Seewölfe Paket 15. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397730
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Burton, ohne auf Bromleys Einwände einzugehen, „eine wirklich dumme Sache. Und die Mühle ist abgebrannt?“

      „Ja, total.“

      „Wo hast du denn die Lampe und den Eisenhaken, Tom?“ fragte Burton argwöhnisch.

      „Die – die mußte ich in der Mühle lassen, weil es so heiß wurde“, stotterte der Kerl. „Ich konnte doch nichts dafür.“

      „Schon gut, Tom. Du bleibst noch hier. Wir werden diesem Killigrew auch anders beikommen, ich habe da schon eine Idee.“

      „Aber Killigrew weiß jetzt doch alles“, sagte Bromley mit fast weinerlicher Stimme. „Wenn der Alte befreit worden ist oder wenn er sich selbst befreit hat, dann rennt er doch sofort zu diesem Seewolf und berichtet ihm alles haarklein.“

      „Sicher wird er das tun“, sagte Burton gelassen, „deshalb müssen wir die Sache eben anders anpacken. Die Pläne kriegen wir nicht mehr, aber dafür werden wir ihm eins überbraten, und zwar so, daß er damit überhaupt nicht rechnet. Dieser Kerl hat mir nur Niederlagen beigebracht, und jetzt werden wir ihm schaden, wo wir nur können, auch wenn wir das Gold nicht mehr kriegen. Aber er soll keine Freude daran haben.“

      „Jawohl!“ schrie Bromley. „Dafür gebe ich meinen letzten Tropfen Herzblut her, damit dieser Hund verreckt. Wir könnten ihm ja auch einen Brander auf den Hals schicken.“

      Bromley redete sich wieder einmal in Eifer. Seine Hände lagen so hart auf dem Tisch, daß die Knöchel weiß hervortraten. In seinen Augen stand wieder dieser verrückte Ausdruck, und wahrscheinlich sah er sich im Geist wieder im Tower hocken, hungernd, frierend und von häßlichen Ratten umgeben, die nur darauf warteten, ihn anfressen zu können.

      „Ein Brander ist zu auffällig, außerdem muß er gesteuert werden. Ich bin sicher, daß der Kerl nicht weiß, mit wem er es zu tun hat, denn das liegt schon lange zurück. Wenn er aber das große Schiff baut, dann wird er größenwahnsinnig und fast unbesiegbar. Und das werde ich verhindern, indem wir den Bau immer wieder stören.“

      „Auf der Werft sind Wachen aufgezogen“, sagte Bromley. „Feuer können wir nicht mehr legen.“

      „Ich weiß.“ Burton ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Aber es gibt noch andere Möglichkeiten. Ich kenne genug Fischer, Knechte und Halsabschneider, die etwas verdienen wollen. Außerdem bringe ich selbst mindestens ein Dutzend Leute auf die Beine.“

      Bromley war schon Feuer und Flamme, obwohl er gar nicht wußte, was Burton überhaupt vorhatte. Bisher hatten sie eine Pleite nach der anderen erlebt, doch das focht die beiden Dilettanten nicht an. Sie legten eine unglaubliche Zähigkeit an den Tag, um ihr Vorhaben zu realisieren. Sie gingen dabei nach dem David-Goliath-Prinzip vor, daß auch ein Kleiner einem Großen schaden konnte, wenn er nur ernsthaft wollte, und daß ein Riese keineswegs unverwundbar war, man mußte ihn nur richtig packen.

      „Und wie soll das gehen?“ fragte der Exhauptmann Bromley.

      „Wir klauen morgen nacht die Galeone vom alten Patrick. Das Ding ist gut armiert, und mehr als zwei Wachen sind nie an Bord. Der Alte selbst hockt nur in den Kneipen und wartet auf seine Ausrüstung, die aus London kommen soll. Aber da kann er lange warten“, sagte Burton gehässig kichernd, „die Ausrüstung habe ich längst verschoben. Und die alten Kanonen, die er an Bord hat, tun es noch immer.“

      „Und dann?“ fragte Bromley wieder gespannt.

      „Damit segeln wir los, kreuzen ganz dicht bei Rame Head auf und donnern eine Breitseite hinein. Bis die sich richtig von ihrem Staunen erholt haben, wenden wir und feuern die zweite Breitseite ab. Dann segeln wir davon, setzen die Galeone irgendwo auf den Strand und verschwinden wieder. Kein Mensch wird erfahren, wer dahintersteckt. Und du, Tom, sorgst dafür, daß ständig einer unserer Männer in der Nähe des Schiffes herumlungert, aber unauffällig. Ihr werdet ständig die Lage peilen und mich über die Schritte dieser Kerle unterrichten.“

      „Eine gute Idee“, sagte Bromley. „Eine Kanone kann ich auch bedienen, und ich werde auch treffen. Ja, das ist gut.“

      In der Vorfreude auf den Feuerzauber rieb er sich schon die Hände und grinste genüßlich.

