, Jongens Unterfangen, Spengler parteiphilosophisch zu rehabilitieren, stieß im rechten Parteispektrum allerdings durchaus auf Resonanz, so etwa, als Björn Höcke in direkter Anspielung auf Spenglers letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Buch das Jahr 2016 zum ›Jahr der Entscheidung‹ ausrief.