Erster Edelmann
Mags seltsam sein,
Und fast zum Lachen solche Lässigkeit,
So ist es dennoch wahr.
Zweiter Edelmann
Ich glaub es Euch.
Erster Edelmann
Wir müssen uns zurückziehn, denn hier kommt
Der edle Herr, die Königin und Prinzessin.
Sie gehn ab.
[Zweite Szene
Daselbst]
Es treten auf die Königin, Imogen und Posthumus.
Königin
Nein, Tochter, sei gewiß, nie findst du mich,
Nach der Stiefmütter allgemeinem Ruf,
Scheeläugig gegen dich. Zwar als Gefangne
Bewahr ich dich; doch gibt dein Wächter selbst
Den Kerkerschlüssel dir. Und, Posthumus,
Sobald ich kann den grimmen König sänftigen,
Sollt Ihr in mir den Anwalt sehn; doch jetzt
Entflammt ihn noch der Zorn; drum ist es besser,
Ihr neigt Euch seinem Spruch, und so geduldig,
Wie Euch die eigne Weisheit lehrt.
Posthumus
Ja, Hoheit,
Ich reise heut.
Königin
Wohl kennt ihr die Gefahr –
Nur durch den Garten geh ich, denn mich jammert
Die Qual gehemmter Lieb; obwohl der König
Befahl, ihr sollt nicht miteinander sprechen.
Sie geht ab.
Imogen
O heuchlerische Güte! Schmeichelnd kitzelt
Die Schlange, wo sie sticht! – Geliebter Mann,
Wohl fürcht ich etwas meines Vaters Zorn,
Doch nicht – mein heilig Bündnis ausgenommen –,
Was seine Wut mir tun kann. Du mußt fort;
Ich bleibe hier zurück, ein stündlich Ziel
Erzürnten Blicks. Nichts tröstet mich im Leben,
Als daß die Welt mein Kleinod noch bewahrt,
Damit ichs wiederseh.
Posthumus
O meine Königin,
Herrin, Geliebte, weint nicht mehr, daß mich
Verdacht nicht treffe weichrer Zärtlichkeit,
Als sie dem Manne ziemt! Ich bleib auf ewig
Der treuste Gatte, der je Treu gelobte.
In Rom nun wohn ich, bei Philario dort,
Der meines Vaters Freund war, doch mit mir
Durch Briefe nur verbunden. Dorthin schreib,
Und mit den Augen trink ich deine Worte,
Ist Galle gleich die Tinte.
Die Königin kommt zurück.
Königin
Eilt, ich bitte!
Denn wenn der König kommt, so fällt auf mich,
Wer weiß wieviel von seinem Zorn.
Beiseit.
Doch führ ich
Ihn dieses Wegs; so oft ich ihn auch kränke,
Mein Unrecht kauft er, Frieden zu bewahren;
Zahlt mein Versündigen schwer.
Geht ab.
Posthumus
Nähmen wir Abschied
So lange Zeit, als wir noch leben sollen,
Der Schmerz der Trennung wüchse stets. Leb wohl!
Imogen
Oh, nicht so rasch!
Rittst du nur aus, um frische Luft zu schöpfen,
Zu kurz wär solch ein Abschied. Sieh, Geliebter,
Der Demant ist von meiner Mutter: nimm ihn,
Bewahr ihn, bis ein andres Weib du freist,
Wenn Imogen gestorben.
Posthumus
Wie, ein andres?
Ihr Götter, laßt mir die nur, die ich habe,
Und wehrt mir die Umarmung einer andern
Mit Todesbanden! – Bleib, o bleibe hier,
Er steckt den Ring an.
Solang hier Leben wohnt!
[Er steckt den Ring an.]
Und, Süße, Holde,
Wie ich mein armes Selbst für dich vertauschte
Zu deinem schlimmsten Nachteil, so gewinn ich
Sogar bei diesem Tand; dies trag von mir,
's ist eine Liebesfessel, die ich um
Die holdeste Gefangne lege.
Er legt ihr ein Armband an.
Imogen
Götter!
Ach, wann sehn wir uns wieder!
Cymbeline und Lords treten auf [tritt auf mit Gefolge].
Posthumus
Weh, der König!
Cymbeline
Elender du! Weg und mir aus den Augen!
Belästigst du den Hof nach diesem Wort
Mit deinem Unwert noch, so stirbst du; fort!
Gift bist du meinem Blut.
Posthumus
Der Götter Schutz Euch
Und Segen allen Guten, die hier bleiben!
Ich gehe.
Er geht ab.
Imogen
Keine Marter hat der Tod
So scharf wie diese.
Cymbeline
Pflichtvergeßnes Ding,
Du sollst die Jugend mir erneun und häufst
Mir nur der Jahre Last.
Imogen
Ich bitt Eur Hoheit,
Kränkt Euch nicht selbst mit Eurem Grimm; ich bin
Gefühllos