Welche Dame wähltet Ihr zu Eurem Angriff?
Jachimo
Die Eure, deren Festigkeit Ihr für so unerschütterlich haltet. Ich setze zehntausend Dukaten gegen Euren Ring, mit dem Beding, Ihr empfehlt mich an den Hof, wo Eure Dame lebt, ohne mehr Begünstigung als die Gelegenheit eines zweiten Gesprächs, und ich bringe von dort diese ihre Ehre mit, die Ihr so sicher bewahrt glaubt.
Posthumus
Ich will Gold wetten gegen Euer Gold; meinen Ring achte ich so teuer als meinen Finger; er ist ein Teil von ihm.
Jachimo
Ihr seid ängstlich und deshalb um so klüger. Wenn Ihr Frauenfleisch auch das Quentchen für eine Million kauft, so könnt Ihr es doch nicht vor Ansteckung bewahren. Aber ich sehe, es ist etwas Religion in Euch, daß Ihr furchtsam seid.
Posthumus
Dies ist nur eine Gewohnheit Eurer Zunge; Euer Denken ist, hoffe ich, ehrbarer.
Jachimo
Ich bin Herr und Meister meiner Reden und würde unternehmen, was ich sprach, das beschwör ich.
Posthumus
Würdet Ihr? Ich werde Euch meinen Diamant bis zu Eurer Rückkehr nur leihen; mag ein Vertrag zwischen uns aufgesetzt werden. Meine Geliebte übertrifft in Tugend die Unermeßlichkeit Eurer unwürdigen Denkart. Ich fordre Euch zu dieser Wette auf: hier ist mein Ring!
Philario
Es soll keine Wette sein.
Jachimo
Bei den Göttern, sie ist es; wenn ich Euch nicht hinlängliche Beweise ringe, daß ich das teuerste Kleinod Eurer Geliebten genoß, so sind meine zehntausend Dukaten Euer und Euer Diamant dazu. Wenn ich abgewiesen werde und sie die Ehre bewahrt, auf welche Ihr so fest vertraut, so ist sie, Euer Juwel, dies Euer Juwel und mein Gold Euer! Doch, wie bedungen, ich habe Eure Empfehlung, um ungehinderten Zutritt zu bekommen.
Posthumus
Ich nehme diese Bedingungen an; laßt die Artikel unter uns aufsetzen, und nur insofern sollt Ihr verantwortlich sein. Wenn Ihr Eure Unternehmung gegen sie richtet und mir deutlich zu erkennen gebt, daß Ihr gesiegt habt, so bin ich nicht ferner Euer Feind, sie war unsers Streites nicht wert; wenn sie aber unverführt bleibt und Ihr das Gegenteil nicht beweisen könnt, so sollt Ihr wegen Eurer schlechten Gesinnung und für den Angriff auf ihre Keuschheit mir mit dem Schwerte Rede stehen.
Jachimo
Eure Hand, es gilt! Wir wollen diesen Vertrag gerichtlich festsetzen. Dann fort nach Britannien, daß diese Unternehmung sich nicht erkälte und absterbe. Ich will mein Gold holen und unsre gegenseitige Wette niederschreiben lassen.
Posthumus
Einverstanden.
Posthumus und Jachimo gehen ab.
Franzose
Glaubt Ihr, daß dies durchgehn wird?
Philario
Signor Jachimo wird nicht davon abstehen. Kommt, laßt uns ihnen folgen.
Alle ab.
[Sechste] Fünfte Szene
Britannien, in Cymbelines Palast
Es treten auf die Königin, Hofdamen und Cornelius.
Königin
Solang der Tau am Boden, pflückt die Blumen;
Rasch: wer hat das Verzeichnis?
Erste Hofdame
Ich.
Königin
So geht!
Die Hofdamen gehn ab.
Nun, Doktor, habt Ihr die Mixtur besorgt?
Cornelius
[ihr ein Fläschchen reichend.]
Wie Eure Hoheit mir befahl, hier ist sie.
Ihr ein Schächtelchen reichend.
Doch ich ersuch Eur Gnaden – zürnt mir nicht,
Denn mein Gewissen dringt auf diese Frage:
Weshalb verlangt Ihr dieses giftige Mittel,
Des Wirkung ist ein langsam schleichender Tod,
Wenn schnell nicht, sicher doch?
Königin
Mich wundert, Doktor,
Daß du so fragst. Bin ich nicht deine Schül'rin
Schon längst? Hast du mich nicht Duftstoffe mischen
Gelehrt und destillieren, konservieren,
Daß unser König selbst mich oft gebeten
Um Proben meiner Einmachkunst? Und hältst du
Mich nicht für teuflisch, ist es doch natürlich,
So weit gekommen, weiter noch zu streben
In meinem Wissen? So will ich die Kräfte
Deiner Mixtur an Kreaturen prüfen,
Die nicht des Hängens wert sind – nicht an Menschen! –,
Um ihre Wirkung zu erproben, wende
Dann Gegenmittel an, und so erforsch ich
Den mannigfachen Einfluß.
Cornelius
Solche Übung
Muß, hohe Fürstin, Euer Herz verhärten;
Auch ist der Anblick dieser Wirkung schädlich
Sowohl als ekelhaft.
Königin
Oh, sei ganz ruhig!
Pisanio tritt auf.
[Königin] für sich.
Hier kommt ein schmeichlerischer Bub; an ihm
Prüf ichs zuerst: er ist für seinen Herrn
Und meinem Sohn entgegen. – Ei, Pisanio! –
Doktor, fürs erste brauch ich Euch nicht mehr;
Ihr mögt nun gehn.
Cornelius für sich.
Ich trau Euch nicht; doch, Dame,
Ihr sollt kein Unheil stiften!
Königin zu Pisanio.
Hör, ein Wort!
Cornelius für sich.
Verdächtig ist sie mir. Sie glaubt, sie habe
Ein zehrend Gift; doch kenn ich ihren Sinn
Und würde keinem, der ihr gleicht an Tücke,
So höllschen Trank vertraun. Das, was sie hat,
Betäubt und stumpft den Sinn auf kurze Zeit.
Vielleicht versucht sie's erst an Hunden, Katzen,