      „Aber die Werft ist doch bewacht“, wandte er ein.

      „Die Werft schon, aber nicht das Wasser, da liegt kein einziges Schiff, das uns hindern wird. Außerdem wird alles ganz schnell gehen. Wir brauchen keine geschniegelten Segelmanöver auszuführen, was wir brauchen, ist nur so viel Licht, daß wir die Werft gerade noch erkennen können.“

      „Dann laßt uns zu Taten schreiten und die Männer zusammentrommeln“, verkündete Bromley eifrig. Das war eine Sache so ganz nach seinem Geschmack. Nach gelungener Tat, so nahm er sich vor, würde er sich erst einmal krank lachen über die dummen Gesichter, die die Seewölfe dann zur Schau tragen würden.

      An Personal würde es ebenfalls nicht mangeln, Burton kannte genug Kerle, die für Geld zu jeder Schandtat bereit waren. Und die würden hinterher wohlweislich das Maul halten, um nicht unangenehm aufzufallen.

      „Na, ist das ein Vorschlag?“ fragte Burton seinen Spießgesellen, der eifrig nickte und dessen Augen hell leuchteten.

      „Ja, Samuel“, sagte er begeistert. „Ich war zwar mal Hauptmann und habe ganze Armeen befehligt, aber du verstehst dein Handwerk fast noch besser.“

      Ja, dachte Burton, innerlich grinsend, deine Armeen kenne ich. Du hast in der Nähe des Towers Wache geschoben und geklaut, wo du nur konntest, aber mir ging es ja nicht viel anders. Unser gemeinsamer Haß auf den Seewolf hat jedenfalls die Jahre überdauert, und jetzt ist die Zeit da, es ihm kräftig zurückzuzahlen.

      Bromley hatte in seinem fanatischen Übereifer wieder mal ein paar Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, aber die bewegten sich auf derart nebulösen Ebenen, daß Burton es nicht einmal für nötig erachtete, sie überhaupt zu diskutieren. Das waren krankhafte Exzesse, die in Bromleys Hirn entstanden waren, als er hinter den Kerkermauern brütete und nichts anderes zu tun hatte, als sich zehn Jahre lang allerlei Unsinn auszudenken. Possen waren das, auf einem Mist gewachsen, in dem die Maden wimmelten.

      Trotzdem verstanden die beiden sich gut, und Burton hielt Bromley keinesfalls für einen totalen Trottel, dazu war der Mann viel zu sehr vom Haß beseelt, und er hatte des öfteren bewiesen, wozu er fähig war.

      Nur in bezug auf die Seewölfe, ganz besonders auf Philip Hasard Killigrew, da hakte in seinem Oberstübchen regelmäßig eine Spindel aus, und er träumte eine Art Dornröschenschlaf.

      Sein „Verbesserungsvorschlag“ sah nämlich so aus: Er wollte die Galeone bis unter die Luken mit Schießpulver vollstopfen und nach Abfeuern der Breitseiten unter vollem Preß auf die Werft jagen, und er selbst wollte das Schiff steuern und sich heroisch in die Luft sprengen. Burton fragte sich allerdings insgeheim, woher er mehr als zweihundert Tonnen Schießpulver nehmen und was er damit überhaupt bezwekken wollte, denn die Seewölfe hockten ganz woanders und nicht auf der Werft in Rame Head.

      In dieser Nacht wurde jedenfalls noch viel besprochen, und Burton ließ die Leute benachrichtigen, die er brauchte.

      8.

      Am anderen Morgen lungerte, wie schon einmal, ein Kerl in der Nähe der „Pride of Galway“ herum. Diesmal war es ein anderer, aber er benahm sich so unauffällig, daß es direkt zum Himmel stank.

      „Wenn der Blödmann wenigstens noch eine Angel dabeihätte“, sagte Hasard junior zu seinem Zwillingsbruder, „aber so wirkt er wie ein verlauster Affe in Kapitänsuniform.“

      „Klar“, sagte Philip, „der glotzt hier wieder rum, ob es etwas auszuspionieren gibt. Das kann einer von Burtons Kerlen sein oder ganz einfach einer, der nur klauen will. Wir können ihn ja mal ein bißchen ärgern, dann haut er bestimmt ab, dieser Nullinger.“

      „Was ist denn ein Nullinger?“ fragte Smoky grinsend.

      „Ein Kerl, der nichts bringt, eine Null“, antwortete Hasard